Die Diagnose „Bronchialkarzinom“ ist ein schwerer Schlag. Lesen Sie hier, was Lungenkrebs verursacht, wie er entdeckt wird, wie Sie vorbeugen können und wie die Erkrankung behandelt wird.
Definition
Das Lungeninnere erinnert an einen Baum mit Ästen und Blättern. Die Luftröhren teilen sich immer weiter auf, bis sie schließlich in den Lungenbläschen enden. Die Lunge enthält ungefähr 300 Millionen Lungenbläschen, die Sauerstoff auf- und Kohlendioxid abgeben und eine Fläche von 100 Quadratmetern einnehmen. Ein Tumor, der sich in diesem komplexen Organ einnistet, kann böse Folgen haben.
Das Bronchialkarzinom, auch Bronchuskarzinom oder Lungenkarzinom genannt, beschreibt mehrere Arten bösartiger Tumoren der Lunge, die aus den verschiedenen Gewebetypen entstehen.
Krebszellen können sich über Lymph- oder Blutgefäße ausbreiten und Metastasen in anderen Organen bilden, zum Beispiel in den Nebennieren, im Gehirn oder in den Knochen. Darüber hinaus können Krebszellen aus anderen Organen, wie zum Beispiel der Prostata oder dem Darm, auch die Lunge besiedeln.
Zunehmend mehr Frauen erkranken an einem Bronchialkarzinom (© MaleWitchi_Stock)
Immer mehr Frauen betroffen
In Deutschland erkranken ungefähr 50.000 Menschen pro Jahr an einem Lungenkarzinom, das mit 40.000 Todesfällen pro Jahr die vierthäufigste Todesursache in unserem Land ist.
Die Prognose ist schlecht: Nur 5 Prozent der Erkrankten sind nach 5 Jahren noch am Leben.
Die meisten Patienten sind über 50 Jahre alt. Zwar erkranken immer weniger Männer, dafür erhalten immer mehr Frauen die Diagnose „Lungenkrebs“. Wahrscheinlich hängt diese Entwicklung mit den veränderten Rauchgewohnheiten in den letzten Jahrzehnten zusammen.
Welche Arten gibt es?
Lungenkrebs bildet sich entweder in den Luftwegen oder im Lungengewebe und wird grundsätzlich in 2 grobe Kategorien eingeteilt:
- das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom
- das kleinzellige Lungenkarzinom
Die Unterteilung bezieht sich auf die Größe der Krebszellen unter dem Mikroskop.
Kleinzellige Lungenkarzinome sind aggressiv, wachsen schnell, bilden fast immer Metastasen und sind nicht heilbar. Ungefähr 15 bis 20 Prozent aller Lungenkarzinome sind kleinzellig.
Ungefähr 80 bis 85 Prozent aller Lungenkarzinome sind nicht-kleinzellig. Sie haben etwas bessere Heilungschancen und werden je nach Gewebeherkunft weiter eingeteilt in:
Krebsart
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Entstehung aus
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Häufigkeit (Anteil an nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen)
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Adenokarzinome
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Drüsengewebe
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60 %
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Plattenepithelkarzinome
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Haut oder Schleimhaut
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30 %
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großzellige Karzinome
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diversen Zellen
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10 %
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Rund 2 Prozent aller Lungentumoren sind gutartig. Sie verursachen meist keine Symptome und werden zufällig auf einem Röntgenbild entdeckt.
Rauchen ist einer der Hauptursachen für Bronchialkarzinome (© fotoart-wallraf)
Ursachen: Rauchen und Umweltschadstoffe
- Rauchen: 90 Prozent aller Patienten mit Lungenkrebs sind oder waren Raucher. 16 Prozent aller Raucher erkranken an Lungenkrebs.
- Umweltschadstoffe: Arsen, Abgase, Feinstaub, Chrom, Nickel, Teer, Ruß, Radon und Bestrahlungen verursachen ebenfalls Lungenkrebs.
- Genetische Faktoren sind möglicherweise in 5 bis 10 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen verwickelt.
