Artikel 08/07/2019

Die Rolle der Fettabsaugung im Rahmen der Behandlung des Lipödems

Prof. Dr. med. Laszlo Kovacs Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie
Prof. Dr. med. Laszlo Kovacs
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie
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Die Fettabsaugung (Liposuktion) zählt zu den am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffen der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. Meist wünschen sich die Patienten aus kosmetischen Gründen, dass unliebsame Fettdepots abgesaugt werden, da diese trotz Diäten und Sport einer harmonischen, schlanken Körpersilhouette entgegenstehen. Aber auch eine andere Indikation kann für eine Liposuktion sprechen, so beispielsweise bei einem Lipödem.

Hier ist es nicht nur das äußere Erscheinungsbild, an dem sich die Betroffenen stören, sondern auch die Schmerzen und Spannungsgefühle, die ein Lipödem mit sich bringt. Zudem ist der psychische Leidensdruck, der durch das Lipödem und dessen Folgen hervorgerufen wird, für die Patienten oftmals sehr hoch.

Was ist ein Lipödem?

Dicke und geschwollene Beine, wie sie für ein Lipödem typisch sind, werden meist mit Übergewicht, einer falschen Ernährung und zu wenig Bewegung gleichgesetzt. Entgegen der weitverbreiteten Annahme ist ein Lipödem aber nicht zwangsläufig auf ein zu hohes Gewicht zurückzuführen.

Zwar kann eine Adipositas das Risiko für ein Lipödem erhöhen, in erster Linie handelt es sich beim Lipödem jedoch um eine krankhafte Fettverteilungsstörung. Das bedeutet, dass sich das Fettgewebe in der Unterhaut atypisch vermehrt, wodurch die Fettansammlungen an den Gliedmaßen hervorgerufen werden. Die Erkrankung tritt immer symmetrisch an beiden Beinen beziehungsweise Armen auf.

Ursachen für ein Lipödem

Da (fast) ausschließlich Frauen vom Lipödem betroffen sind, liegt die Vermutung nahe, dass hormonelle Ursachen der Auslöser für die Erkrankung sind. Unterstützt wird diese Annahme dadurch, dass Lipödeme vermehrt in der Pubertät, in der Schwangerschaft sowie während der Wechseljahre auftreten – also in Zeiten einer hormonellen Umstellung.

Überdies scheint eine genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. Sind Fälle von Lipödemerkrankungen in der Familie bekannt, neigen häufig auch die nächsten Generationen zu Lipödemen. Wodurch genau ein Lipödem aber hervorgerufen wird, ist noch nicht eindeutig geklärt.

Konservative Behandlung des Lipödems

Da bereits ein leichtes Übergewicht die Ödembildung sowie die Beschwerden verstärken kann, sollten die Patientinnen auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten, um ihr Normalgewicht stabil halten zu können. Oft stellen eine Ernährungsumstellung sowie gezielte Sport- und Bewegungspläne einen Teil der Lipödem-Therapie dar. Des Weiteren tragen die Patientinnen spezielle Kompressionskleidung. Die Kompressionsstrümpfe oder -verbände helfen dabei, die Symptome beim Lipödem zu verringern und einer Verschlimmerung der Erkrankung entgegenzuwirken.

Zusätzlich werden häufig manuelle Lymphdrainagen in die Therapie integriert, um Lymphflüssigkeit besser abzutransportieren. Da die Haut durch das Lipödem häufig stark beansprucht ist, sollte auch die Hautpflege nicht außer Acht gelassen werden. Des Weiteren sind physiotherapeutische Übungen, eine genaue Aufklärung zur Erkrankung sowie psychotherapeutische Hilfestellungen essenzielle Bestandteile einer erfolgreichen Lipödem-Behandlung.

Heilbar ist das Lipödem bislang nicht. Die konservative Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen positiv beeinflussen, indem sie Symptome und Beschwerden lindert. Jedoch bekämpft sie nicht die Ursache des Lipödems und kann die Fettverteilungsstörung daher im Wesentlichen nicht verringern. Zudem muss sie kontinuierlich angewendet werden.

Fettabsaugung beim Lipödem: Welche Methoden gibt es?

Eine dauerhafte Lösung bietet hingegen eine chirurgische Entfernung der entsprechenden Fettzellen. Hierbei führt der erfahrene Ästhetisch-Plastische Chirurg eine feine Kanüle in das Gewebe ein, über die die Fettzellen abgesaugt werden. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen bei der Fettabsaugung (Liposuktion). Als eine Art Standardmethode gilt die Liposuktion mit Tumeszenztechnik, bei der eine spezielle Flüssigkeit (Tumeszenzlösung) in das Gewebe injiziert wird. Nach einer etwa 20-minütigen Einwirkzeit hat die Lösung die Fettzellen gelockert, sodass sie leichter aus dem Körper entfernt werden können.

