Artikel 07/01/2018

Säuglingskoliken: 5 typische Symptome

Team jameda
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Dreimonatskoliken rauben frisch gebackenen Eltern den Schlaf und oft auch den letzten Nerv. Welche Symptome bei Säuglingskoliken auftreten und wie Baby und Eltern diese anstrengende Zeit meistern, erklärt die jameda Gesundheitsredaktion.

Wenn Säuglinge sich nicht beruhigen lassen

Säuglingskoliken sind eine Entwicklungsphase, in der Babys leicht reizbar sind und aus unerklärlichen Gründen exzessiv schreien. Auch als Dreimonatskoliken bezeichnet, tritt dieses Phänomen vor allem ab der zweiten Lebenswoche über die ersten drei Monate auf. Selten hält er im gesamten ersten Lebensjahr an. Der Ausdruck ‘Kolik’ ist irreführend, da krampfartige Bauchschmerzen nur selten die alleinige Ursache für das Leid der Kleinen sind. Heute spricht man von einer Schreistörung, die zusammen mit anderen Entwicklungsproblemen wie Ess-, Trink- oder Einschlafstörungen den frühkindlichen Regulationsstörungen zugeordnet wird.

In diesem Zusammenhang bezeichnet man Säuglinge, die über das normale Maß hinaus schreien, als Schreibabys oder Schreikinder. Säuglingskoliken treten relativ häufig auf. Zwischen zehn und zwanzig Prozent der Babys sind davon betroffen.

Typische Symptome von Säuglingskoliken

  • plötzlich einsetzende Schreiattacken, vor allem nachmittags und abends
  • langanhaltendes, lautes Schreien, bei dem nichts hilft
  • geblähter Bauch
  • angespannter Körper mit rotem Kopf und geballten Fäustchen
  • davon abgesehen normales Wachstum und gutes Gedeihen

Exzessives Schreien ohne ersichtlichen Grund

Die Schreiattacken setzen plötzlich und ohne Vorwarnung ein. Dabei weint das Baby mit Unterbrechungen über mehrere Stunden, obwohl es sich gerade eben noch wohl gefühlt hat. Es hat einen roten Kopf und lässt sich weder durch Wiegen, Füttern oder den Schnuller beruhigen. Wann treten die Probleme in der Regel auf?

Meist beginnt das Schreien in den Nachmittagsstunden und hält bis in die Nacht an. Als Schreibaby gilt ein Kind, wenn es mehr als drei Stunden pro Tag an mehr als drei Tagen über mehr als drei Wochen schreit. Die Schreiattacken werden mit dem zweiten Monat weniger und sind nach vier Monaten meist verschwunden.

Geblähter Bauch und angespannter Körper

Durch das langanhaltende Weinen schlucken die Babys Luft, so dass ihr Bäuchlein rund und aufgebläht ist. Typischerweise ziehen die Kinder ihre Beine an und strecken sie dann wieder. Dabei überstrecken sie Kopf und Rücken nach hinten, so dass es aussieht, als hätten sie krampfartige Bauchschmerzen. Da sich die Darmflora der Kleinen erst festigen muss, kann es tatsächlich zu kneifenden Gasen im Darm kommen. Entweicht die Luft als Wind oder Aufstoßen, lässt die Spannung nach und das Kind beruhigt sich vorübergehend.

Normales Wachstum und gutes Gedeihen

Schreikinder entwickeln sich abgesehen vom übermäßigen Weinen normal. Sie trinken gut, nehmen an Gewicht zu und reifen körperlich und seelisch wie andere Säuglinge. Allerdings können Sie empfindlicher gegenüber Geräuschen, optischen Anregungen und Hektik sein. Das exzessive Schreien hinterlässt jedoch keinerlei Beeinträchtigungen.

Zeigt das Baby während einer Schreiphase aber zusätzliche Anzeichen wie Fieber, Kraftlosigkeit, keinen Stuhlgang, harte Bauchdecke oder Erbrechen, gehen die Eltern zum Kinderarzt, um die Ursache für die akute Erkrankung abzuklären. Auch massive Einschlafstörungen und Probleme beim Füttern, die zu Gewichtsabnahme führen, müssen ärztlich untersucht werden.

