Artikel 13/06/2016

Die häufigsten Ursachen der Craniomandibulären Dysfunktion

Dr. med. dent. Torsten Renneberg Zahnarzt
Dr. med. dent. Torsten Renneberg
Zahnarzt
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In diesem Artikel stellen wir Ihnen verschiedene Ursachen vor, die eine CMD auslösen können. Die Ursachen sind so vielfältig, dass der Patient bei Verdacht unbedingt einen Spezialisten für dieses Gebiet aufsuchen muss. Nur der versierte Zahnarzt ist, in Abstimmung mit anderen Therapeuten, in der Lage, die richtige Diagnose zu stellen und die dementsprechende Therapie einzuleiten.

Was ist eine craniomandibuläre Dysfunktion?

Der Begriffe craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) beschreibt nicht nur eine Fehlfunktion von Ober- und Unterkiefer, an der Kiefermuskulatur und die Kiefergelenke mit beteiligt sind. Dieser Teilbereich wird durch den Fachbegriff Okklusopathie benannt.

Er bezeichnet eine Störung, die im weitesten Sinne durch die Okklusion, also die Verzahnung, zustande kommt. Eine CMD ist darüber hinaus ein sehr komplexes Krankheitsbild, das in aller Regel durch weitere Faktoren ausgelöst wird, die das Kausystem oder den Bereich des Kopfes oder des Nackens stark belasten. Medizinisch nennt man dies ein multifaktoriellen Geschehen.

Die Belastungen können dabei sowohl in auf-, als auch in absteigender Richtung, sogenannten Ketten, auftreten. So können Veränderungen des Bewegungsapparates - zum Beispiel Fußfehlstellungen oder Beckenschiefstände -, aber auch schädigende Auswirkungen auf die Nacken- oder Kaumuskulatur haben. Denn die Folge der veränderten Körper- und Kopfhaltung ist eine Fehlbelastung der Kiefergelenke.

Anders herum kann sich eine Erkrankung des Kauorgans auch auf den übrigen Organismus auswirken. So bildet sich, verursacht durch einen schiefen Biss, eine nicht symmetrische Körperstatik mit teils erheblichen Beschwerden.

Häufige Ursachen der CMD

Veränderungen des Bewegungsapparates

In letzten Abschnitt wurden schon einige Beispiele für „orthopädische“ Veränderungen genannt, die mit einer CMD einhergehen können. An erster Stelle stehen hierbei Veränderungen des Kauorganes, also Verschiebungen des Bisses. Hier lassen sich Zahnfehlstellungen als ein Faktor nennen.

Stehen die Zähne schief, ist auch der Biss verschoben. Die Belastung der Kiefergelenke verändert sich und die Muskulatur muss dies durch veränderte Spannung ausgleichen. Das Gleiche passiert auch, wenn der Patient seine Zähne abknirscht, sodass sich der Biss langsam verschiebt.
An zweiter Stelle ist die Halswirbelsäule zu nennen.

Veränderungen in diesem Bereich wirken sich oft auf die Stellung der Kiefer und Kiefergelenke aus und damit auf die Lage des Bisses. Umgekehrt kann sich ein schiefer Biss auf die Halswirbelsäule auswirken. Welche Veränderung zuerst entsteht, ist oft nicht mehr zu klären. Therapeutisch ist in Fällen, in denen die Funktion der Halswirbelsäule mit der Funktion des Kauorganes zusammenhängt wichtig, dass neben dem Zahnarzt ein erfahrener Halswirbeltherapeut mitbeteiligt wird.

Eine wichtige Sonderform stellt das Schleudertrauma dar, das die Halswirbelsäule oft sehr stark schädigt. Als Drittes nennt man alle weiteren Veränderungen wie Beckenschiefstände oder Beinlängenunterschiede, die sich sicher mit der Bisslage in Verbindung bringen lassen. Auch hier muss ein erfahrener Co-Therapeut an der Therapie mitwirken.

