Der jameda-Orthopädentipp erklärt, wie sich eine Schlittenprothese von einer herkömmlichen Vollprothese unterscheidet.
Der Knorpel überzieht als sehr glatte und weiche Schicht den Knochen des Oberschenkels und des
Unterschenkels, so dass eine Pufferfunktion zwischen den Gelenkpartnern des Kniegelenks entsteht. Im Laufe der Jahre wird der Knorpel in unterschiedlichem Ausmaß abgenutzt, was u. a. von der Aktivität, der Beinform (O-Bein oder X-Bein) und vom Gewicht abhängt. Dies führt zu Knieschmerzen, da der Knochen unter dem Knorpel vermehrt belastet wird und sich Gelenk und Schleimhaut entzünden.
Im weiteren Verlauf der Kniearthrose wird der Knorpel aufgebraucht, so dass schließlich der Knochen freiliegt. Bei einem O-Bein verläuft die Tragachse am Bein innenseitig am Knie (medial) und damit wird der innere Gelenkspalt vermehrt belastet. Folge kann eine isolierte Arthrose am innenseitigen Anteil des Kniegelenks sein (mediale Gonarthrose).
Am Anfang steht die konservative Therapie mit Krankengymnastik, kurzfristiger Schmerzmedikation, Anpassung der Aktivität und Spritzen ins Gelenk. Diese hilft vielen Patienten über Jahre. Bei jüngeren Patienten bis 50 und gelegentlich bis 60 Jahre kann im Anfangsstadium eine Umstellungsoperation des Beins erfolgen, um die O-Bein-Stellung zu korrigieren.
Falls die Arthrose weiter fortgeschritten ist, die konservative Therapie keine Besserung mehr bringt und es dadurch zu einer Einschränkung der Lebensqualität kommt, kann der Einsatz eines Kunstgelenks angezeigt sein (Knieprothese).
Bei der Knietotalendoprothese wird die Oberfläche des Kniegelenks komplett ersetzt (innen, außen und hinter der Kniescheibe). Eine Schlittenprothese hingegen ersetzt nur den inneren Teil des Gelenks zwischen Ober- und Unterschenkel und wirkt wie eine Überkronung der aufgebrauchten Knorpeloberfläche.
Der gesunde Knorpel hinter der Kniescheibe und an der Außenseite des Gelenks bleibt dabei erhalten. Ebenso bleiben sämtliche Bänder erhalten. Eine metallische Komponente überkront dabei den Oberschenkel und eine metallische Scheibe den Unterschenkelknochen. Dazwischen befindet sich ein sogenanntes Inlay, welches den Gleitpartner aus hochwertigem Kunststoff darstellt (Abbildung 1).
Es gibt mehrere Vorteile der Schlittenprothese: Zum einen kann sie über einen etwas kleineren Zugang eingesetzt werden. Da auch die Bänder und der restliche Knorpel erhalten bleiben, können die Patienten in der Regel schneller und mit weniger Schmerzen mobilisiert werden. Das Gelenk fühlt sich auch langfristig für die Patienten im Gegensatz zur Totalendoprothese natürlicher an. Da im Vergleich zur Standardprothese weniger Knochen entfernt wird, ist ein Austausch der Prothese, falls in seltenen Fällen erforderlich, in der Regel einfacher durchzuführen.
Die langfristigen Überlebensraten der Schlittenprothesen sind nach 10 und 15 Jahren aber etwas schlechter als die der Totalendoprothesen. Bei den Schlittenprothesen kann der Verschleiß in den nicht ersetzten Kniebereichen in seltenen Fällen voranschreiten. Gelegentlich können nicht ganz perfekte Positionierungen der Schlittenprothese oder ein Überstehen der Prothese über den Knochen oder umgedreht eine zu geringe Abdeckung des Knochens der Grund für den erforderlichen Wechsel darstellen.
Die überstehende Prothese reizt dabei die umliegenden Weichteile, was zu Schmerzen führt. Die zu kleine Prothese kann früher lockern, da sie dem Knochen nicht ideal aufliegt. Dies liegt keinesfalls zwingend am Operateur, da die Prothese in bestimmten Fällen gar nicht besser platziert werden kann.
Die Schlittenprothesen „von der Stange“ gibt es in verschiedenen Größen. Diese wachsen simultan in der Länge und in der Breite, was nicht der individuellen Anatomie jedes Patienten entspricht. Dadurch kann die Prothese überstehen und die Bänder des Patienten reizen. Zu kleine Implantate liegen nicht auf der stabilen Knochenrinde auf und können eher nachsinken.
Bei der individuellen Schlittenprothese wird hingegen anhand einer Computertomographie die Prothese genau passend für den Knochen des Patienten konstruiert und somit werden sämtliche Größen und Radien des Patienten mit der Prothese exakt wiederaufgebaut. Daher passt die Prothese perfekt zum Knochen des Patienten und es kommt nicht zu einem Überstand oder einer Unterdimensionierung (Abbildung 2).
Ähnlich wie beim Zahnersatz kann eben nur mit einem individuell angefertigten Implantat die natürliche Anatomie exakt wiederhergestellt werden.
Zum Einbau der individuellen Knieimplantate werden zusätzlich individuelle Instrumente hergestellt. Diese können auf den Knochen der Patienten aufgesetzt werden und erlauben dann eine Präparation des Knochen identisch zur Planung. Dadurch sitzt die Prothese wie gewünscht (Abbildung 3).
Zusammenfassend wird bei der individuellen Schlittenprothese das künstliche Kniegelenk nach Maß für den einzelnen Patienten hergestellt und entsprechend der natürlichen Anatomie eingesetzt, was zu einer präziseren Implantation führt. Nur durch die individuell hergestellte Schlittenprothese kann eine perfekte Passung für jedes einzelne Kniegelenk erreicht werden.
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