Artikel 30/10/2010

Was ist psychosomatisch?

Team jameda
Team jameda
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Natürlich kommen nicht alle Symptome und nicht alle Erkrankungen von der Psyche. Selbstverständlich sollten Sie sich bei Ihrem Hausarzt oder Facharzt untersuchen lassen, wenn sie gesundheitliche Beschwerden haben.

Wenn Sie aber immer mehr Beschwerden haben und trotz Behandlung sich nicht besser fühlen, dann sollten Sie einen Psychiater konsultieren, der aufgrund bestimmter Merkmale und seiner Erfahrung sagen kann, ob, was genau und zu welchem Anteil psychosomatisch sein kann bzw. ist.

Dies sind typische Beschwerden, die sehr oft psychosomatisch sind, und die ich stets in meiner täglichen Praxis behandle:

Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Übelkeit, Ohrgeräusche, Rückenschmerzen, Schmerzen am ganzen Körper, Herzrasen, Atemnotzustände, unruhige Beine, Verspannung am ganzen Körper, Engegefühl in der Brust, spastische Schmerzen im Bauch, Juckreiz, Allergien auf immer mehr Substanzen, Schlafstörungen, Unruhe, Angst ohne sichtbaren Grund und ohne zu wissen wovor, inneres Zittern, Panikattacken, Lustlosigkeit, Kraftlosigkeit, Interesselosigkeit etc…

Was bedeutet überhaupt der Begriff \‘psychosomatisch\’? Das bedeutet, dass die Ursache hauptsächlich in der Psyche sich befindet, und dann im Körper als Symptom zum Ausdruck kommt.

Vom Betroffenen werden die Zusammenhänge aber überwiegend in der umgekehrten Reihenfolge wahrgenommen. Das erste, was die Patienten bewusst empfinden, ist beispielsweise das Herzrasen. Das Herzrasen kommt völlig überraschend, sozusagen aus dem Nichts, und dann kommt die Angst, beispielsweise vor dem Herzversagen. Die Angst ist oft so intensiv und Symptome sehen unter Umständen so echt und breiten sich in der Vielfalt so schnell aus, dass die Patienten beispielsweise wegen Verdacht auf einen Herzinfarkt auf der Intensivstation überwacht werden müssen.

Typischerweise wiederholt sich dieser Ablauf nach gewissen Pausen mehrmals, oft mit ganz anderen Symptomen, die aber genau so schmerzlich, bedrohlich und organisch für alle Beteiligten, auch für Ärzte!, erscheinen. Bei einem typischen Patienten, so meine Erfahrung, dauert es 5 bis10 Jahre oder länger, bis er dann zu mir in die Sprechstunde kommt.

Eines ist aber immer typisch: Die psychische Ursache liegt zwar vor und erzeugt immer mehr Symptome, ist aber nie voll bewusst bzw. fast immer komplett unbewusst. Das heißt, der Betroffene ist überzeugt: Es gibt keine psychischen Ursachen! Sonst wären diese ja nicht unbewusst! Die sind aber hoch wirksam, denn die machen ja immer mehr Symptome!

Die Behandlung von diesen vielen Symptomen kann also nur richtig sein, wenn man die Ursache behandelt. Sehr oft ist es beispielsweise die unbewusste Angst, die die restlichen Symptome macht.

Die immer neuen Symptome sind nichts Anderes, als Gefühle, die immer wieder als neue Organsymptome getarnt werden. So werden Gefühle zum Ausdruck gebracht, die nicht auf die herkömmliche, normale Art, eben als Gefühlsausbruch, zum Ausdruck kommen können. Symptomausbruch statt Gefühlsausbruch!

Wenn der Betroffene aber den Gedanken erst gar nicht zulässt, dass er Angst oder andere ins Unbewusste verdrängten Gefühle haben könnte, dann bleiben diese verdrängten Gefühle weiter unbehandelt, und es werden immer neue Medikamente eingenommen gegen immer mehr Symptome. Es werden also immer nur die Folgen behandelt, nicht die Ursache. So entstehen aus Symptomen relativ schnell echte Krankheiten, die dann erst recht oft lebenslang unbedingt medikamentös behandelt werden müssen.

Typische Krankheiten, die einen hohen psychosomatischen Anteil haben, sind beispielsweise:

  • Adipositas (Übergewicht)

  • Allergie

  • Arterieller Bluthochdruck

  • Asthma bronchiale

  • Colitis ulcerosa (Darmgeschwüre)

  • Diabetes mellitus

  • Fibromyalgie

  • Herzinfarkt

  • Hörsturz

  • KHK (koronare Herzkrankheit)

  • Lumbago-Ischias-Syndrom

  • Magengeschwüre

  • Migräne

  • Neurodermitis (Ekzem)

  • Psoriasis

  • Restless legs

  • Reizblase

  • Rheumatische Beschwerde

  • Spannungskopfschmerz

An dieser Stelle muss ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass Diagnosestellung eine ärztliche Aufgabe ist und viel Erfahrung erfordert!

Wenn es Ihnen akut schlecht geht, dann sollten Sie sofort einen Arzt in ihrer Nähe aufsuchen. Auch wenn ein Herzinfarkt hohe psychosomatische Anteile hat, wenn Sie aber Schmerzen in der Herzgegend haben, sollten Sie unverzüglich zum Hausarzt oder zum Herzspezialisten gehen! Denn psychosomatisch bedeutet nicht ungefährlich und erfordert bei akuter Verschlechterung eine kompetente Behandlung beim jeweiligen Spezialisten mit oft lebensnotwendigen Medikamenten, die lediglich nach Rücksprache mit dem verordneten Arzt geändert werden können!

Wenn aber die akute Gefahr vorüber ist, dann ist es sehr sinnvoll, sich um die psychischen Anteile der Erkrankungen zu kümmern. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit gesunken, dass die Erkrankungen sich verschlechtern.

Liebe Grüße,

W. Peters
Arzt und Psychotherapeut aus Köln

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