Artikel 14/06/2016

Symptomcheck: Fußschmerzen beim Laufen oder in der Nacht?

Team jameda
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Manchmal treten Fußschmerzen nur beim Laufen auf, manchmal nur nachts. Mal tut der Ballen weh, mal die Ferse, mal schmerzt es innen, mal außen. Was dahinter stecken könnte, wollte jameda von Herrn Laurenz wissen, dessen Praxis sich auf Fußbeschwerden spezialisiert hat.

jameda: Wie häufig sind orthopädische Beschwerden des Fußgelenks?
Herr Laurenz: Fast jeder hat irgendwann mit Fußproblemen zu tun. Bei den jugendlichen Patienten sind es häufig akute Beschwerden nach Sport- oder Freizeitunfällen wie zum Beispiel Verdrehtraumen. Ab dem 45. Lebensjahr verändert sich das Krankheitsbild: Ältere leiden eher an Überlastungs- und Folgeschäden.

jameda: Fußschmerzen können viele Ursachen haben – von engen Schuhen über Fehlstellungen bis zur Arthrose reicht die Palette. Wie häufig stecken ernste Erkrankungen hinter den Beschwerden?  
Herr Laurenz: Die Frage ist, wie man eine ernste Erkrankung definiert. Der Leidensdruck ist für den Patienten immer ernst. Ein schmerzender Fuß führt zu einer Einschränkung der Lebensqualität, auch wenn die Ursache aus rein medizinischer Sicht kein Dauerproblem sein sollte. Zum Glück sind die Beschwerdeauslöser jedoch meist trivialer Natur.

jameda: Manche Patienten haben nur Schmerzen beim Gehen oder Laufen. Was könnte die Ursache sein?   
Herr Laurenz: Das hängt von der Lokalisation ab. Am Rückfuß entstehen häufig Sehnenentzündungen. Ein Stichwort ist der sogenannte „Fersensporn“ oder die „Haglund-Ferse“, im Volksmund „Überbein“ genannt. Überbelastungen am Mittel-und Vorfuß sind ebenfalls sehr schmerzhaft. Häufig sehen wir am Großzeh die Ballenzehbildung, die sich oft durch unpassendes Schuhwerk entzündet.

jameda: Beim Joggen wird das Fußgelenk noch mehr belastet als beim Spazierengehen. Könnte ein falscher Laufstil vorliegen, wenn Fußschmerzen nur nach dem Joggen auftreten?   
Herr Laurenz: Das ist eine Möglichkeit. Grundsätzlich sollten Läufer zunächst den passenden Laufschuh wählen. Die Variationsmöglichkeiten sind da recht groß. Weil Läufer erfahrungsgemäß selbst schlecht beurteilen können, ob die Fußinnenseite Unterstützung braucht und die Ferse lotrecht sitzt, ist eine Laufanalyse häufig sinnvoll, um einen Schuh mit den richtigen Dämpfungswerten und der optimalen Stabilität zu finden, um Fehlbelastungen vorzubeugen. Den alten Turnschuh von vor zehn Jahren aus dem Keller zu holen, ist keine gute Idee. Muskuläre Dysbalancen sind ein komplexes Thema.

jameda: Inwieweit?    
Herr Laurenz: Läufer mit einer angeborenen Hypermobilität oder solche, die seit Jahren inaktiv sind, haben häufig Schwächen in der Rumpf- und Beinstabilisierung. Die Koordinationsfähigkeit auszubauen, dauert häufig länger, als die Kondition zu steigern. Deshalb sollte man das Training langsam aufbauen. Lässt sich das Niveau nach einer Weile nicht mehr steigern, ist die muskuläre Dysfunktion häufig noch ein Thema.

jameda: Was können Jogger sonst noch tun, um Fußschmerzen zu vermeiden?
Herr Laurenz: Zunächst sollten neue Schuhe auf kürzeren Strecken „eingelaufen“ werden, weil sich der Fuß eingewöhnen muss. Beginnt man zu schnell intensiv zu laufen, kommt es sehr häufig zu Überlastungen. Das gilt insbesondere bei Anfängern oder Wiedereinsteigern. Gezieltes Muskeltraining wie z. B. Spiraldynamik hilft aus meiner Erfahrung dabei sehr gut.

jameda: Manchmal treten die Schmerzen nur seitlich, oben oder nur vorne an den Ballen auf. Woran könnte das liegen?   
Herr Laurenz: Der schmerzende Ballen am Großzeh ist ein verbreitetes Problem. Meist sieht man einen Hallux valgus, den Ballenzehen mit typischer Achsabweichung des Großzehs zu Seite. Davon sind meist Frauen betroffen. Bei Männern sehen wir diese Fehlstellung seltener, dafür können knöcherne Anbauten am Gelenk scheuern. Die Folge: Die Kapsel entzündet sich. Man muss aber auch an Entzündungen der Sesambeine unter dem Großzehengrundgelenk denken.

jameda: Was hilft dagegen?
Herr Laurenz: Zunächst einmal akut eine Belastungsreduktion zur symptomatischen Behandlung. Leider bedeutet das meist eine kurze Sportpause. Ansonsten die „Klassiker“ – hochlagern, kühlen und die Entzündung lindern. Dafür sind nicht unbedingt Schmerztabletten erforderlich: Retterspitz- oder Quarkwickel und Tonerde helfen genauso gut. Sie haben keine Nebenwirkungen, lindern die Entzündung langsamer und erfordern eine längere Schonzeit. Wenn sich die Patienten eine längere Auszeit nehmen, wird der Fuß schneller gesund.

jameda: Wie sind Fußschmerzen zu erklären, die nur nachts oder nach Ruhephasen auftreten?  
Herr Laurenz: Am häufigsten steckt das „Tarsaltunnelsyndrom“ dahinter, das viele aber gar nicht kennen. Typisch ist der in der Nacht auftretende, häufig brennende Schmerz am Innenknöchel und an der Fußsohle. Die Symptome können bis zu Lähmungserscheinungen der Zehen gehen. Ursache ist eine Nerveneinklemmung, ähnlich dem bekannteren Karpaltunnelsyndrom der Hand.

jameda: Helfen Hausmittel wie Massagen, Fußbäder oder Einlagen gegen die Beschwerden?
Herr Laurenz: Klar! Massagen und das Durchwalken der Fußmuskulatur helfen sehr gut gegen die Verspannungen der intrinsischen – also der im Fuß liegenden – Muskulatur. Fußbäder wirken genauso. Die Wärme entspannt und Wechselbäder aktivieren den Stoffwechsel. Quarkpackungen und feucht-kalte Umschläge wirken abschwellend.

jameda: Wenn die Schmerzen länger als drei Tage andauern, zunehmen, wiederkehren oder Begleiterkrankungen auftreten, sollten Patienten zum Arzt gehen. Was erwartet sie in der orthopädischen Praxis?
Herr Laurenz: Der Arzt sucht zunächst nach der Ursache. Neben der manuellen Untersuchung werden weitere geeignete diagnostische Maßnahmen genutzt. Das kann Sonografie, Röntgen, MRT oder sogar eine Vorstellung bei anderen Facharztdisziplinen notwendig machen.

jameda: Vielen Dank für das Gespräch!
Herr Laurenz: Sehr gerne!

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