Artikel 14/11/2016

Wie Sie virusbedingte Hauterkrankungen vorbeugen und behandeln

Team jameda
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Wussten Sie, dass bestimmte Viren nach einer Erstinfektion in Ihrem Körper für immer „einschlafen’? Es kommt noch schlimmer: „Wecken“ Sie Ihre Viren, werden Sie wieder krank! Das kann sogar nach Jahrzenten passieren. Lernen Sie Ihre viralen Körperbewohner kennen und lesen Sie, wie das Weiterschlafen gelingt und wie Sie virusbedingte Hauterkrankungen vorbeugen und behandeln.

Was ist ein Virus?

Viren sind winzige Partikel, die nicht selbständig leben können, sondern eine fremde Zelle „erobern“ müssen, um sich zu vermehren und zu verbreiten. Die fremde Zelle wird dadurch infiziert und „Wirtzelle“ genannt.

Bevor Viren eine Zelle überfallen, existieren sie als Virionen. Virionen schlüpfen in die Zellen von Bakterien, Pflanzen, Tieren und Menschen. Dringt ein Virion in eine Zelle ein, vermehrt es sich dort, indem es die eigene DNA in die Wirtzelle spritzt. So wird nicht mehr die ursprüngliche Zelle, sondern das Virus vervielfacht.

Die neuen Viren verlassen die Wirtzelle und zerstören sie dabei. Danach infizieren sie weitere Zellen. Ein Virus vermehrt sich unglaublich schnell und zerstört auf seinen Weg unzählige Zellen. Dadurch entstehen virusbedingte Infektionen und virusbedingte Hauterkrankungen.

Gürtelrose: Die schmerzhafte, gefährliche Herpesinfektion

Ursachen

Die Ursache der Gürtelrose ist der Varicella-Zoster-Virus (VZ-Virus), ein Virus der Herpes-Familie. Dieser Virus verursacht auch die Windpocken, meistens in der Kindheit. Ein Mensch, der an Windpocken erkrankt ist, trägt den VZ-Virus ein Leben lang in sich. Nachdem die Windpocken abgeheilt sind, zieht sich der inaktivierte Virus zu den Nervenwurzeln zurück und „schläft“ dort.

Nach vielen Jahren oder Jahrzenten kann derselbe Virus die Gürtelrose unter bestimmten Bedingungen erneut ausbrechen lassen. Das Reaktivieren des VZ-Virus kann auf Stress, andere Erkrankungen oder hohes Alter zurückzuführen sein – wenn das Immunsystem geschwächt ist, ist der Mensch anfälliger für den Ausbruch einer Krankheit.

Symptome und Komplikationen

Meistens tauchen zuerst Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit auf. Lymphknoten können angeschwollen sein. Danach kommen die Schmerzen, die meistens als intensiv und brennend beschrieben werden und typischerweise gürtelförmig und einseitig von der Wirbelsäule bis zur Brust spürbar werden.

Als letztes taucht der Hautausschlag entlang des schmerzenden Gürtelbereiches auf, mit kleinen, rötlichen, abgegrenzten Bläschengruppen, die nach ein paar Tagen aufplatzen und nach zwei bis drei Wochen abheilen. In manchen Fällen sind die Schmerzen und der Ausschlag weniger charakteristisch und können einseitig das Gesicht, die Arme und Hände oder die Beine und Füße betreffen.

Die Komplikationen der Gürtelrose sind relativ häufig und schwerwiegend. Sie beinhalten:

  • Infektion des Gürtelrose-Ausschlags mit Bakterien und Narbenbildung
  • Hirn- und Hirnhautentzündungen
  • Hornhaut- und Bindehautentzündung, die zur Erblindung führen können
  • Entzündung des Hörnervs und Ertaubung
  • Lähmungen, oft im Bereich der Gesichtsmuskulatur
  • Lang anhaltende Schmerzen in der von der Gürtelrose betroffenen Körperregion (Post-Zoster Neuralgie)
  • Bei schwangeren Frauen kann das VZ-Virus zu Missbildungen des Kindes führen.

