Artikel 14/11/2020

Was ist ein Plattfuß? Ursachen, Symptome & Behandlungsmöglichkeiten

Dr. med. Tonio Gottlieb Facharzt für Allgemeinchirurgie, Fußchirurg
Dr. med. Tonio Gottlieb
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Fußchirurg
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Von einem Plattfuß spricht man, wenn die gesamte Fußsohle flach auf dem Boden aufliegt. Diese Fehlstellung kann zu Schmerzen und Bewegungseinschränkung führen. Wirksame Hilfe finden Betroffene beim Fußspezialisten, der eine ursachenorientierte Therapie entwickeln und bei Bedarf eine Fuß-OP durchführen kann.

Angeboren oder erworben: Wie entsteht ein Plattfuß?

Beim gesunden Fuß sind die Fußknochen über Sehnen, Bänder und Muskeln zum Fußgewölbe verspannt: Das Gewicht ruht hauptsächlich auf den Zehenballen und der Ferse, die Fußinnenseite dagegen schwebt über dem Boden.

Wenn das Fußgewölbe so weit absinkt, dass auch ohne Belastung die gesamte Fußsohle auf dem Boden aufliegt, spricht man medizinisch von einem Knick-Senk-Spreizfuß, umgangssprachlich auch Plattfuß genannt.

Bei der Entstehung eines Knick-Senk-Spreizfußes können mehrere Faktoren zusammenspielen:

  • veranlagungsbedingte Fußfehlstellung
  • unzureichende Entwicklung des Fußgewölbes im Kindesalter
  • Schwächung von Muskulatur und Sehnen des Fußes infolge von Bewegungsmangel
  • Unfälle und Erkrankungen

Aufgrund schmerzfreier Symptome bleibt der Plattfuß manchmal unerkannt

In manchen Fällen verursacht der Plattfuß keinerlei Symptome oder nur geringe Beschwerden, so dass den Betroffenen allein die anatomische Abweichung des Fußabdrucks auffällt.

Bei vielen Menschen äußert sich der Plattfuß jedoch durch Schmerzen, vor allem einen Belastungsschmerz am Außenknöchel und/oder innenseitig im Bereich des fehlenden Fußgewölbes. Die Folge ist häufig Schonverhalten, beispielsweise ein hinkender Gang.

Zudem ist beim Plattfuß die Stoßdämpfer-Funktion des Fußgewölbes stark eingeschränkt, was langfristig zu Knie- und Hüftproblemen sowie Rückenschmerzen führen kann. Der Fußspezialist, in der Regel ein Chirurg, der ausschließlich auf Füße spezialisiert ist, konzentriert seine Untersuchung daher nicht nur auf die schmerzende Region, sondern analysiert ausgehend vom Fuß die gesamte darauf aufbauende Körperstatik.

Untersuchung und Diagnostik: Wie kann ein Plattfuß festgestellt werden?

Ein Termin beim Fußchirurgen oder Fußorthopäden beginnt stets mit dem Erfragen der Beschwerden, anschließend folgen Blickdiagnose und manuelle Untersuchung des Fußes. Nur sehr wenige Experten nutzen ein spezielles Fußpodest, um den Fuß auch im Stand von unten betrachten und analysieren zu können.

Bei der Plattfuß-Diagnostik empfiehlt sich auch eine Fußdruckmessung, um die Belastungsverteilung der Fußsohle zu analysieren. Bei Bedarf geben Röntgenaufnahmen und/oder MRT-/ CT-Untersuchungen Aufschluss über knöcherne Veränderungen.

Ob angeboren oder erworben – ein Plattfuß sollte nie isoliert betrachtet werden, sondern erfordert stets eine ganzheitliche Betrachtung mit dem spezialisierten Fachwissen und der langjährigen Erfahrung eines Fußexperten.

Bei einem Plattfuß ist eine ganzheitliche Diagnose in der Regel sinnvoller als eine vorschnelle Operation

Bei einem Plattfuß unterscheidet man grundsätzlich zwei Behandlungsoptionen:

  1. konservative Plattfuß-Behandlung: Mit Physiotherapie und Fuß-Übungen lässt sich die Muskulatur von Füßen und Beinen aktiv kräftigen, medizinische Einlagen bzw. orthopädische Schuhe können das Fußgewölbe stützen.
  2. Plattfuß-OP: Wenn die Behandlung mit konservativen Methoden nicht ausreichend ist, kann ein chirurgischer Eingriff helfen – gerade bei verletzungs- oder erkrankungsbedingter Absenkung des Fußgewölbes. Die Wahl des OP-Verfahrens orientiert sich stets an den individuellen Voraussetzungen des Patienten.
    Möglich ist eine Stellungskorrektur im Bereich des Rückfußes (Fersenbeinumstellung oder Stabilisierung der Rückfußgelenke) oder am Übergang von Mittelfuß zur Fußwurzel bzw. in der Fußwurzel selber. Es wird jeweils gleichzeitig  die Muskulatur, welche das Fußgewölbe hält, verstärkt (Transplantation Augmentation der Tibialis-posterior-Sehne).

Ursächliche Erkrankungen wie Arthritis oder eine Sehnenentzündung müssen bei der Plattfuß-Therapie selbstverständlich mitbehandelt werden.

Ein Universalrezept für die Behandlung von Plattfüßen gibt es also nicht. Hier braucht es stets ein individuelles Therapiekonzept vom Fußspezialisten, das auch Ausprägung und Ursache des Plattfußes sowie andere persönliche Faktoren berücksichtigt.

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