Neben der Tumeszenz-Methode gibt es noch weitere Verfahren, um unliebsame oder krankhafte Fettdepots zu entfernen. Bei der Wasserstrahl-assistierten Liposuktion (WAL) ist es nicht notwendig, im Vorfeld eine größere Flüssigkeitsmenge in den Körper einzubringen. Stattdessen löst ein computergesteuerter Wasserstrahl die entsprechenden Fettzellen gezielt aus dem Gewebe. Anschließend werden das Wasser und die Fettzellen wieder abgesaugt.

Bei der Vibrationsliposuktion – auch Power-assisted Liposuction (PAL) – wird ein spezielles, motorbetriebenes Handstück verwendet, dass die Spitze der Kanüle in Bewegung versetzt. Die Vibration wirkt auf die Fettzellen ein, während das umliegende Gewebe und Strukturen wie Nerven und Blutgefäße geschont werden. Nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet die Ultraschall-assistierte Liposuktion (UAL): Die Gewebeschwingungen werden nicht durch mechanische Reize, sondern durch Ultraschallwellen ausgelöst.

Bei der Entfernung größerer Fettmengen kann es zu einem Hautüberschuss kommen. Daher kann die reine Liposuktion auch mit gleichzeitigen hautstraffenden Maßnahmen erfolgen. Die Radiofrequenz-assistierte Liposuktion (RFAL) und die Laserliposuktion rufen mithilfe von Radiofrequenzenergie beziehungsweise Laserenergie eine kurzzeitige, intensive Wärmeentwicklung im Gewebe hervor. Diese bringt nicht nur die Fettzellen regelrecht zum Schmelzen, sondern ruft in den tiefen Hautschichten auch einen Straffungseffekt hervor.

Zudem gibt es minimalinvasive Methoden zur Fettreduktion, die ohne einen chirurgischen Eingriff auskommen. Für umfangreiche Fettabsaugungen wie beim Lipödem sind diese Verfahren jedoch in der Regel nicht geeignet.

Die Vorteile einer Liposuktion bei der Lipödem-Behandlung

Die Vorteile einer Liposuktion bei der Behandlung von Lipödemen liegt darin, dass sich einmal entfernte Fettzellen für gewöhnlich nicht neu bilden können. Das bedeutet, dass der Ästhetisch-Plastische Chirurg die Körpersilhouette der Patientin verschlanken kann und sich in dem Behandlungsbereich keine erneuten Lipödeme bilden.

Auch die Beschwerden und Schmerzen, die ein Lipödem hervorruft, werden auf diesem Wege reduziert. Im Gegensatz zur konservativen Therapie muss die Fettabsaugung nicht in regelmäßigen Abständen wiederholt beziehungsweise dauerhaft angewandt werden. Sollte das Lipödem an einer bislang unbehandelten Stelle auftreten, kann in der Regel problemlos eine weitere Fettabsaugung in dem jeweiligen Areal durchgeführt werden.

Fakten zur Liposuktion

  • Chirurgischer Eingriff
  • Vollnarkose, teilweise Dämmerschlafnarkose oder Lokalanästhesie möglich
  • Behandlungsdauer variiert, meist zwischen ein und drei Stunden
  • Stationär oder ambulant
  • Kompressionskleidung
  • Gesellschaftsfähig nach etwa zwei Wochen
  • Schonzeit mindestens vier Wochen

Worauf ist nach der Liposuktion beim Lipödem zu achten?

Insbesondere bei umfangreichen Behandlungen ist ein stationärer Aufenthalt nach der Liposuktion ratsam. Das Tragen spezieller Kompressionskleidung (etwa vier bis sechs Wochen lang) verringert das Risiko postoperativer Komplikationen und unterstützt zudem die natürliche Formgebung nach der Operation.

Die Auszeit vom Beruf sollte - abhängig von der jeweiligen Tätigkeit - etwa zwei bis drei Wochen betragen. Sport ist nach ärztlicher Rücksprache etwa sechs Wochen nach dem Eingriff wieder möglich. Jedoch sollten sich die Patientinnen nur langsam an die Übungen herantasten. Ein gesunder Lebensstil unterstützt die harmonischen Resultate der Liposuktion.

Welche Risiken und eventuellen Komplikationen birgt die Liposuktion?

Nach einer Liposuktion beim Lipödem sollten sich die Patientinnen auf vorübergehende Schwellungen, Rötungen, Hämatome und Gefühlsstörungen einstellen. Auch leichte Schmerzen sind möglich. Nach wenigen Wochen klingen diese Beschwerden erfahrungsgemäß wieder ab.

Schwere Komplikationen (Nachblutungen, Wundheilungsstörungen, Infektionen, Embolien) treten bei erfahrenen Spezialisten nur äußerst selten auf. Fällt das Ergebnis der Fettabsaugung nicht zufriedenstellend aus (z. B. Asymmetrien), kann auf Wunsch des Patienten eine Korrekturbehandlung durchgeführt werden.

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