Artikel 29/04/2011

Erkrankungen des Kniegelenks - Teil 2

Team jameda
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Arthrose
Arthrose allgemein:
Arthrose, auch Arthrosis deformans (griech. Arthron = Gelenk, lat. deformare = verunstalten) bezeichnet einen nicht altersgemäßen Gelenkverschleiß. Bei der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Abnutzung und Zerstörung des im Gelenk gelegenen Knorpels. Schreitet die Arthrose fort, reibt Knochen auf Knochen. Um die erhöhte Belastung zu kompensieren, verdichtet sich der gelenknahe Knochen (Sklerose) und teilweise bilden sich Knochenvorsprünge am Rande der Gelenkflächen, sog. Osteophyten. Des weiteren kommt es zu einer Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovialitis) und zu Veränderungen der Gelenkkapsel. Die das Gelenk umgebende Muskulatur verhärtet reflektorisch. Arthrose ist also nicht, wie allgemein oft angenommen, nur auf den Verlust an Knorpelmasse beschränkt!

Von den Gelenken des menschlichen Körpers sind Hüftgelenk und Knie am häufigsten von einer Arthrose betroffen, da sie im Stehen das gesamte Körpergewicht tragen müssen und beim Gehen zusätzlich mit der Kraft belastet sind, welche durch die Geschwindigkeit des Auftretens entsteht. Man unterscheidet primäre Arthrosen und sekundäre Arthrosen. Eine primäre Arthrose liegt vor, wenn keine Grunderkrankung zu finden ist, welche die Arthrose verursacht hat. Sie tritt im fortgeschrittenen Alter auf und entsteht aufgrund eines vermutlich anlagebedingten, minderwertigen Knorpelgewebes. Es existiert also ein Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Belastbarkeit des Knorpels. Bei der sekundären Arthrose gibt es klare Gründe für die Entstehung der Krankheit – dies können sein:

  • Verletzungen, v.a. Frakturen innerhalb eines Gelenks

  • Fehlbelastungen, angeborene Unebenheiten der Gelenkflächen, Fehlbildungen von Gelenken und unnatürliche Beanspruchung durch eine Versteifung benachbarter Gelenke

  • Vorerkrankungen wie Gicht, rheumatoide Arthritis, Gelenksentzündungen, Bluter-Krankheit etc.

Besteht bereits eine Arthrose, kann diese durch Übergewicht ungünstig beeinflusst werden. Auch hormonelle Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen.

Arthrose im Kniegelenk
Die Kniegelenksarthrose, auch Gonarthrose genannt, ist die häufigste verschleißbedingte Erkrankung des Kniegelenks. Da das Knie aus drei Einzelgelenken besteht, gibt es folglich drei Arten von Kniegelenksarthrosen:

  • Arthrose im Femoropatellargelenk (Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkel), auch Retropatellararthrose genannt

  • Arthrose im medialen Femorotibialgelenk (inneres Gelenk zwischen Oberschenkel und Schienbein)

  • Arthrose im lateralen Femorotibialgelenk (äußeres Gelenk zwischen Oberschenkel und Schienbein)

Oft sind alle Einzelgelenke des Knies von einer Arthrose betroffen – man spricht dann von der Pangonarthrose. Bei einer Kniegelenksarthrose sind meistens bestehende Schäden am Kniegelenk vorhanden, welche die Erkrankung hervorrufen und zu einer sekundären Kniegelenksarthrose führen. Hierzu zählen: Knorpelschäden nach Unfällen, Meniskusläsionen und –operationen, Fehlstellungen wie X- oder O-Beine, Fehlbildungen an der Kniescheibe, Osteochondrosis dissecans, Stoffwechsel- und Systemerkrankungen. Die primäre Kniegelenksarthrose, bei welcher ein Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und Belastung des Knorpels vorliegt, betrifft statistisch meist den innere Teil des Kniegelenks.

Patienten mit Kniearthrose klagen über meist schleichend beginnende, belastungsabhängige Beschwerden, welche sich im Laufe des Tages verschlimmern. Typisch ist auch der sog. Anlaufschmerz – dieser beschreibt, dass nach einer längeren Ruhepause die ersten Bewegungen des betroffenen Kniegelenks schmerzen. Schreitet die Erkrankung voran, wird oft eine leichte Einschränkung der Beweglichkeit sowie ein generelles Steifigkeitsgefühl beobachtet. Meistens kann das Knie dann nicht mehr vollständig gestreckt werden. Häufig beklagen betroffene Patienten auch eine Wetterfühligkeit, d.h., die Beschwerden verstärken sich bei kalten oder feuchten Temperaturen.

