Artikel 22/01/2021

Das jameda-Interview: 8 Fragen an Frau Dr. med. Adele Stapf

Dr. med. Adele Stapf Internist, Hämatologe & Internistischer Onkologe
Dr. med. Adele Stapf
Internist, Hämatologe & Internistischer Onkologe
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Dr. med. Adele Stapf interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Internistin.

jameda: Frau Dr. Stapf, was hat Sie motiviert, Ärztin zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Frau Dr. Stapf: An der Innere Medizin ist vor allem die Breite des Themengebietes reizvoll. Allerdings erlebe ich für mich eine starke Verankerung in meinem Schwerpunkt. Ich sehe mich insgesamt mehr als Hämatologin und internistische Onkologin denn als allgemeine Internistin. Kennzeichnend an der Hämatologie/Internistischen Onkologie ist für mich die Möglichkeit, Patienten über einen längeren Zeitraum intensiv zu begleiten.

Durch die Ernsthaftigkeit der Erkrankungen entstehen häufig enge Arzt-Patienten-Beziehungen, die auch Angehörige einschließen können. Wichtig für mich ist die oft sehr hohe Motivation der Patienten, in den allermeisten Situationen ‘zieht man gemeinsam an einem Strang’.

Die Hämatoonkologie ist ein sehr dynamisches Gebiet. Viele neue Therapiestrategien haben allein in den letzten Jahren die Prognose und Situation der Patienten deutlich verbessert. Diese Entwicklung hält weiter an. Das Fachgebiet bietet außerdem die Möglichkeit, auch in der Niederlassung wissensgenerierend zu arbeiten bspw. durch die Teilnahme an klinischen Studien.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Frau Dr. Stapf: Mein Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Diagnostik und Therapie von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen. Das erfordert oft interdisziplinäre Zusammenarbeit, die durch die Vernetzung unserer Praxis mit zertifizierten Tumorzentren und die Vorstellung in von uns koordinierten Tumorboards gewährleistet ist. Sofern vom Therapieschema her möglich, führen wir die medikamentösen Tumortherapien (orale und infusionstherapeutische Chemotherapien, Antikörper- und Immuntherapien sowie sogenannte zielgerichtete Therapien) in unserer Praxis durch.

Nach Therapieabschluss schließen sich die Nachsorgeuntersuchungen und in Therapiepausen die Verlaufskontrollen an. Außerdem führe ich Abklärungen von auffälligen Befunden (bspw. von Blutbildveränderungen) oder Beschwerden (bspw. Gewichtsverlust, Schmerzen, tastbare Lymphknoten etc.) durch, die auf eine hämatologische oder onkologische Erkrankung hinweisen können. Des Weiteren besteht die Möglichkeit zur Transfusion von Blutprodukten.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Frau Dr. Stapf: Eine Bindung an die Hämatologie und Onkologie entstand früh während des Studiums. Sowohl meinen Blick auf die fachlichen Möglichkeiten, die Freude an neuen Therapiestrategien als auch den Blick auf das persönliche Erleben und die Dimension einer Tumorerkrankung für die Patienten haben insbesondere Herr PD Dr. Schuler und Herr Prof. Dr. Ehninger vom Universitätsklinikum Dresden geprägt.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern?

Frau Dr. Stapf: Die Onkologie ist eines der derzeit innovativsten Gebiete der Medizin, so dass wir uns immer wieder mit neuen Therapieprinzipien und Wirkmechanismen auseinandersetzen müssen. Eine wirkliche Erleichterung für den Alltag ist die kollegiale Zusammenarbeit, ohne die eine moderne und gute onkologische Versorgung unserer Patienten nicht gelingen kann.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Frau Dr. Stapf: Diese Frage beinhaltet zwei Blickwinkel, einen fachlichen und einen patientenzentrierten: Durch zunehmendes Wissen wird die Heterogenität der Tumorerkrankungen immer größer. Dies birgt die Chance, dass wir Therapiestrategien immer feiner an die individuelle Erkrankung eines Patienten anpassen können. Dieser Prozess ist nicht neu, aber sehr dynamisch.

Eine große Herausforderung dabei ist, wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst rasch und sicher zugänglich zu machen, sodass sie unseren Patienten konkret nutzen. Die Fortschritte der modernen Onkologie haben dazu geführt, dass mehr Patienten geheilt werden. Dafür müssen viele Betroffene allerdings eine beeinträchtigende Therapiephase bewältigen und erleben für die Dauer ihres Lebens bleibende Krankheitsauswirkungen und Rezidivängste.

Auch die Fortschritte der palliativen Onkologie, die mehr Patienten ein längeres Leben mit der Erkrankung ermöglichen, fordern eine längere Adaptationsleistung an das Leben mit einer lebensbedrohlichen chronischen Krankheit mit oft nebenwirkungsträchtigen Langzeittherapien.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Frau Dr. Stapf: Ein Patient kann eine Therapiestrategie nur mittragen, wenn sie nachvollziehbar und verständlich ist und auch zur aktuellen Lebenssituation passt. Ich versuche, mir ein möglichst genaues Bild von den Symptomen, Belastungen, dem Umfeld aber auch vom Vorwissen und von Wünschen/Bedürfnissen zu machen, um im Idealfall zu einer gemeinsamen Entscheidung zu finden.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Frau Dr. Stapf: An unseren Patienten schätze ich ihre Motivation, Kraft und Ausdauer trotz ihrer oft schweren Erkrankung. Ich bewundere oft den Mut, sich elementaren und existenziellen Fragen zu stellen und schätze das entgegengebrachte Vertrauen und die Dankbarkeit, auch wenn wir nicht immer das erhoffte Ergebnis erreichen können.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Frau Dr. Stapf: In jeder Lebenssituation können wir etwas Gutes für uns selbst tun. Das kann eine bewusste Ernährung sein, erholsamer und kraftspendender Schlaf, sportliche Aktivität oder ein Entspannungsverfahren. Die Bedürfnisse sind sehr individuell und natürlich auch von der Erkrankungsphase abhängig. Beziehen Sie diese Aspekte ein.

Zur Person

  • Fachärztin für Innere Medizin
  • Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie
  • Jahrgang 1976, verheiratet, 2 Kinder
  • Studium der Humanmedizin an der Technischen Universität Dresden
  • Praktisches Jahr in Brugg und am Inselspital Bern (CH), Facharztweiterbildung in der Medizinischen Klinik 5 Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie am Klinikum Nürnberg unter der Leitung von Prof. Dr. M. Wilhelm
  • Seit 2018 Partnerin in der Internistischen Gemeinschaftspraxis Spitalgasse als Internistin mit Schwerpunkt Hämatologie / Internistische Onkologie
  • Mitgliedschaften: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGI) und Bund niedergelassener Hämatologen und Onkologen (BNHO)

Zur Praxis

Hauptpraxis Spitalgasse 2 im Herzen von Nürnberg. Ausgelagerte Praxisräume für den Bereich Hämatologie und Onkologie am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg, Stadenstraße 58.

Räumlichkeiten zur Durchführung der Tumortherapien an beiden Standorten. Unsere Schwerpunktpraxis ist zertifiziert und zugelassen für sämtliche Behandlungen von Krankheiten der Inneren Medizin, insbesondere aus dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie, Diabetologie, Endokrinologie, Gastroenterologie und Hepatologie.

Ernährungsmedizinische Beratungen erfolgen in den Bereichen Diabetes, Bluthochdruck sowie Tumorerkrankungen. Im Team arbeiten acht Ärztinnen und Ärzte sowie ca. 45 Mitarbeiterinnen.

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