Artikel 03/06/2018

ISG-Blockade mit Beckenschiefstand: So funktioniert die Behandlung mit Botox

Dr. med. Peter Konrad Sigg Orthopäde & Unfallchirurg
Dr. med. Peter Konrad Sigg
Orthopäde & Unfallchirurg
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Was tun, wenn eine ISG-Blockade chronisch wird, zu einem Beckenschiefstand führt und Übungen, Physiotherapie und Osteopathie nicht mehr wirklich helfen?

Die Ursache einer ISG-Blockade ist schwer zu finden

Obwohl es sich so anfühlt, als ob sich das Kreuzbein und die Beckenschaufel in der Hüfte gegeneinander verschoben und verklemmt hätten, haben akute und chronische ISG-Blockaden eine andere Ursache als ISG-Verschiebungen. Leider fühlen Sie sich genauso an.

Auch kann immer häufiger beobachtet werden, dass selbst ein Iliosakralgelenk, das durch eine ISG-Fusion chirurgisch versteift wurde, doch immer wieder Schmerzen bereitet. Das hat zu einigem Nachdenken angeregt. Gibt es für schmerzhafte ISG-Blockaden auch andere Gründe? Und müssten die verschiedenen Ursachen dann nicht auch unterschiedliche Therapien zur Folge haben?

Natürlich können auch ISG-Arthrose, ISG-Arthritis und ISG-Rheuma ein chronisches ISG-Syndrom auslösen. Diese Ursachen sollten abgeklärt und gegebenenfalls fachärztlich behandelt werden.

Was aber, wenn Arthrose, Arthritis und Rheuma ausgeschlossen sind und die übliche Odyssee mit Schmerzmitteln, Übungen, Physiotherapie und Osteopathie nicht enden will? Ist es eben doch eine ISG-Versteifung?

Faszien, Piriformis & Steißbeinganglion als Ursache der ISG-Blockade

Starke ISG-Faszien stabilisieren das Kreuzbein mehr oder weniger elastisch fest zwischen den Beckenschaufeln. Diese Faszien liegen so unzugänglich tief, dass sie durch Faszienrollen oder Massagen nicht nachhaltig beeinflusst werden können.

Die schwer zugänglichen ISG-Faszien samt ihren Verankerungen in den Knochenrinden des Darmbeins und des Kreuzbeins sind jedoch die häufigsten Auslöser akuter und chronischer ISG-Blockaden. Allzu intensive Manipulationen am ISG können über das Steißbeinganglion die Blockaden der Coremuskeln Iliopsoas und Piriformis noch weiter intensivieren.

Wie ISG-Blockaden mit Neuraltherapie behandelt werden

Spasmen und fokale Muskel-Dystonien werden in anderen Regionen des Körpers seit Jahren zunehmend mit den verschiedenen Botulinumtoxinen wie Botox, Dysport, Xeomin oder Myobloc längerfristig gelöst. Besonders bekannt ist das Botulinumtoxin A, das zum Beispiel bei mimischen „Zornesfalten“ angewendet wird.

Neuere Erkenntnisse zeigen nun sehr eindrucksvoll, dass schon sehr geringe Dosierungen von Botox und Co. sehr gute und lang anhaltende Ergebnisse bieten können, wenn sie nicht in einen Muskel, sondern gezielt an spezielle Nervenknoten injiziert werden. Neuraltherapeuten verwenden dazu seit Jahrzehnten Lokalanästhetika wie das Procain am Sonnengeflecht und am sympathischen Grenzstrang vor der Lendenwirbelsäule bei tiefen unteren Rückenschmerzen.

Ein weiterer Anwendungsbereich ist der Hauptnervenquellknoten, das Imparganglion, direkt vor dem Kreuzbein und dem Steißbein bei chronischen Hüftschmerzen und chronischen ISG-Blockaden mit Beckenschiefstand.

Diese Behandlung kommt zum Einsatz, wenn Übungen, Physiotherapie, Osteopathie, orthopädische Hilfsmittel, Chirurgie und Pharmazie nicht den gewünschten anhaltenden Erfolg zeigen. Botox und Co. konnten bei exakter Platzierung schon in minimaler Dosierung erstaunlich positive und sehr lang anhaltende Ergebnisse bieten.

Wer darf die Behandlung durchführen?

Die gezielte Neuraltherapie oder Neurolyse mit Botox und Co. gehört unbedingt in erfahrene Hände. Sie erfordert eine besondere analytische Kompetenz und spezielle fachliche, apparative und räumliche Voraussetzungen. Die neuroganglionären Regulationszentren vor der Lendenwirbelsäule, vor den Iliosakralgelenken und vor dem Steißbein liegen schwer zugänglich in der Nähe von Strukturen, die auf keinen Fall verletzt werden dürfen. Diese spezielle Neuraltherapie wird deshalb unter ständiger Bild-Kontrolle und Kreislaufüberwachung durchgeführt.

Über die jeweilige individuelle Indikation, die genaue Durchführung und über mögliche Risiken und Nebenwirkungen wird Sie der Spezialist oder die Spezialistin natürlich ausführlich in einem pesönlichen Gespräch informieren.

Auf einen Blick

Behandlungsdauer:

  • Eine Sitzung dauert knapp 20 Minuten.
  • Wiederholung bei nachlassender Wirkung gegebenenfalls nach etwa einem halben Jahr

Arbeitsfähigkeit:

keine Einschränkung nach der Behandlung

Verhaltenstipps nach der Behandlung:

  • keine Einschränkung
  • weiterhin möglichst aktive Alltagsgestaltung (Walking, Jogging, Yoga, etc.)

Erfolgsraten:

bei richtiger Indikation höher als bei anderen Behandlungsmöglichkeiten

Folgen bei ausbleibender Behandlung:

  • chronische Schmerzkrankheit
  • Verlust der Lebensfreude
  • Probleme im sozialen Bereich (Sitzen, Partnerschaft etc.)

Behandlungsalternativen:

  • gezielte Neuraltherapie mit Procain etc.
  • elektrophysikalische Sonde (Neuromodulation)
  • chirurgische Entfernung des Steißbeins

Kostendeckung durch Krankenkasse:

bei Durchführung durch einen speziellen Schmerztherapeuten gelegentliche Kostenerstattung

Selbsthilfe:

Spezielle Steißbeinkissen sind gelegentlich bedingt hilfreich.

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