Artikel 30/07/2016

Die Sportlerleiste, eine Vorstufe des Leistenbruchs

Dr. med. Richard Merkle Facharzt für Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurg
Dr. med. Richard Merkle
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurg
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Schmerzen in der Leistengegend, dem Unterbauch oder gelegentlich auch Hodenschmerzen beim Schuss aufs Tor oder schnellem Richtungswechsel während eines Eishockey- oder Tennisspiels können auf ein typisches Sportlerleiden hinweisen. Denn von der sogenannten „weichen Leiste“ sind vor allem Leistungssportler wie beispielsweise Tennis- und Fußballspieler betroffen. Diese Vorstufe des Leistenbruchs geht unbehandelt fast immer in einen Leistenbruch über. Was es mit der Sportlerleiste auf sich hat und wie sie behandelt werden kann, erläutert dieser Artikel.

Ursachen und Diagnose der Sportlerleiste

Typische Bewegungen beim Sport, wie zum Beispiel schnelle Richtungswechsel oder der Schuss mit dem nach außen gedrehten Bein, belasten die Leiste durchgehend. Dabei kann es zu einer Überdehnung der Hinterwand des Leistenkanals kommen, die wiederum zur schmerzhaften Nervenreizung führt. Während Sportpausen berichten Betroffene meist über eine Schmerzlinderung oder komplette Schmerzfreiheit.

Die „weiche Leiste“ von einem kleinen Leistenbruch zu unterscheiden, ist nicht leicht. Deshalb sollte der untersuchende Arzt viel Erfahrung mitbringen. Zunächst wird die Krankengeschichte des Betroffenen erhoben. Sie gibt bereits Aufschluss darüber, ob typische Bewegungen beim Sport für die „weiche Leiste“ verantwortlich sein können.

Anschließend folgt die körperliche Untersuchung: Ertastet der Arzt dabei eine Vorwölbung, die von außen in den meisten Fällen nicht sichtbar ist und eine Hinterwandschwäche des Leistenkanals darstellt, handelt es sich für gewöhnlich um eine Sportlerleiste. Um die Diagnose abzusichern, zieht der Arzt meist noch den Ultraschall heran.

Muss die Sportlerleiste operiert werden?

Verursacht die „weiche Leiste“ Schmerzen oder liegt zusätzlich ein kleiner Leistenbruch vor, sollten Arzt und Patient eine Operation in Erwägung ziehen.

Hochleistungssportler können sogar an beiden Seiten eine Sportlerleiste haben, auch wenn sie nur von einseitigen Schmerzen berichten. In diesem Fall kann der Arzt die Leistenhinterwand gleich beidseitig stabilisieren und eine weitere Operation zu einem späteren Zeitpunkt vermeiden.

Welche Operationsverfahren kommen zum Einsatz?

Welches Operationsverfahren eingesetzt wird, entscheidet der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten, abhängig vom Befund. Handelt es sich um eine einseitige Sportlerleiste, kann die Operation nach Shouldice mit körpereigenem Gewebe oder die endoskopische Stabilisierung mit ultraleichten Netzen zum Einsatz kommen.

Je größer die Sportleiste ist, desto bessere Ergebnisse werden mit endoskopischen Verfahren wie der TAPP- oder der TEP-Technik erzielt. Liegt hingegen eine beidseitige „weiche Leiste“ vor, ist immer ein endoskopisches Operationsverfahren die beste Wahl. Denn beide Seiten können über die gleichen kleinen Schnitte behandelt werden.

Der Vorteil der endoskopischen Operationsverfahren: Die Genesungsphase ist kürzer als bei der Operation nach Shouldice. Zudem ist die Gefahr, dass ein erneuter Leistenbruch auftritt, bei endoskopischen Verfahren am geringsten.

Verhalten nach der Operation

Wurde der Eingriff stationär durchgeführt, können Betroffene nach einem Tag wieder nach Hause gehen. Bereits nach wenigen Tagen können die Patienten leichte sportliche und körperliche Aktivitäten wieder aufnehmen. Die Trainingsintensität kann nach Absprache mit Arzt und Physiotherapeut langsam gesteigert werden.

Endoskopische Operationsverfahren haben einen weiteren Vorteil: Eine zu frühe Vollbelastung kann den Operationserfolg nicht gefährden – es wird nicht genäht, weshalb auch keine Naht ausreißen kann. Ganz im Gegenteil: Die Kräfte werden gleichmäßig über das eingesetzte Kunststoffnetz verteilt.

Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass sich Betroffene einen erfahrenen Facharzt für Chirurgie mit dem Schwerpunkt Hernienchirurgie aussuchen. Dieser sollte sich genug Zeit für die Aufklärung und Beratung nehmen und Erfahrung in der operativen Versorgung von Leistenbrüchen und Sportlerleisten haben.

Gibt die Webseite keinen Aufschluss darüber, wie viele Hernienoperationen der Arzt bereits durchgeführt hat, kann es helfen, gezielt nachzufragen.

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