Woher kommen Säuglingskoliken?

Die Ursache von Säuglingskoliken ist nicht geklärt. In den meisten Fällen geht man von einer frühkindlichen Regulationsstörung aus, bei der dem Säugling die Fähigkeit fehlt, in angemessener Weise auf Umwelt und eigene Bedürfnisse zu reagieren. Normalerweise leben Babys in ihren ersten Monaten in einem natürlichen Rhythmus aus Trinken und Schlafen, Schreien und Selbstberuhigung, wobei sie Tag für Tag mehr Sinneseindrücke zu verarbeiten haben. Schreikinder finden zunächst schwer in diesen Rhythmus hinein und drücken ihre Überforderung durch anhaltendes Schreien aus.

Stillen oder Flaschennahrung hat keinen Einfluss auf die Entstehung einer Schreistörung. Man trifft Schreikinder in allen Ethnien und sozialen Schichten. In Raucherhaushalten kommen sie allerdings häufiger vor. Eine Schreistörung wird bei psychisch belasteten Familiensituationen z. B. durch Stress der Mutter, Konflikte, traumatische Schwangerschaft oder Geburt und psychische Erkrankungen begünstigt. Nur selten sind andere Erkrankungen wie eine Milchunverträglichkeit oder ein Reflux Schuld an den extremen Schreiattacken.

Hilfe für Eltern und Baby

Säuglingskoliken sind für alle Beteiligten sehr anstrengend. Eltern sind übermüdet und erschöpft. Oft fühlen sie sich hilflos und verunsichert. Manchmal sind Eltern auch verzweifelt, wütend und verlieren die Geduld. Damit dem Kind nichts passiert und die ganze Familie wieder ins Gleichgewicht kommt, sind professionelle Hilfe und Tipps für den Alltag nützlich:

  • Erste Hilfe im Umgang mit Schreibabys erhalten Eltern bei der Hebamme und dem Kinderarzt. Hier wird auch die körperliche Entwicklung des Säuglings geprüft. In Schreiambulanzen finden Eltern in Krisensituationen Entlastung und Ruhe. Hier klären Psychologen und Sozialpädagogen über die Schreistörung auf, nehmen den Eltern Schuldgefühle und geben wertvolle Tipps für den Alltag.
  • Schreikinder lassen sich gar nicht oder nur schwer trösten. Mit ruhigen Bewegungen in einer reizarmen Umgebung schafft man es am ehesten: Langsames Wiegen oder Schaukeln, gedämpftes Licht und monotone Geräusche wie ein Föhn, die Spülmaschine oder leise Gespräche können helfen.
  • Dem Baby Halt geben: Im Fliegergriff, einer entspannten Lage auf dem Unterarm der Mutter, kann das Baby Winde leichter loswerden. Zur Beruhigung kann man den Körper des Kindes fest in ein großes Tuch einschlagen, die kompakte Wickelung vermittelt dem Baby Halt und Geborgenheit.
  • Mütter sollten unbedingt weiterstillen, denn eine Umstellung auf Flaschenkost ist nicht sinnvoll.
  • Falls Blähungen das Baby plagen, können Simetikon oder Polydimethylsiloxan-Tropfen, Kümmelzäpfchen und eine Bauchmassage im Uhrzeigersinn Abhilfe schaffen. Stillende verzichten auf blähende Lebensmittel.
  • Schreikinder brauchen einen geregelten Tagesrhythmus. Aufregende Situationen wie lauter Besuch und Kinderarzttermine am Nachmittag oder Abend sollte man meiden.
  • Um abschalten und sich erholen zu können, sollten Eltern von kolikgeplagten Kindern um Unterstützung in der Familie und bei Freunden bitten.
  • Eltern haben für eine rauchfreie Umgebung zu sorgen.
  • Niemals darf man in aufgeladenen Situationen das Baby schütteln, rütteln oder schlagen! Gehirn und Wirbelsäule der Kleinen sind so empfindlich, dass es dadurch zu bleibenden Schäden oder zum Tod kommen kann. Um solche Kurzschlusshandlungen zu vermeiden, gilt auch für Eltern: Timeout auf der Ersatzbank, tief durchatmen und langsam bis zehn zählen!

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