Vorbeugung und Therapie

Das VZ-Virus ist sehr ansteckend. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen, die sich beim Sprechen, Atmen, Niesen oder Husten ausbreiten. Schwangere, Kinder, ältere Menschen und Patienten mit geschwächtem Abwehrsystem sollten daher Windpocken-Patienten meiden, da dasselbe Virus Windpocken und Gürtelrose verursacht. Sollten Sie einen Windpocken-Patienten pflegen, benutzen Sie Gesichtsmaske und Einweghandschuhe, die danach sorgfältig entsorgt werden müssen.

Sollten Sie schon an Windpocken erkrankt sein, sorgen Sie dafür, dass Ihr Abwehrsystem fit bleibt, damit „Ihr“ VZ-Virus nicht aufwacht. Denn schlafende Hunde sollte man nicht wecken.

Mit einer ausgewogenen Ernährung stärken Sie Ihre Abwehrkräfte, wobei ausreichend vitaminreiche Früchte eine besonders wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus helfen regelmäßige Bewegung sowie genug Schlaf, Saunagänge und Stressbewältigung.

Das VZ-Virus kann mit einem verschreibungspflichtigen Virustatikum gebremst werden. Mit dieser Therapie sollten Sie so schnell wie möglich beginnen, vorausgesetzt, die Diagnose steht fest. Zusätzlich kann Ihr Arzt schmerzlindernde und entzündungshemmende Mittel verabreichen.

Herpes Simplex: Jedermanns lästige, virusbedingte Hauterkrankung

Ursachen

Das Herpes-Simplex-Virus-Typ 1 verursacht Lippenherpes und das Herpes-Simplex-Virus-Typ 2 verursacht Genitalherpes. Diese Herpes-Viren sind sehr ansteckend und verbreiten sich hauptsächlich durch Schmierinfektion, meistens durch Küssen und Geschlechtsverkehr.

Sind die Herpes-Viren einmal dagewesen, wird man sie nie wieder los. Sie bleiben im Körper und werden immer wieder reaktiviert. Studien zeigen, dass 60 % bis 85 % der Bevölkerung Deutschlands mit Herpes-Viren infiziert ist.

Symptome und Komplikationen

Die typischen Beschwerden einer Herpes-Ersterkrankung sind kleine, schmerzhafte, flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf geröteter Haut, meistens an der Lippe und im Genitalbereich, aber auch an anderen Körperstellen. Davor können Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit auftreten. Bei einer Reaktivierung sind die Symptome meistens schwächer. Die Beschwerden dauern meistens zwei bis drei Wochen.

Die Herpes-Infektionen können zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter Augenherpes, Herpes-Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) oder generalisierter Herpes Simplex (eine Blutvergiftung mit Herpes-Viren).

Wenn die Herpes-Symptome ungewöhnlich lange andauern, kann eine zusätzliche bakterielle Infektion entstehen, weil die vom Herpes geschädigte Haut eine offene Tür für Bakterien ist.

Vorbeugung und Therapie

Es gibt noch keine Impfung  gegen Herpes. Forscher arbeiten daran und versuchen, eine Impfsubstanz zu entwickeln, die eine Infektion mit Herpes-Viren bereits bei Tierversuchen verhindern kann.

Die erste Herpes-Ansteckung können Sie theoretisch vermeiden, indem Sie Menschen mit aktiver Herpes-Erkrankung aus dem Weg gehen. Das ist allerdings nicht einfach, da ein Großteil der Bevölkerung meistens schon in der Kindheit von diesen Viren infiziert wird.

Herpes-Viren sind sehr ansteckend und verbreiten sich meistens durch Schmierinfektion in der aktiven Phase, wenn die Herpesbläschen sichtbar sind. Die Herpes-Viren überleben aber auch 48 Stunden lang auf Gegenständen wie Gläsern oder Handtüchern.

