Bei der sogenannten Kalkschulter (auch Tendinosis calcarea oder Tendinitis calcarea genannt) handelt es sich um eine chronische Entzündung der Rotatorenmanschettensehnen. Schmerzauslöser ist ein Depot aus Calcium-Salzen, das sich zwischen den Sehnen-Blättern der Rotatorenmanschette bildet.
Häufig findet sich als eigentliche Ursache eine anlagebedingte Verengung des Sehnengleitraumes unter dem Schulterdach (Impingement). Im Bereich des reibungsbedingten Entzündungsherdes lagert der Körper Kalksubstanz ein, die in der Folge zu den typischen Kalkschulterbeschwerden führt.
Am weitaus häufigsten ist dabei die Supraspinatussehne betroffen. Ernährungsfaktoren scheinen keine wesentliche Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankung zu spielen. Die wissenschaftliche Erforschung der Ursachen des Kalkschulterproblems konnten bisher keine endgültige Erklärung liefern. Man geht davon aus, dass vor allem genetische Faktoren im Sinne einer Besonderheit des Sehnenstoffwechsels die Wahrscheinlichkeit erhöhen, von einer Kalkschulter betroffen zu werden. Dazu addieren sich nach meiner Erfahrung ungünstige Begleitumstände wie Rauchen, Stress, einseitige Ernährung, Arbeitsbelastungen und Übersäuerung. Diese Faktoren sind jedoch bisher wissenschaftlich nicht eindeutig belegt worden. Insofern ist die eingangs aufgeworfene Frage letztlich (noch) nicht abschließend zu beantworten.
Zumeist sind Frauen im Alter zwischen 30 und 50 betroffen, es erkranken jedoch auch jüngere und ältere Männer und Frauen an einer Kalkschulter. Man kann dieses Krankheitsbild definitiv nicht auf degenerativ verursachten Alterskalk zurückführen, mit dem man landläufig die Arteriosklerose, also das "Verkalken" von Blutgefäßen bezeichnet. Vielmehr handelt es sich in erster Linie um eine spezielle Stoffwechseldisposition, die bereits junge Menschen für schmerzhafte Ablagerungen in den Schultersehnen anfällig macht.
Eine Kalkschulter geht im akuten Entzündungsstadium mit erheblichen Bewegungs- und Belastungsschmerzen einher. Ganz typisch sind jedoch die bohrenden, nächtlichen Schmerzen, die den Betroffenen über Wochen und Monate hin den Nachtschlaf rauben und so zu einer empfindlichen Störung des körperlichen und psychischen Gleichgewichts führen können.
Es eignen sich aus meiner Erfahrung heraus nur zwei Behandlungsmethoden, um eine tatsächliche Befreiung von diesem Problem zu erreichen: die Stoßwellenbehandlung (ESWT, extrakorporale Stoßwellentherapie) und die operative Kalkentfernung.
Letztere sollte heutzutage immer endoskopisch durchgeführt werden (minimal-invasiv) und bietet in der Hand eines geübten Operateurs die höchste Aussicht auf eine dauerhafte Heilung. Die Stoßwellentherapie hingegen ist zwar schonender, erreicht nach meiner Erfahrung jedoch nur bei ca. 30 Prozent der Behandelten eine tatsächliche Auflösung des Kalkherdes. Leider bezahlen viele Krankenkassen diese Therapieform nicht, so dass der Patient die Behandlungskosten selbst tragen muss.
Insgesamt stehen dem Patienten also drei Wege offen: weiter mit den Beschwerden zu leben, bis diese irgendwann von selbst abklingen. Dies kann allerdings viele Jahre dauern und geht oft mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität einher. Alternativ kann der - für den Patienten oft kostenpflichtige - Versuch einer Kalkauflösung mit der Stoßwellenbehandlung unternommen werden. Oder aber die definitive Behandlung des Problems durch eine minimal-invasive Kalkentfernung. Letztere bietet den Vorteil, dass im gleichen Eingriff die häufig begleitend vorliegende Engpass-Situation durch eine Formkorrektur des Schulterdaches (Acromion) behoben werden kann. Bei korrekter Operationstechnik wird so in aller Regel eine dauerhafte Heilung erreicht. Ein erneutes Auftreten von Kalkeinlagerungen ist nach erfolgreicher Operation nicht mehr zu befürchten.
Ich leide seit 2 Wochen an einer akuten Entzündung (tendinitis calcarea) der li Schulter und nehme 2x tgl Diclofenac 50 mg. Nach der 1. Stoßwelle vor einer Woche haben sich die Beschwerden massiv verschlechtert. Jetzt sollte ich die zweite von drei Stosswellenanwendungen machen. Niemand kann mir sagen, ob dies im Akutstadium sinnvoll ist. Vielleicht können Sie mir das beantworten? ? Vielen Dank im Voraus. Lg S. Wolf