Allgemeine Symptome erschweren die Diagnose
Lungenkarzinome äußern sich in späteren Entwicklungsphasen mit allgemeinen Beschwerden, wie zum Beispiel:
- Husten, der länger als 4 Wochen andauert oder sich verändert und mit blutigem oder klarem Auswurf einhergeht
- andauernde Erkältung, die trotz Antibiotika nicht geheilt wird, oder Fieber
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme
- Atembeschwerden oder akute Atemnot
- Schmerzen im Brustkorb
Die untypischen Anzeichen des Lungenkarzinoms erschweren die rechtzeitige Diagnose der Erkrankung.
Diagnose dank umfangreicher Untersuchung
Zur Diagnostik des Lungenkarzinoms gehört eine lange Reihe von Untersuchungen, wie zum Beispiel Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, Lungenfunktionsprüfungen in Ruhe und unter Belastung, Laboruntersuchungen zur Feststellung von Nieren-, Leber- und Blutwerten sowie die Untersuchung des Auswurfs.
Die Bronchoskopie, kombiniert mit endo-bronchialem Ultraschall und der Lungenbiopsie, ist die wichtigste Untersuchung für die Diagnose des Lungenkarzinoms und verrät dem Arzt, wie der Lungenkrebs genau aussieht.
Dabei führt der Arzt ein flexibles, schlauchartiges Gerät mit einer Kleinkamera durch den Mund oder die Nase in die Luftröhre bis zu den Bronchien, erkennt verdächtige Stellen und entnimmt Gewebeproben für die Untersuchung. Das Verfahren wird unter Lokalanästhesie oder Kurznarkose durchgeführt. Ist das Bronchoskopie-Gerät mit einem Ultraschallkopf ausgestattet, können auch von den Lymphknoten schärfere Bilder gemacht werden.
Die Mediastinoskopie ist die Spiegelung des mittleren Brustraumes, die zur Diagnose des Lymphknotenbefalls dient. Das Spiegelungsgerät wird unter Kurznarkose durch einen kleinen Schnitt hinter dem Brustbein eingeschoben. Wird zusätzlich eine kleine Videokamera eingesetzt, kann der Raum zwischen der Lunge und der Brustwand ziemlich genau beurteilt werden. Die zusätzliche Video-Untersuchung nennt man „videoassistierte Thorakoskopie“.
Weitere bildgebende Untersuchungen, wie die Computertomographie, die Magnetresonanz-Tomographie und die Positronen-Emissions-Tomographie, helfen, die Lage und Ausdehnung des Tumors, der Lymphknoten oder der Metastasen genauer zu erkennen. Bei der Skelettszintigraphie wiederum wird Knochen abgebildet, nachdem ein radioaktives Kontrastmittel gespritzt wird, das sich in den Knochen ansammelt. So werden Knochenmetastasen sichtbar.
Welche Stadien gibt es?
Das genaue Stadium eines Lungenkarzinoms ist sehr wichtig für die Wahl der richtigen Therapie. Zuerst wird anhand der Untersuchungsergebnisse die Größe und Ausbreitung des Haupttumors eingestuft (von T0 bis T4), dann prüft der Arzt den Lymphknotenbefall von N0 bis N3 und zuletzt beurteilt er die Metastasen mit M0 oder M1.
TX
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Der Tumor kann nicht beurteilt werden.
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T0
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Keine Anzeichen für einen Tumor.
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Tis
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Der Tumor ist auf die Oberfläche der Schleimhaut begrenzt.
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T1
- T1a
- T1b
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Der Tumor ist kleiner als 3 cm.
- Der Tumor ist kleiner als 2 cm.
- Der Tumor ist größer als 2 cm und kleiner als 3 cm.
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T2
- T2a
- T2b
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Der Tumor ist größer als 3 cm oder er ist mehr als 2 cm in eine Hauptbronchie oder in das Lungenfell eingewachsen oder führt zum Kollaps der Lunge wegen verminderter Luftaufnahme.
- Tumor größer als 3 cm und kleiner als 5 cm
- Tumor größer als 5 cm und kleiner als 7 cm
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T3
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Der Tumor ist größer als 7 cm oder er ist in Brustwand, Brustfell oder Zwerchfell eingewachsen, er befindet sich in einer Hauptbronchie, ein Großteil der Lunge wird nicht mehr mit Luft gefüllt oder es gibt verschiedene Tumorherde in einem Lungenlappen.