Das Genitalherpes-Risiko können Sie mit Hilfe von Kondomen reduzieren. Die Reaktivierung des Lippenherpes beugen Sie mit Lippenpflege vor. Dabei ist es im Winter besonders wichtig, dass die Lippen nicht spröde und aufgeraut sind, wobei Sie im Sommer UV-Schäden an den Lippen mit Lichtschutzfaktor vermeiden.

Der beste Schutz vor Reaktivierungen ist ein starkes Abwehrsystem, wobei Ernährung, Bewegung, Schlaf und Stressbewältigung eine wichtige Rolle spielen.

Bei einem Herpesausbruch vermeiden Sie am besten jede Berührung mit der infizierten Stelle, kratzen die Bläschen nicht auf und entfernen die Kruste nicht. So vermeiden Sie die, dass sich die Infektion auf andere Körperteile ausbreitet.

Besonders wichtig ist, den Kontakt mit der Augenregion zu vermeiden. Deshalb verzichten Sie während der aktiven Herpesinfektion lieber auf Kontaktlinsen und Schminke.

Sie können Ihre Liebsten schützen, indem Sie Hautberührungen, insbesondere Küssen, für ein paar Wochen einstellen, keine Handtücher, Gläser, Besteck und andere Alltagsgegenstände mit anderen teilen, und sich oft und gründlich die Hände waschen.

Denken Sie daran, dass Sie sich auch selbst vor der nächsten Herpesreaktivierung schützen, wenn die Menschen in ihrem Umfeld herpesfrei bleiben. Und meiden Sie bitte Schwangere. Herpesinfektionen während einer Schwangerschaft können dem Nervensystem des Babys schaden.

Die medikamentöse Therapie beruht hauptsächlich auf speziellen Virustatika. Sie können die Vermehrung der Viren aufhalten, zerstören sie aber nicht.

Sie haben wieder einen lästigen Lippenherpes und bedienen sich an dem alten Virustatikum, das in Ihrer Hausapotheke liegen geblieben ist? Verständlich, aber denken Sie daran:

  • Herpes kann Komplikationen verursachen und
  • Viren entwickeln Resistenzen gegen bestimmte Mittel.

Daher sollten Sie einen Arzt aufsuchen, spätestens wenn die Herpes-Symptome länger als zwei Wochen anhalten.

Warzen: Was tun – und was nicht?

Ursachen und Symptome

Warzen sind schmerz- und meistens harmlose Hautwucherungen mit einer rauen und schuppigen Oberfläche. Sie haben unterschiedliche Formen und sind scharf begrenzt. Es gibt viele Warzenarten, aber alle werden von Human-Papilloma-Viren (HPV) verursacht.

Die häufigsten sind die gewöhnlichen Warzen an Händen und Füßen. Feigwarzen gibt es an den äußeren Geschlechtsteilen oder am Gebärmuttermund. Letztere sind an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt.

Vorbeugung und Therapie

Gewöhnliche Warzen heilen sich oft selbst und müssen nicht behandelt werden. Sie können spezielle Lösungen und Pflaster selbst auf Warzen auftragen, bis sie weggeätzt werden. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Vereisungssprays nutzen. Meiden Sie dabei die Besprühung der gesunden Haut. Die Warze fällt dann nach ein paar Tagen ab.

Operieren Sie Sich bitte nicht selbst! Sie erleichtern damit nur das schädliche Werk der Viren und Bakterien. Bei neuen oder vielen Warzen gehen Sie zum Arzt. Er kann bösartige Warzen ausschließen oder behandeln.

Quellen:

  • Ultsch B, et al.Herpes zoster in Germany: Quantifying the burden of disease. BioMed Central (BMC): Infectious Diseases. 2011;11:173
  • Kost RG, Straus SE.Postherpetic neuralgia - pathogenesis, treatment and prevention. N Engl J Med 1996;335(4):23–42
  • Clarke RW. Forces and Structures of theHerpes Simplex Virus (HSV) Entry Mechanism. ACS Infect Dis. 2015;1(9):403-15

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