Artikel 24/11/2016

Wie vermeide ich Unfälle beim Wintersport? Ein Einblick in die Unfallstatistik in Deutschland

Team jameda
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Eine unachtsame Bewegung oder ein kurzer Kontrollverlust reichen oft schon aus, um Wintersportler bei den oft hohen Geschwindigkeiten stürzen zu lassen. Fehlende Kondition, Leichtsinn, Selbstüberschätzung, schlecht gewartetes Material und überfüllte Pisten steigern die Sturzgefahr. Auch der Glühwein auf der Hütte zwischendurch ist nicht zu unterschätzen - er verleitet nicht nur zu Übermut, sondern macht auch müde und mindert die Körperbeherrschung. Auch das Fahren abseits der gesicherten Pisten ist gefährlich und kann bei unwegsamem Gelände oder Lawinen schwere Verletzungen verursachen.

Welche Sportler sind am gefährdetsten und weshalb?

Letzten Winter hatte die Bayerische Bergwacht knapp 4.700 Einsätze, wobei die meisten von Skifahrern (3.385) verursacht wurden, gefolgt von Snowboardern (845) und Rodlern (218). Aber sie musste auch immer wieder wegen Langläufern (100) und Skitourengehern (68) sowie wegen Schneeschuhwanderern (27) ausrücken.

Das Risiko für besonders schwere Unfälle ist bei Skihochtouren am größten. Pro Jahr kommen bis zu zehn Menschen beim Sturz in eine Gletscherspalte ums Leben, bei Lawinenverschüttungen sind es sogar bis zu 150 Todesfälle. Auf der Piste gibt es beim Snowboarden im Vergleich zum Skifahren fast doppelt so viele Unfälle und Verletzungen.

Am häufigsten verletzen sich Snowboarder am Handgelenk und an der Schulter, Skifahrer meist am Kniegelenk oder am Unterschenkel. Bei etwa sieben Prozent der Unfälle kommt es zu Kopfverletzungen; diese Zahl hat in den letzten Jahren durch das Tragen von Helmen erfreulicherweise deutlich abgenommen. Das Rodeln wird häufig unterschätzt. Auch hier passieren Unfälle, meist sind Unerfahrenheit, Alkohol, oder der Verzicht auf Schutzkleidung die Ursache. Rodler sollten immer eine Skibrille, feste Schuhe, Handschuhe und einen Helm tragen.

Warum kommen Knie und Schulterverletzungen am häufigsten vor?

Mehr als jede dritte Verletzung betrifft das Knie, jede fünfte die Schulter. Das Knie ist unser größtes Gelenk und kann beim Sport mit bis zu 1,5 Tonnen unbeschadet belastet werden – allerdings nur, wenn die Belastung senkrecht auf das Gelenk trifft. Schon kleinere, schräg einwirkende Kräfte oder schnelle, überraschende Drehbewegungen können Verletzungen verursachen.

Das passiert besonders leicht, wenn die Füße in der Skibindung feststecken. Bei Stürzen landen insbesondere Skifahrer oft genau auf der Schulter, was schnell ungut für Bänder und Gelenke enden kann.

Wie bereite ich mich körperlich optimal vor?

Neben Unaufmerksamkeit ist mangelndes Training im Vorfeld die häufigste Ursache von Unfällen im Wintersport. Wichtig in der Vorbereitung: Schon im Herbst mit Skigymnastik und Kräftigungsübungen beginnen. Vor Ort gehört das gründliche Aufwärmen von der ersten Abfahrt oder nach längeren Stopps genauso dazu wie regelmäßige Pausen. Schwinden die Kräfte, sollte man besser erst am nächsten Tag weiterfahren. Und während dem Sport bitte auf den Alkohol verzichten – dafür ist abends beim Après-Ski noch genügend Zeit!

Was muss ich bei der Ausrüstung beachten?

Wer Schutzkleidung trägt, kann bei Unfällen Verletzungen vorbeugen. Auch wenn der Helm in Deutschland noch nicht Pflicht ist, empfehle ich, ihn unbedingt zu tragen. Rückenprotektoren und Skibrillen sorgen für zusätzlichen Schutz. Snowboarder sollten dazu Handschuhe mit speziell versteiften Schutzelementen verwenden. Auch wichtig: Vor jedem Skitag die Ausrüstung checken.

Wie sollte ich mich auf der Piste verhalten?

Ein paar goldene Regeln helfen, sich und andere auf der Piste zu schützen:

  • Geschwindigkeit und Fahrweise dem eigenen Können und den Witterungsverhältnissen anpassen
  • Beim Überholen genügend Abstand halten
  • Nicht an engen und unübersichtlichen Stellen anhalten
  • Beim Anfahren auf genügend Platz achten
  • Sich an Markierungen und Warnzeichen halten

Was ist zu tun, wenn es doch zu einem Unfall kommt?

Um Auffahrunfälle zu vermeiden, sollte die Unfallstelle zunächst im Abstand von fünf bis zehn Metern beispielsweise mit gekreuzten Skiern gesichert werden. Im Anschluss sollte man als erstes überprüfen, ob der Betroffene ansprechbar ist. Gegebenenfalls ist Erste Hilfe notwendig und der Gestürzte muss in die stabile Seitenlage gebracht oder vor Kälte geschützt werden.

Ohne den Betroffenen unbeaufsichtigt zu lassen, sollte dann das Liftpersonal alarmiert werden, die Bergrettung ist über die europaweite Notrufnummer 112 erreichbar. Wenn man kein Handy parat hat, können auch Pfiffe, Rufe oder Lichtsignale helfen. Anschließend heißt es abwarten, bis professionelle Hilfe eintrifft – und dabei das Unfallopfer so gut wie möglich zu beruhigen.

Wie geht es für den Patienten nach dem Unfall weiter?

Nach einem Sport-Unfall ist häufig eine OP nötig. Bei größeren Verletzungen wie Schienbein-, Oberschenkel-, Hüft- oder schweren Schulterbrüchen folgt danach oft ein Aufenthalt in einer Rehaklinik.

In letzter Zeit werden von den Krankenkassen vermehrt ambulante Rehamaßnahmen angeboten. Aus meiner Sicht ist jedoch die stationäre Reha besser geeignet, da die Umgebung dort komplett auf Physio- und Sporttherapie ausgelegt ist.

Gleichzeitig wird der Patient hier psychologisch betreut: So kommt er wieder schneller ins Gleichgewicht – körperlich und psychisch.

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