Schlechte Haltung wie zum Beispiel am Arbeitsplatz, mangelnde Bewegung oder Fehlhaltungen des Kopfes sowie verschiedene andere Verhaltensweisen wirken sich ebenso schädlich auf den Bewegungsapparat aus.

Stress und Psyche

Die Zähne sind evolutionär gesehen nicht nur zum Kauen da. Auch das Jagen, also das Erlegen von Beute, und das Kämpfen spielten früher eine Rolle. Man vermutet, dass Knirschen in einem gewissen Ausmaß als normal angesehen werden kann. So knirschen zum Beispiel Kinder während der Zahnwechselphasen, um ihre Zähne an die richtige Position zu bringen.

Speziell in den letzten Jahrzehnten hat das Ausmaß des Knirschens stark zugenommen. Die Zähne werden hierbei teilweise mit 300 Kilopond belastet. Diese Kraft wirkt auf einen Körper ein, wenn ein Auto mit ca. 50 km/h auf eine Mauer prallt.

Da man insgesamt ein bis anderthalb Stunden pro Nacht knirscht, ist die Belastung für die Zähne, die Kiefer, die Muskeln und die Kiefergelenke immens. Psychische Veränderungen wie zum Beispiel eine Depression gehören ebenfalls zu den Ursachen einer CMD.

Systemische Erkrankungen

Es gibt mehrere organische Erkrankungen, die das Auftreten einer CMD fördern oder verursachen können. Hormonelle Erkrankungen oder Veränderungen spielen hier insbesondere bei Frauen eine Rolle. Ein anderes Beispiel ist die Borreliose, also eine der möglichen Folge eines infektiösen Zeckenbisses. Mit großer Regelmäßigkeit zeigen sich hier alle Symptome einer schmerzhaften CMD.

Neurologische Erkrankungen aller Art können Schmerzen im Gesichtsbereich auslösen. Eine Form ist zum Beispiel die Trigeminusneuralgie, die bei leichten bis mittleren Schmerzanfällen durchaus als CMD erscheint. Es gibt Gelenkerkrankungen wie die akute oder chronische Polyarthritis, also die Entzündung mehrerer Gelenke, bei denen auch die Kiefergelenke betroffen sind.

Schlafstörungen gibt es in vielen verschiedenen Ausprägungen. Sie reichen vom Schlafmangel durch Einschlaf- oder Durchschlafschwierigkeiten bis zur Schlafapnoe und können ebenfalls eine CMD auslösen. Eine Form, nämlich das Knirschen, wurde unter dem Punkt Stress und Psyche bereits erwähnt.

In diesem Zusammenhang muss man auch unbedingt die Einnahme von Medikamenten erwähnen, denn einige Medikamente verursachen Trockenheit bzw. ein Brennen im Mund oder andere Symptome, die dann einer CMD zugeordnet werden, aber die Folge der Medikation sind.

Übertragener Schmerz

Eine wenig bekannte, aber sehr wichtige Ursache ist der Projektionsschmerz. In diesem Fall können über neurologische Verschaltungen Schmerzen aus der Muskulatur, inneren Organen oder anderen Bereichen des Körpers in den Bereich des Kopfes projiziert werden. Zusammenfassend ist wichtig, dass eine gründliche Anamnese und Untersuchung durchgeführt wird, um die Ursache der Beschwerden zu finden. Die Vielfalt der Ursachen stellt dabei oft eine große Herausforderung für den Patienten und Therapeuten dar.

Die Therapie

Patient und Therapeut entscheiden zusammen, wie die Therapie gestaltet werden kann. Im zahnärztlichen Bereich beginnt die Therapie in aller Regel mit einer Aufbissschiene, um die Körperstatik mit der Bisslage in Einklang zu bringen.

Danach kann entschieden werden, ob eine Sanierung der Bisslage nötig ist. Ist dies der Fall, kann dies eine kieferorthopädische Umstellung der Bisslage, eine Veränderung der Zähne oder eine Kombination beider Methoden bedeuten.

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