Ein Interview mit der Plastischen Chirurgin Dr. Isabel Reisenauer. In Ihrer Praxis Isaneo in Ulm führt sie täglich zahlreiche Eingriffe durch. Sie erläutert, für wen eine Oberlidstraffung in Frage kommt, worauf es fachlich zu achten gilt und was die Patient:innen erwartet.
Die medizinische Indikation ist beim sogenannten Kulissenphänomen gegeben, wenn ein Hautüberschuss am Oberlid die Sicht nach rechts und links behindert und das Sehfeld teilweise stark eingeschränkt ist. In diesem Fall wird der Eingriff von der Krankenkasse übernommen. In anderen Fällen stören sich die Betroffenen aus ästhetischen Gründen daran, wenn sie aufgrund erschlaffter und überschüssiger Haut am Oberlid einen müden, oft abgeschlagenen Blick haben. Ihr Sehfeld ist intakt, aber sie wünschen sich einen wacheren und frischeren Gesichtsausdruck.
Im Vorfeld findet wie bei jedem chirurgischen Eingriff eine Vorbesprechung über das anvisierte Ergebnis und die Aufklärung über mögliche Risiken sowie die Nachsorge statt. Eine Oberlidstraffung dauert ungefähr 45 Minuten, verläuft ambulant und in der Regel in Lokalanästhesie. Das bedeutet, dass man nicht nüchtern sein muss, sondern am Morgen ganz regulär frühstücken und anschließend auch nach dem Eingriff am selben Tag wieder nach Hause gehen kann. Die Patient:innen sind wach während der Operation. Man spürt einen kleinen kurzen Piekser seitlich am Auge, anschließend aber keinen Schmerz. Die Umgebung und die Geräusche bekommt man mit.
Ich operiere mit einem Radiofrequenzgerät, an dem eine hauchdünne Nadel angebracht ist, mit der ich sehr präzise schneiden kann. Gleichzeitig werden dabei die Gefäße verödet, dadurch minimieren sich Schwellungen und Blutergüsse. Vor dem Eingriff mache ich Markierungspunkte und eine genaue Anzeichnung. Es ist sehr wichtig, alles millimetergenau abzumessen, daher trage ich während des Eingriffs eine Lupenbrille und überprüfe mithilfe einer Pinzette sehr genau, dass das Auge noch schließt. Entfernt werden dann kleinste Mengen an Gewebe, Haut, Muskel und bei Bedarf etwas Fett.
Die Schnitte werden an der Hautoberfläche gemacht und gehen nicht tief, sodass das Auge selbst nicht verletzt wird. Wie bei jeder Operation gibt es ein minimales Infektionsrisiko. Für Raucher:innen gilt ein erhöhtes Risiko bei der Wundheilung.
Direkt nach dem Eingriff vernähe ich den Schnitt mit einem Faden, der nach etwa einer Woche gezogen wird. Die Augen werden für zwei Stunden verbunden. Anschließend kann man ohne Verband nach Hause gehen. In den ersten Tagen kann es zu einem Trockenheitsgefühl kommen. Es ist sehr wichtig, in den ersten 24 Stunden ausgiebig und gut mit einem Hilfsmittel auf Kühlschranktemperatur zu kühlen, um größere Schwellungen zu vermeiden. Zu leichten Blutergüssen und Schwellungen kommt es aber in jedem Fall, das ist normal. Man sollte versuchen, die Augen einige Tage zu entspannen, keine Bildschirmarbeit zu machen, nichts zu lesen und Dinge zu vermeiden, die die Augen anstrengen, weil sie noch gereizt sind.
Im Durchschnitt sind die Patient:innen bereits nach sieben bis zehn Tagen wieder gesellschaftsfähig. Eine Oberlidstraffung ist ein relativ unkomplizierter und unaufwendiger Eingriff mit einem großen Benefit für die Patient:innen, um wieder einen wachen, strahlenden Blick zu haben.
Seit ungefähr 15 Jahren führt Dr. Reisenauer durchschnittlich zweimal die Woche eine Oberlidstraffung durch.
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