Artikel 07/09/2017

Zahnimplantate bei Diabetes - Ist das möglich?

Dr. Jochen Schmidt MSc. Zahnarzt
Dr. Jochen Schmidt MSc.
Zahnarzt
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Auch Diabetes-Patienten müssen bei Zahnverlust nicht mehr auf moderne Implantate verzichten - einen stabilen Blutzuckerspiegel und einige präventive „Vorsichtsmaßnahmen“ vorausgesetzt.

Können Implantete bei Diabetikern eingesetzt werden?

Noch bis vor kurzem galten Implantate bei Diabetes als schlichtweg undenkbar. Der Grund: Erhöhte Blutzuckerwerte können Entzündungen im Körper fördern und die Wundheilung verzögern - auch im Bereich von Zähnen und Kieferknochen.

Doch inzwischen ist eine Implantat-Versorgung selbst bei Menschen mit hohen Zuckerwerten gang und gäbe. Aufgrund der reduzierten Immunabwehr und einer höheren Infektionsanfälligkeit sind jedoch nach wie vor einige besondere Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen.

Welche Voraussetungen müssen erfüllt sein?

Grundvoraussetzung für eine einwandfreie zahnmedizinische Versorgung bei Diabetes sind ein speziell ausgebildeter und erfahrener Implantologe sowie stabile Zuckerwerte des Patienten. Sie dürfen über einen längeren Zeitraum keinerlei Schwankungen aufweisen. Anderenfalls sind Komplikationen und ein Verlust der künstlichen Zahnwurzel nicht auszuschließen. Gegebenenfalls empfiehlt der Implantologe, dass ein Diabetologe, also ein Facharzt für Diabetes-Erkrankungen, hinzugezogen wird.

Ebenso wichtig ist, dass vor jeder Implantation eine akute Parodontitis angeschlossen werden kann, denn diese könnte die Einheilung der Implantate deutlich erschweren. Zudem belegen neuere Studien, dass sich Parodontitis negativ auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann - schlimmstenfalls ist sie sogar Diabetes-Auslöser.

Professionelle Zahnreinigungen sind ein weiterer wichtiger präventiver Schritt, um das bei Diabetikern erhöhte Risiko von Infektionen zu reduzieren. Speziell ausgebildete Prophylaxe-Fachkräfte säubern dabei alle Zahnflächen gründlich. Plaque wird entfernt und auch hartnäckige Verfärbungen durch Kaffee, Rotwein oder Nikotin und Zahnstein gelöst.

Diese gründliche Säuberung reduziert auch das bei Diabetikern erhöhte Periimplantitis-Risiko. Eine bakterielle Infektion des Gewebes rund um das Implantat wird durch die geschwächte Immunabwehr begünstigt und greift nicht nur das Zahnfleisch an, denn auch Bereiche des Kieferknochens können geschädigt werden. Es drohen Knochenabbau und Verlust des Implantats.

Mehr Sicherheit durch Antibiotika und Vitamin D

Bei Diabetes-Patienten ist in der Regel auch eine Vitamin-D-Kur zur Knochenbildung empfehlenswert. Denn neben einem allgemein guten Gesundheitszustand ist eine ausreichende Kieferknochen-Substanz wichtig für die stabile Verankerung des Implantats. Im Allgemeinen werden auch Antibiotika verschrieben, da die Immunabwehr bei Diabetikern beeinträchtigt ist. Diese Medikamente bekämpfen Entzündungen, unterstützen die Einheilung und einen komplikationslosen Verlauf.

Doch nicht nur der Implantologe ist gefordert. Auch der Patient trägt zu einem erfolgreichen Ergebnis bei. Unerlässlich ist in erster Linie auch nach der Implantation eine vorbildliche Mundhygiene. Dazu gehören regelmäßige Mundspülungen, die Verwendung von Zahnseide und Zwischenraumbürsten sowie zweimal jährlich professionelle Zahnreinigungen.

Implantat-Verbot bei Schäden an Netzhaut oder Nieren

Medizinisch und ästhetisch sind die Resultate einer Implantation bei Diabetikern ebenso hochwertig wie bei anderen Patienten, auch wenn die „Überlebensquote“ der Implantate etwas unter dem Durchschnitt liegt. Da dieselben Implantate und Verfahren verwendet werden, gibt es auch preislich keine Unterschiede. Besonders wichtig ist eine umfassende Nachsorge inklusive regelmäßiger Kontrollen der Zahngesundheit und des Blutzuckerspiegels.

Zahnimplantate kommen nicht in Frage, wenn bereits Folgeschäden des Diabetes an Netzhaut oder Nieren festgestellt wurden.

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