Artikel 08/08/2014

Impingement-Syndrom - Rotatorenmanschettenriss - Schulterschmerzen (Teil 2)

Dr. med. Tarek Raslan Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Fußchirurg
Dr. med. Tarek Raslan
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Fußchirurg
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Wie wird das Impingement-Syndrom der Schulter behandelt?
Sehr wichtig ist: Eine rasche Diagnose stellen, sodass die Therapie so schnell wie möglich beginnen kann, um Funktionseinschränkung der Schulter und weitere Schäden an der Sehne zu vermeiden.

Konservative Therapie:
Das Impingement-Syndrom sollte zunächst möglichst so konservativ wie möglich behandelt werden. Die Therapie beginnt mit entzündungshemmenden Medikamenten (z.B. Ibuprofen). Eine Kortisoninjektion kann helfen, die Entzündung und Schwellneigung zu dämpfen und den Schmerz zu verringern und damit die Druckverhältnisse zu normalisieren. Die Schmerzen lassen nach und die Funktionalität der Schulter kehrt zurück. Schonung und Eispackungen können entzündlich gereiztes Gewebe ebenfalls beruhigen. Eine weitere effektive Maßnahme ist die Verordnung von Krankengymnastik und physikalischer Therapie. Akupunktur, Kinesiologie Tapes oder homöopathische Maßnahmen könnten sinnvolle therapeutische Ansätze anbieten.

Operative Therapie:
Die Operations-Indikation wird gestellt, wenn mit konservativen Maßnahmen, wie Medikamenten, Spritzen, Krankengymnastik und Akupunktur, über viele Wochen und Monaten keine ausreichende Schmerzreduktion und Verbesserung der Funktion erreicht wird. Eine Altersbegrenzung gibt es aufgrund schonender Operationsverfahren nicht mehr. Vorerkrankungen sollten aber abgeklärt werden. Die Indikation und der Zeitpunkt der Operation sollen individuell, abhängig vom privaten, beruflichen und sportlichen Aktivitätsniveau des Patienten, gestellt werden. Dafür ist eine ausführliche Aufklärung über den Operationsverlauf, der Nachbehandlung sowie der Dauer der Nachbehandlung für den Erfolg der Operation notwendig.

Bei der operativen Behandlung des Impingement-Syndroms hat heutzutage standardgemäß die minimalinvasive arthroskopische Schulterchirurgie - auch als „Schlüsselloch-Technik“ oder Gelenkspiegelung bezeichnet - die früher üblichen „offenen Operationen“ als Standardmethode abgelöst.

Bei einer Arthroskopie führt man über 0,5 cm kleine Hautschnitte eine Kamera und verschiedene kleine Spezialinstrumente in das mit einer Kochsalzlösung aufgefüllte Gelenk ein.

Das Ziel einer operativen Maßnahme bei einem Impingement-Syndrom (Engpasssyndrom) ist die Erweiterung des Raumes unter dem Schulterdach und damit die Beseitigung von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Zuerst werden mit dem Arthroskop (Optik) eingehend die Strukturen im Inneren des Schultergelenkes (Gelenkraum zwischen dem Oberarmkopf und der Schultergelenkpfanne) angesehen.

Beurteilt wird dabei der Zustand der Gelenkinnenhaut, die Qualität des Knorpels von Oberarmkopf und der Pfanne, die Stabilität der Gelenkkapsel, die durch das Gelenk verlaufende „lange Bizepssehne“ und die Integrität des gelenkseitigen Anteils der Rotatorenmanschette. Zeigen sich bei der Untersuchung während der Operation krankhafte Veränderungen dieser Strukturen, werden diese falls notwendig entsprechend behandelt.

Nach der Inspektion des Gelenkes wird das Arthroskop in den subacromialen Raum unter dem Schulterdach eingeführt. Hier findet der wichtigste Teil der Operation bezüglich der Impingement-Symptomatik statt. Über einen kleinen seitlichen Hautschnitt wird neben dem Arthroskop eine Hochfrequenzsonde eingeführt. Mittels dieser Sonde werden entzündliche Anteile des Schleimbeutels (meist hauptverantwortlich für die Schmerzsymptomatik = Bursa subacromialis) abgetragen und die in großer Anzahl vorliegenden Schmerz vermittelnden Rezeptoren beseitigt.

Als weiterer Bestandteil dieser als „arthroskopisch subacromiale Dekompression“ bezeichneten Operation wird die vordere Unterfläche des Schulterdaches (Acromion) mit der Hochfrequenzsonde freigelegt. Sollte die Bandverbindung zwischen der Schulterhöhe und dem Rabenschnabelfortsatz (Korakoid) zu straff sein und die Rotatorenmanschette einklemmen, dann wird diese ebenfalls gekerbt oder entfernt.

Nachfolgend wird der bogen- oder hakenförmig nach unten ausgezogene, den Raum einengende Rand des Acromions, behutsam mit einer kleinen arthroskopischen acromialen Fräse um wenige Millimeter abgetragen (Acromioplastik). Dann werden Kalknester ausgeräumt, und ggf. Teilrisse der Rotatorenmanschette geglättet. Größere Rotatorenmanschettenrisse werden sowohl arthroskopisch als auch mini-open mit verschieden Nähten und Fixierungstechniken am Knochen wieder verankert. Recht häufig ist die Ursache des Impingement eine Arthrose (Verschleiß) des Schultereckgelenks (AC-Gelenk). Hier kann man auch im Rahmen der Schulterarthroskopie einen Teil des Schlüsselbeins arthroskopisch resezieren. Diese Operation wird auch als Resektionsarthroplastik bezeichnet. Die Idee dahinter ist, zu vermeiden, dass die Rotatorenmanschette gegen Knochen reibt. Das Narbengewebe bildet mit der Zeit eine stabile und bewegliche Verbindung zwischen Schlüsselbein und Acromion aus.

Nachbehandlung:
Direkt nach der Operation sollen durch Kryotherapie (Kühlung) sowohl die Schmerzen als auch die Schwellung des Weichteilgewebes verhindert werden. Außerdem kann es zu diesem Zweck notwendig sein, bestimmte abschwellende oder schmerzlindernde Medikamente zu verordnen.

Direkt nach der Operation sollte die operierte Schulter für 2-3 Tage mit einer Orthese ruhiggestellt werden. Dadurch kann man die Wundschmerzen minimieren. Ab dem ersten postoperativen Tag muss die Krankengymnastik mit einem speziellen Nachbehandlungsplan durchgeführt werden. Gerade bei der Schulter kann es durch längere Ruhestellung zu Verwachsungen der Gelenkkapsel kommen, welche die Beweglichkeit des Schultergelenks langfristig einschränken.

Der Einsatz von Motorbewegungsschienen / CPM-Maschinen kann daher bei der Nachbehandlung sehr hilfreich sein.

Es ist zu beachten, dass die Schulter wesentlich mehr Zeit für Behandlungen benötigt wie z.B. das Kniegelenk.

Hier geht es zum ersten Teil dieses Artikels.

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