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T4
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Der Tumor hat sich in Luft- oder Speiseröhre, im mittleren Brustraum, in den großen Blutgefäßen, im Herz oder im Wirbelkörper ausgebreitet. Es gibt Tumorherde in mehrere Lungenlappen auf derselben Seite.
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NX
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Die Lymphknoten können nicht beurteilt werden.
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N0
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Die Lymphknoten der Lunge sind krebsfrei.
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N1
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Die Lymphknoten desselben Lungenflügels sind befallen.
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N2
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Die Lymphknoten in der gleichseitigen Brustwand und im Ausgang der Luftröhre sind erkrankt.
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N3
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Lymphknoten des anderen Lungenflügels oder weiter entfernte Lymphknoten sind befallen.
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M0
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Es gibt keine Fernmetastasen.
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M1
- M1a
- M1b
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Es gibt Fernmetastasen.
- Es gibt separate Tumorherde in einem Lungenlappen auf der Gegenseite des Primärtumors oder im Brustkorb oder es bildet sich ein Erguss im Brustkorb oder im Herzbeutel.
- Es gibt Fernmetastasen in der Leber, den Nebennieren, den Knochen oder im Gehirn.
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Dann erfolgt die Stadieneinteilung der Neoplasie, d.h. der Neubildung der Krebszellen, wie folgt:
Nicht-kleinzellige Lungenkarzinome:
- Stadium I: T1 oder T2, N0 und M0
- Stadium II: T1 bis T3, N0 oder N1 und M0
- Stadium III: T1a/b bis T4, N0 bis N3 und M0
- Stadium IV: Tis bis T4, N0 bis N3 und M1
Kleinzellige Lungenkarzinome:
- Stadium LD: Der Tumor ist auf einen Lungenflügel begrenzt, aber es gibt keine Metastasen.
- Stadium ED: Der Tumor hat sich auf beide Lungenflügel ausgebreitet und Metastasen gestreut.
Wie bei vielen Krebsarten ist die Chemotherapie auch beim Bronchialkarzinom eine gängige Behandlungsmethode (©fotolia-Photographee.eu)
Therapie: OP, Chemo- und Strahlentherapie
Wie bei jedem Krebs gibt es für die Behandlung des Lungenkarzinoms folgende Möglichkeiten:
Operation
Ein Lungenkarzinom wird operiert, wenn es nicht-kleinzellig und lokal begrenzt ist und keine Metastasen gestreut hat. Ist der Tumor nämlich zu groß, müsste der Chirurg so viel Lungengewebe entfernen, dass das Atmen danach nicht mehr möglich wäre. Entfernt werden maximal 2 von 5 Lungenlappen zusammen mit den Lymphknoten.
Chemotherapie
Eine Chemotherapie hilft Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs. Für nicht-kleinzellige Lungenkarzinome gibt es neuere Medikamente, die gezielter gegen die Krebszellen wirken, wie zum Beispiel die Substanzen Erlotinib, Gefitinib und Crizotinib sowie der Antikörper Bevacizumab.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie wird vor oder nach einer Operation in Kombination mit einer Chemotherapie oder im Endstadium bei nicht operierbaren Metastasen vorgenommen.
Vorbeugen
Die wirksamste Vorbeugung des Lungenkarzinoms ist, aufs Rauchen zu verzichten. Auch wenn Sie Raucher sind, lohnt es sich damit aufzuhören, denn ein Rauchstopp senkt Ihr Lungenkrebsrisiko in jedem Alter. Das ist die beste Selbsthilfe für Sie.
Fazit
Das Bronchialkarzinom kommt häufig vor und geht mit einer geringen Lebenserwartung einher. Es wird hauptsächlich durch das Rauchen und andere Umweltschadstoffe verursacht. Die Erkrankung verläuft lange symptomlos und wird oft zufällig auf Röntgenbildern entdeckt. Lassen Sie es nicht so weit kommen und hören Sie mit dem Rauchen auf.
Links
Selbsthilfe Lungenkrebs
Patientenliga Atemwegserkrankungen
Deutsche Atemwegsliga
Deutsche Lungenstiftung
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Bundesverband der Pneumologen
Deutsche Krebshilfe
Österreichische Krebshilfe
Krebsliga Schweiz
Deutsches Krebsforschungszentrum
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
Deutsche Krebsgesellschaft
Quellen