Artikel 29/12/2017

So hilft der Laser gegen Inkontinenz und eine trockene oder überdehnte Scheide

Priv.-Doz. Dr.  Maximilian Franz Frauenarzt (Gynäkologe), Gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin
Priv.-Doz. Dr. Maximilian Franz
Frauenarzt (Gynäkologe), Gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin
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Im Laufe des Lebens einer Frau beeinflussen unterschiedliche Ereignisse und Veränderungen die vaginale Gesundheit und das sexuelle Empfingen. So kann es nach einer Geburt zum Beispiel zu einem sogenannten vaginalen Relaxationssyndrom oder einer Beckenbodenschwäche bis hin zur Harninkontinenz kommen.

Bei dem vaginalen Relaxationssyndrom wird der strukturelle Aufbau der Vagina beeinflusst. So kann die Scheide bei der Geburt überdehnt werden. Dann gehen die elastische Funktion und Spannkraft verloren. Unter Umständen kann sich das auf die sexuellen Empfindungen auswirken.

Eine Geburt ist eine große Belastung für den Körper

Durch eine vaginale Geburt kann aber auch der Beckenboden geschädigt werden. Die Folge kann eine Belastungsinkontinenz sein. Das ist eine Form der Harninkontinenz, die verursacht wird, wenn der stützende Halt der Harnröhre verloren geht. Sie äußert sich durch Schwierigkeiten, den Urin bei Belastungen wie Husten, Lachen oder Sport zu halten, und kann die Lebensqualität verringern.

Als konservative Maßnahme sollte daher unbedingt eine angeleitete Rückbildungsgymnastik nach der Geburt stattfinden. Bei Harninkontinenz sollte sich die Patientin untersuchen lassen und anschließend ein Beckenbodentraining beginnen.

Wie weiter unten beschrieben, kann auch die vaginale Laserbehandlung die Beschwerden sowohl beim vaginalen Relaxatinssyndrom als auch bei der (leichten) Stress-Harninkontinenz deutlich verbessern.

Die vaginale Atrophie in den Wechseljahren

Im Rahmen der Wechseljahre entstehen in vielen Fällen sogenannte vaginalen Atrophien. Sie bezeichnen eine Veränderung des Stoffwechsels der Scheidenschleimhaut, da die Hormone in der Menopause wegfallen. Die Scheidenschleimhaut wird dünner, trockener, weniger elastisch und infektanfälliger.

Es kann zu unangenehmen Symptomen wie Jucken im Genitalbereich kommen, ohne dass eine Infektion vorliegt. Gelegentlich kann auch ein Druckgefühl in der Scheide entstehen. Reizung und zu geringe Feuchtigkeit können auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auslösen. Wenn die Elastizität und Spannkraft verloren geht, wird auch hier das Risiko für eine Stress-Harninkontinenz gefördert.

Eine vaginale Atrophie ist nicht selten, wird aber oft nicht angesprochen und unnötigerweise als unbeeinflussbar angesehen. Bislang bestand neben einer symptomatischen Therapie mit Gleitgel vor allem die Möglichkeit, die Beschwerden lokal mit Hormonen zu behandeln. Dabei wird der Stoffwechsel mit Hilfe von Estriol verbessert und die Symptome lassen nach. Allerdings muss die Therapie kontinuierlich mehrmals pro Woche durchgeführt werden. Wird sie beendet, treten die Symptome wieder auf.

Warum Laser - und was bedeutet das eigentlich?

LASER ist eine Abkürzung für ‘Light Amplification Stimulated Emission Radiation’ und beschreibt einen sehr energiereichen Lichtstrahl. Mit verschiedenen Gasen lassen sich Anregungslichstrahle mit unterschiedlicher Farbe oder Wellenlänge erzeugen. Die unterschiedlichen Laser rufen verschiedene Wirkungen an der Hautoberfläche oder auch in tieferen Hautschichten hervor.

Für die vaginale Laserbehandlung werden vor allem zwei verschiedenen Laser-Typen verwendet: der CO2-Laser und der Erbium:YAG-Laser, benannt nach den Gasen, die den Laserstrahl erzeugen. Beide Laser haben unterschiedliche Eigenschaften.

Der Erbium:YAG-Laser ist ein Lasertyp, der im Vergleich zum Kohlendioxid-(CO2)-Laser eine sogenannte 'kalte Abtragung“ der Haut ermöglicht. Im Vergleich zum CO2-Laser ist eine Behandlung mit dem Erbium:YAG-Laser wesentlich schmerzärmer und die behandelte (Schleim-)Haut heilt schneller als nach einer Behandlung mit dem CO2-Laser. Damit stellt diese Methode das derzeit schonendste Verfahren zur vaginalen Behandlung dar.

Wie wirkt die Behandlung?

Durch die Laserbehandlung wird die Schleimhaut angeregt, den ursprünglichen Stoffwechsel wiederherzustellen und vor allem mehr Kollagen- und Elastinfasern zu erzeugen. Durch die spezielle Erbium:YAG-Wellenlänge werden die Gewebeschichten unter der Schleimhaut, die reich an Kollagen sind, auf schonende Art und Weise erreicht.

Dieses Kollagen kann ‘selektiv’ stimuliert werden, ohne das umliegende Gewebe zu verletzen. Dadurch wird einerseits die Elastizität verbessert, andererseits wirkt das Kollagen aufpolsternd, sodass der Stützapparat kräftiger wird. Durch dieses ‘Aufpolstern’ hat die Harnröhre mehr Halt und die Belastungsinkontinenz verbessert sich.

Eine Laserbehandlung kann aber nicht mit einer operativen Methode bei höhergradiger Harninkontinenz gleichgesetzt werden, sondern ist lediglich bei leichter bis mittlerer Belastungsinkontinenz hilfreich. Darüber hinaus verbessert sich das Trockenheitsgefühl bei der Atrophie oder wird sogar komplett beseitigt.

Wie läuft eine Laserbehandlung ab?

Eine Laserbehandlung dauert etwa 15-30 Minuten. Das Lasergerät wird in die Scheide eingeführt und alle Seiten werden nacheinander behandelt. Das Risiko für Nebenwirkungen ist sehr gering. Es tritt lediglich ein Wärmegefühl auf. Bei äußerlicher Anwendung können allerdings Schmerzen entstehen, sodass vorher eine Lokalanästhesie mit Gel durchgeführt werden sollte.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vaginale Laserbehandlung bei Atrophie, vaginalem Relaxationssyndrom und leichter Belastungsinkontinenz ein innovatives und schonendes Verfahren darstellt. Die Wirksamkeit konnte in den letzten Jahren in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt werden.

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