Leiden Sie unter anhaltenden, vor allem auch nächtlichen Rückenschmerzen, die einfach nicht weggehen? Benötigen Sie immer wieder Schmerzmittel? Helfen Physiotherapie oder Yoga nicht wirklich?
Wenn Physiotherapie und Schmerzmittel nicht anhaltend helfen, könnten die eigentlichen Schmerzursachen auch auf rheumatischen oder degenerativen, also immunreaktiven Vorgängen in der Lendenwirbelsäule oder auch in den Iliosakralgelenken beruhen.
Wie aber lässt sich der Unterschied zwischen reinen Muskel-Verspannungen, Faszien-Verklebungen und spezifischen Rückenschmerzursachen wie Rheuma oder aktive pathologische Veränderungen der Zwischenwirbelräume (‘Modic-Changes’) herausfinden?
Eine Kernspintomografie taugt nur so viel, wie ein erfahrener Rückenspezialist daraus ableiten kann. Natürlich muss nicht jedes Kernspin des unteren Rückens einen bösartigen Prozess oder einen großen Bandscheibenvorfall zeigen, um gerechtfertigt zu sein. Operiert werden sollte ohnehin zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall oder ein Gleitwirbel nur dann, wenn nachweisbare Nervenausfallserscheinungen auftreten.
Eine Magnetresonanztomografie kostet übrigens etwa gleich viel wie ein Rezept für sechsmal Krankengymnastik. Trotzdem ist sie unverzichtbar, um im Röntgenbild (noch) nicht auffällige Veränderungen der Lendenwirbel, der Bandscheiben und auch der Iliosakralgelenke früh zu erkennen. Problematisch ist oft die Tatsache, dass auf einem Kernspin der Lendenwirbelsäule und der Iliosakralgelenke gleichzeitig mehrere Abweichungen von der radiologischen Norm zu finden sind.
Zunehmend besser bekannt und anerkannt ist deshalb die Wichtigkeit einer interdisziplinären Diagnostik, einer rheumatologischen Früherkennung und gegebenenfalls auch die Durchführung verschiedener bildgesteuerter Testinfiltrationen bei nächtlichen und bei trotz Physiotherapie nie dauerhaft abklingenden Schmerzen im unteren Rücken.
Die Kernspinbefunde von entzündlichem Wirbelsäulen- und Iliosakralrheuma sind denen von so genannten Modic-1-Changes mehr als ähnlich: In beiden Fällen findet sich eine Ödemzone in den Wirbelkörpern oder zwischen dem Kreuzbein und dem Darmbein.
Modic-Changes wurden vor knapp 30 Jahren von dem Radiologen Dr. M. Modic beschrieben. Die Kernspintomografie war zu dieser Zeit gerade ganz neu und er war sehr überrascht, dass er so viele dieser Ödemzonen in den Lendenwirbeln feststellte. Wahrscheinlich war der Grund für eine MRT aber doch wohl Schmerzen im unteren Rücken?
Heute werden Modic-Changes zunehmend intensiv und heftig diskutiert. Aber was fehlt, ist eine fundierte Grundlage. Somit könnte auch die weitere gezielte Therapie abgeleitet werden. Übereinstimmung besteht aber zunehmend darüber, dass bei entzündlichem Rheuma und bei entzündlichem Modic-1 keine intensivierte Physiotherapie, keine „Deblockierungen“ und kein Gerätetraining wirklich helfen.
Ob es eine Therapie mit Antibiotika oder mit Immunbiologika über die Blutbahn, eine intradiskale Injektionstherapie mit verschiedenen Substanzen, einschließlich Eigenplasma oder eine intradiskale Lasertherapie sein sollte, ist derzeit zunehmend kontrovers diskutiert. Manchmal bietet sich sogar eine Kombination dieser Möglichkeiten an.
Ich denke, dass zumindest diejenigen Patientinnen und Patienten mit anhaltenden, tief sitzenden Schmerzen des unteren Rückens und der inneren Hüfte wissen sollten, dass hier vielleicht solche Schmerzursachen objektiviert werden könnten und dass sie vielleicht nicht unnötig lange einer weiteren, nicht spezifischen Übungsbehandlung bedürfen.
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