Panikattacken alternativ behandeln: So funktioniert die Ressourcen-Therapie

Panikattacken können überall auftreten, lassen sich aber alternativ behandeln. (© De Visu - Fotolia)

Die Verhaltenstherapie kann Panikattacken nicht immer lindern. Alternativ lässt sich die Erkrankung mit der Ressourcen-Therapie behandeln. Wie funktioniert sie?

Was sind Panikattacken?

Die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) definiert eine Panikattacke unter dem Schlüssel F41.0 folgendermaßen: Das wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind.

Wie bei anderen Angsterkrankungen zählen zu den wesentlichen Symptomen:

  • plötzlich auftretendes Herzklopfen
  • Brustschmerz
  • Erstickungsgefühle
  • Schwindel
  • Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation)

Oft entsteht sekundär auch die Furcht, zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder wahnsinnig zu werden.

Die Panikstörung soll nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene bei Beginn der Panikattacken an einer depressiven Störung litt. Unter diesen Umständen sind die Panikattacken wahrscheinlich sekundäre Folge der Depression.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Verhaltenstherapie ist ein häufiger Weg, um Panikattacken zu lindern. Dort werden die Patienten mit ihrer Angst konfrontiert. Gleichzeitig lernen sie Entspannungstechniken, damit sie die Panikattacke beim nächsten Mal weniger intensiv erleben. Bei manchen Patienten führt die Therapie zum Erfolg, bei anderen wirkt sie nicht. Dann kann die Störung über einen langen Zeitraum bestehen bleiben.

Ein neuer alternativer Ansatz ist die Ressourcen-Therapie. Sie wurde auf der Basis der Ego-State-Therapie von Dr. phil. Gordon Emmerson in Australien entwickelt und 2014 der Fachwelt vorgestellt. Die Ressourcen-Therapie geht davon aus, dass die Persönlichkeit aus vielen Anteilen besteht. Jeder Persönlichkeitsanteil ist in Form einer neuronalen Verbindung physisch im Gehirn vorhanden.

Wenn alle diese Anteile gesund sind, dann ist der Mensch mit sich und der Welt zufrieden. Wenn es jedoch Persönlichkeitsanteile gibt, die emotional überflutet wurden, dann kann es zu einem unstimmigen Verhalten kommen.

Überflutete Persönlichkeitsanteile aus der Kindheit können wieder integriert werden (© savision - fotolia)
Wie die Ressourcen-Therapie Panikattacken lindert

Die Ressourcen-Therapie geht bei Panikattacken davon aus, dass ein emotional überfluteter Persönlichkeitsanteil aus der Kindheit oder frühen Jugendzeit aktiv ist. Dieser Anteil ist von den anderen getrennt. In der Ressourcen-Therapie geht es darum, ihn aktiv ins Bewusstsein zu bringen und dann zu therapieren.

Vereinfacht ausgedrückt: Die neuronale, emotional überflutete Struktur im Gehirn wird durch eine geheilte Struktur ersetzt. Das funktioniert, weil das Gehirn sehr plastisch ist. Sobald der überflutete Anteil geheilt ist, hören die Panikattacken auf.

Manche Patienten haben mehrere überflutete Persönlichkeitsanteile, die alle dazu beitragen, dass es zu Panikattacken kommt. Erst wenn alle Anteile geheilt sind, hört die Panik auf.

Im Unterschied zur Verhaltenstherapie geht die Ressourcen-Therapie die Ursachen der Panikattacken an. Die Verhaltenstherapie fokussiert sich dagegen auf die Symptome.

Die Ressourcen-Therapie ist in Deutschland noch sehr wenig bekannt, obwohl sie bereits in Australien mit großem Erfolg angewandt wird.

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Kommentare (3)

HP für Psychotherapie, 02.02.2018 - 11:46 Uhr

Bitte, sehr gern geschehen. Damit sich nicht erneut Unstimmigkeiten bei den Unterscheidungsmerkmalen (Verhaltenstherapie vs. Ressourcen-Therapie) in dem von Ihnen angekündigten neuen/überarbeiteten Experten Ratgeber einschleichen, insbesondere in Punkto Ihrer Angabe: "Vereinfacht ausgedrückt: Die neuronale, emotional überflutete Struktur im Gehirn wird durch eine geheilte Struktur ersetzt. Das funktioniert, weil das Gehirn sehr plastisch ist." Anbei, folgend, ein Info-Text für Sie. Er erläutert sehr informativ und belegbar, wo und wie im Gehirn - laut neuesten Forschungsergebnissen der Uni Marburg - kognitive Verhaltenstterhapie bei Panikpatienten wirkt: "Kognitive Verhaltenstherapie kann bei Panik-Patienten sogar konkrete, mittels Hirnscan messbare Veränderungen im Gehirn verursachen. Sie regelt zuvor übererregte Hirnareale herunter und stutzt zuvor anormal verstärkte Verknüpfungen auf ein Normalmaß zurück. Das zeigt die Studie eines internationalen Forscherteams. Die neuen Erkenntnisse könnten auch dazu beitragen, psychotherapeutische Verfahren künftig noch effektiver zu machen, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Biological Psychiatry“. (Biol Psychiatry, 2013; doi:10.1016/j.biopsych.2012.07.026) (Philipps-Universität Marburg, 04.01.2013 - NPO)

HP für Psychoptherapie, 30.01.2018 - 14:29 Uhr

Ein grober Fehler in diesem Artikel! Dass in der Verhaltenstherapie die Ursachen der Panikattacken nicht berücksichtigt werden, ist schlicht falsch! Selbstverständlich wird auch in der Verhaltenstherapie nach den Ursachen geforscht und daran gearbeitet, diese Ursachen, nach und nach, so wie es dem Patienten möglich ist, auszuschalten. Alles andere wäre eine reine Symptombehandlung und wenig sinnvoll! Da solange die Ursache noch besteht, die Panikattacken ja nicht verschwinden werden.

Antwort von Dr. phil. Ralf Friedrich, verfasst am 01.02.2018

Herzlichen Dank für Ihr Feedback. Die Vorgehensweisen zwischen der Verhaltenstherapie und Ressourcen-Therapie unterschieden sich sehr stark im Vorgehen und folgen unterschiedlichen Grundannahmen. Ich werde meine Kritik in der nächsten Version des Ratgebers klarer herausarbeiten.

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