Artikel 07/11/2019

Alternativen zum Knochenaufbau: Spezielle Implantate

Marcel Zöllner Zahnarzt
Marcel Zöllner
Zahnarzt
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Die Implantologie hat sich zu einem wichtigen Pfeiler innerhalb der zahnmedizinischen Versorgungskonzepte entwickelt. Über 30 Jahre klinische Erfahrung und fundierte Studien zeigen bei Implantaten eine hohe Überlebensrate von über 95 % nach 10 Jahren.

Welche Rolle spielt der Knochen bei einer Implantation?

Zur Planung einer Implantation ist immer die Beurteilung des Knochenangebots entscheidend. Klinisch und Röntgenologisch (evtl. auch DVT) benötigt ein Implantat mindestens 2 mm Knochen zirkulär um sich herum.

Zudem müssen präzise Abstände zu den Zähnen (1,5 mm) und zu anderen Implantaten (3 mm) eingehalten werden. Denn sonst kann es zu entzündlichem Knochenabbau kommen. Vertikal müssen im Oberkiefer die Kieferhöhle und im Unterkiefer der Unterkiefernerv als natürliche Begrenzung beurteilt werden.

Liegt ein vermindertes Knochenangebot vor, gibt es heute eine Vielzahl an Techniken und Materialen verschiedenen Ursprungs, um den Knochen wieder aufzubauen. Jedoch ist es auch mit unterschiedlichen Techniken möglich, den Knochen zu verbreitern, zu erhöhen oder zu erhalten und somit einen aufwändigen Knochenaufbau zu vermeiden.

Die Schonung des umgebenden Knochens bei der Zahnentfernung ist sozusagen der erste Schritt um umfangreiche Knochenaufbaumaßnahmen zu verhindern. Der Zahn wird heute nicht mehr einfach „herausgerissen. Er wird mit feinen grazilen Instrumenten vorsichtig aus seinem Knochenfach herausgelöst.

Zähne mit mehreren Wurzeln werden getrennt und jede Wurzel einzeln entfernt. Es ist ebenfalls möglich, den Zahn vertikal zu entfernen. Er kann, ähnlichen einem Flaschenzug, aus dem Knochenfach gezogen werden. Dabei bleiben sämtliche angrenzenden Knochen- und Zahnfleischstrukturen unverletzt. Im Idealfall kann im Anschluss auch sofort ein Implantat gesetzt werden.

Des Weiteren ist es auch möglich, einen Wurzelanteil des entfernten Zahnes wieder zu verwenden. Hierbei wird aus der Wurzel eine 2 mm breite Scheibe herausgeschnitten. Sie wird wie ein Deckel auf das mit Blut gefüllte Zahnfach im Mund eingesetzt. Durch diesen dichten Verschluss wird der Knochen nahezu an dem Knochenfach abgebaut, was eine Implantation deutlich erleichtert.

Nach einer Einheilung von vier Wochen kann diese Wurzelscheibe mit Gummibändern schonend aus dem Knochenfach herausbewegt werden. Hiermit kann auch noch etwas Knochen in vertikaler Richtung gewonnen werden.

Was ist Bone Spreading & Bone Splitting?

Bone Spreading ist eine chirurgische Technik, die vor allem bei einem schmalen Kieferkamm genutzt werden kann. Mit Hilfe von speziellen Instrumenten (Osteotomen) kann der Kieferkamm, nach einer initialen Vorbohrung gedehnt werden. Die Osteotome haben verschiedene aufsteigende Größen und werden in den Kiefer eingeklopft.

Eine weitere chirurgische Methode bei einem sehr spitzen Kieferkamm ist das sogenannte Bone Splitting. Hierbei kann mit einer kleinen Trennscheibe der spitz zulaufende Kieferkamm wie ein Brief aufgeschlagen werden. Diese Aufspreizung des Kieferkamms ermöglicht eine Verbreiterung um ca. 5 bis 6 mm um das Implantat setzen zu können.

Spezial Implantate um Knochenaufbau zu vermeiden

Die heute vorherrschenden Implantate sind schraubenförmig und besitzen eine zylindrische oder konische Form. Die Implantatoberfläche ist mit verschiedenen technischen Methoden aufgeraut, so dass ein möglichst großer Kontakt zum Knochen entstehen kann. Im Folgenden werden einige spezielle Implantate vorgestellt, bei denen ein Knochenaufbau meistens nicht notwendig ist.

So gibt es seit einigen Jahren durchmesserreduzierte Implantate (ca. 2,5 bis 3 mm), die vor allem in sehr dünnen, spitzen Kieferkämmen eingesetzt werden können, ohne das ein Knochenaufbau notwendig wäre.

Des Weiteren gibt es mittlerweile sehr kurze Implantate (< 6 mm), die im Seitenzahngebiet ihre Anwendung finden.

Der Kiefer ist im Oberkiefer durch die Kieferhöhle und im Unterkiefer durch den Unterkiefernerv anatomisch begrenzt. In der Vertikalen ist daher oft nur ein vermindertes Knochenangebot vorhanden.

Um eine Knochenauflagerung zu vermeiden, können diese kurzen Implantate verwendet werden. Der Nachteil ist allerdings, dass die Zahnkronen dann manchmal sehr lang werden.

So funktionieren Zygoma-Implantate

Zygoma-Zahnimplantate sind sehr lange Spezial-Implantate (ca. 5  cm). Sie werden nicht in den Kieferknochen, sondern in das Jochbein gesetzt, das sich oberhalb des Oberkiefers befindet. Das Jochbein befindet sich ausreichend nahe am Kiefer und der Knochenstruktur, um Zahnimplantate sicher und mit guter Stabilität zu verankern.

Zygoma-Implantate kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Implantate wenig erfolgsversprechend sind. Das ist beispielsweise der Fall:

  • wenn der Oberkieferknochen bereits von deutlichem Knochenschwund gezeichnet ist,
  • eine Knochentransplantation nicht mehr möglich ist oder
  • wenn der Patient die Prozedur eines Knochenaufbaus nicht über sich ergehen lassen möchte.

Was sind Profil-Implantate?

Das Profil-Implantat kommt bei einem abgeschrägten Kieferkamm zum Einsatz. Es hat eine profilierte, abgeschrägte Implantatschulter und passt sich damit der Form des Knochens perfekt an. Ein Knochenaufbau im Front- oder Seitenzahngebiet ist damit nicht mehr notwendig.

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