Diagnose Fettleber oder ist die Fettleber eine Zivilisationskrankheit?

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In den Industriestaaten kann eine Fettleber bei nahezu jedem Dritten gefunden werden. Meist ist sie nur ein Zufallsbefund, z.B. im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie). Aber immer häufiger werden Fettlebern im Rahmen der Abklärung krankhafter Leberwerte gefunden. Ca. 2 Drittel aller Personen mit unklaren Leberwertveränderungen haben eine Fettleber. Von diesen haben ca. 3 % eine Fettleberentzündung. Eine Fettleberentzündung kann zu einer Zirrhose und auch zu einem Leberkrebs fortschreiten. So hat in den letzten Jahren die Lebertransplantationshäufigkeit auf Grund einer Fettleber induzierter Zirrhose deutlich zugenommen.

Was ist eine Fettleber?
Unter einer Leberverfettung (auch Steatose genannt) versteht man die Einlagerung von Fetten (Triglyzeriden) in die Leberzellen (Hepatozyten). Ist Alkohol aus Ursache der Schädigung ausgeschlossen spricht man von einer nicht alkoholbedingten Fett-Leber-Erkrankung oder auch non-alcoholic-liver-disease = NAFLD. Die Verfettung der Leber an sich wurde bisher als relativ gutartig angesehen. Kommt es im weiteren Verlauf jedoch zur Entzündung bzw. vermehrten Leberzelluntergang steigt das Risiko einer Bindegewebsbildung in der Leber (Fibroseentwicklung). Über die Jahre kann sich dann auch eine Zirrhose entwickeln.

Die Fettleberentzündung bezeichnet man, je nach Ursache als alkoholische Steatohepatitis (ASH) oder nicht - alkoholische Steatohepatitis (NASH).

Eine Fettlebererkrankung findet sich in 80-90% bei übergewichtigen Erwachsenen, 30-50% bei Diabetikern und bei 90 % bei Patienten mit einer Fettstoffwechselstörung (Hyperlipidämie).

Wichtig! Die Diagnose Fettleber oder Fettleberhepatitis (NASH) ist eine Ausschlussdiagnose. Sie ergibt sich die sich aus den typischen feingeweblichen Veränderungen nach Ausschluss anderer chronischer Lebererkrankungen, wobei nahezu jede Lebererkrankung mit einer Verfettung einhergehen kann. Hier ist neben weiteren toxischen Substanzen (z.B. Medikamenten) unter anderem auch eine Virushepatitis auszuschließen.

Entstehung einer Fettleber
Fett kann auf drei verschiedenen Wegen in die Leber gelangen. Entweder über eine vermehrte Fettaufnahme durch die Ernährung, durch eine Fettbildung in der Leber oder aber über zirkulierende Fettsäuren aus dem Blut.

Für die Fettlebererkrankungen scheinen die zirkulierenden Fettsäuren der entscheidende Faktor zu sein. Eine wesentliche Rolle kommt auch der Insulinresistenz zu. Die Insulinresistenz ist ein nahezu universales Phänomen der Fettleber. Diese erklärt den engen Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus.

Wie stelle ich die Diagnose Fettleber
Wie bereits erwähnt ist die Diagnose einer Fettleber zumeist ein Zufallsbefund. Im Ultraschallbild stellt sie sich mit einer Vergrößerung und Verplumpung des Organs, sowie eine Vermehrung der Echogenität dar. Alternativ können Veränderungen auch im Computertomogramm oder die Kernspinntomogramm gefunden werden.

Standard zur Untersuchung und Stadieneinteilung ist aber auch heute noch die Leberbiopsie. Im Gegensatz zu den anderen Verfahren kann nur durch die Biopsie der Leber eine einfache Fettleber von einer Fettleberentzündung sicher abgegrenzt werden. Die Leberbiopsie ist somit neben der Diagnostik auch wichtig für die Stadieneinteilung und die Prognose der Fettleber. Das Risiko einer Leberpunktion ist dabei insgesamt als gering einzuschätzen.

Was kann ich bei einer Fettleber tun?
Ziel der Behandlung einer Fettleberentzündung ist einen fortschreitenden Leberschaden zu vermeiden und somit die Leberleistung dauerhaft zu sichern. Bei einem ursächlichen oder begleitenden metabolen Syndrom (Übergewicht, hoher Blutdruck, diabetische Stoffwechsellage) versteht sich der Einsatz von Medikamenten unter anderem auch, um das Gefäß-Risiko zu senken.

Bei einer reinen Verfettung der Leber ist eine Therapie nicht indiziert. Regelmäßige Kontrollen in 6-12 monatlichen Abständen reichen hier völlig aus. Störungen im Fettstoffwechsel, ein hoher Blutdruck oder aber auch eine rasche Gewichtszunahme sind jedoch mit einem Risiko von Komplikationen verbunden. Gibt es Hinweise auf eine Progression ist eine Wiederholung der Leberbiopsie, spätestens nach 5 Jahren durchaus zu empfehlen.

Die Schwierigkeit der Behandlung einer Fettleber-Hepatitis zeigt sich darin, dass bis heute noch keine medikamentösen Therapieverfahren zur Behandlung zugelassen sind. Spezifische Therapieverfahren wurden geprüft, ohne jedoch einen wesentlichen Durchbruch zu erzielen.

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint am wahrscheinlichsten eine günstige Beeinflussung durch eine 1–2 jährige Therapie mit Vitamin E, kombiniert mit einer hochdosierten Gallensäure (UDC) zu sein.

Bei einer alkoholbedingten Fettleber ist der Verzicht auf Alkohol selbstverständlich. Die Menge, unterhalb derer Alkoholkonsum die Leber gesunder Menschen nicht schädigt, beträgt für Frauen zehn Gramm und für Männer 20 Gramm reinen Alkohol täglich (0,33 Liter Bier entsprechen etwa 13 Gramm Alkohol, 0,2 Liter Wein etwa 18 Gramm Alkohol). Menschen mit vorgeschädigter Leber sollten ganz auf Alkohol verzichten.

Für alle Übrigen gilt, dass eine langsame Gewichtsreduktion bis zur Normgewichtigkeit angestrebt werden sollte. Hier können im Einzelfall auch chirurgische Maßnahmen z.B. das "Gastric banding" oder die Magenbypassoperationen sinnvoll sein.

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Kommentare (2)

Beate H., 16.11.2015 - 12:03 Uhr

Dieser Artikel ist verständlich geschrieben. Ich vermisse eine Empfehlung, wenn man an Hashimoto erkrankt ist. Ich bin erkrankt und bekomme nicht die richtige Hilfe. Habe im Moment einen starken Schub mit verschiedenen Symptomen. Brauche umfassende Hilfe. Können Sie mir einen Arzt empfehlen? LG

Antwort von Dr. med. Ulrich Tappe, verfasst am 16.11.2015

Hashimoto-Thyreoditis ist eine Erkrankung der Schilddrüse, bei der die Funktion des Organes in den nächsten Jahren zunehmend verloren geht. Zwischenzeitlich können am Anfang kurzfristig auch Überfunktionszeiten bestehen. Ein Internist, Endokrinologie aber häufig auch ein Nuklearmediziner wäre für eine Hashomoto-Thyreoditis der richtige Ansprechpartner.

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