Liegt eine fortgeschrittene Arthrose vor, sind die Schmerzen in der Regel heftiger. Der Patient kann manchmal nur noch kurze Strecken gehen, die Beweglichkeit wird immer eingeschränkter und oft hinken die Patienten. Wird das betroffene Knie aufgrund der Schmerzen geschont, bildet sich die Oberschenkelmuskulatur außerordentlich schnell zurück. Manchmal kommt es auch zu einer sog. aktivierten Arthrose. Dies bezeichnet eine entzündliche Veränderung mit den für eine Entzündung typischen Zeichen wie Überwärmung, Schwellung und Rötung. Besteht eine Arthrose schon seit Jahren, ist oft eine weiter zunehmende Fehlstellung des Beins zu beobachten:

Leidet der Patient beispielsweise an der sehr häufigen Arthrose im inneren Gelenk zwischen Oberschenkel und Schienbein, bildet sich ein immer stärkeres O-Bein aus, und das Außenband des arthrotischen Knies wird stark geschädigt. Dies führt zu einem Teufelskreis mit weiterem Fortschreiten der Erkrankung.

Therapie der Arthrose:
Eine Arthrose lässt sich leider nicht mehr rückgängig machen, so dass eine konservative Therapie hauptsächlich zum Ziel hat, ein schnelleres Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und die Beschwerden des Patienten zu lindern. Daneben ist es wichtig, eine bestehende Grundkrankheit zu behandeln. Hier ist vor allem die Korrektur von Achsenfehlern von entscheidender Bedeutung.

Bei einer Kniearthrose wird oft mit Bädern, Wärme- oder Kälteanwendungen und Elektrotherapie gearbeitet. Arthrosepatienten sollten auf jeden Fall Krankengymnastik erhalten, um geschwächte Muskeln aufzubauen und verkürzte Muskeln zu dehnen. Eine „Knieschule oder Gehschule“ (vgl. die bekanntere Rückenschule) kann auch sehr dabei helfen, unnatürliche Belastungen zu erkennen und vermeiden zu lernen. Oft werden auch Schuhe mit weichen Sohlen, Pufferabsätze und/oder eine Erhöhung des Schuhaußen- oder innenrandes als erleichternd empfunden. Schmerzen können durch die Gabe geeigneter Medikamente gelindert werden. Je nach Stadium der Arthrose sowie Alter und Beschwerden des Patienten kann manchmal nur eine Operation die Beschwerden verbessern. Hier gibt es verschiedene Verfahren, die von der Kniegelenksarthroskopie bis zum Einsatz eines künstlichen Kniegelenks reichen. Bestehen Xoder O-Beine, kann eine operative Korrektur des Achsenfehlers ein allzu schnelles Fortschreiten der Arthrose verhindern. In meiner Praxis arbeite ich bei einer Arthrose mit einer Vielfalt verschiedener Therapien. An erster Stelle steht für mich, die Belastung des Patienten zu verringern. Dies bedeutet, sowohl kurzfristige als auch länger andauernde Überlastungen im Alltag und Beruf zu vermeiden. Wichtig ist eine regelmäßige, aber schonende Bewegung mit möglichst geringer Beanspruchung, beispielsweise durch Nordic Walking, Wandern mit Wanderstöcken oder Schwimmen. Dies ist von großer Bedeutung, da sich der noch verbleibende Knorpelanteil nur ernähren kann, wenn das Gelenk durchbewegt wird. So kann ein schnelleres Voranschreiten der Erkrankung verhindert werden. Um weitere arthrotische Veränderungen auch in anderen Gelenken zu vermeiden, sollte bestehendes Übergewicht langfristig reduziert werden. Auch bei Normalgewicht ist eventuell eine Ernährungsumstellung, welche eine Entsäuerung des Körpers zum Ziel hat, sinnvoll.

Um die Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu verringern, wende ich verschiedene Verfahren aus der manuellen Medizin und aus der physikalischen Therapie an – als Beispiele sind hier Mobilisationen, Umstellung der Haltung des Patienten, Bewegungstherapie und Massagen zu nennen. Bewährt hat sich zusätzlich die medikamentöse Gabe von Enzympräparaten und pflanzlichen Mitteln wie beispielsweise Teufelskralle, Arnikablüten und Cayennepfefferfrüchte. Werden täglich Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Calcium und ein Vitamin-B-Komplex eingenommen, beeinflusst dies sowohl eventuell vorhandene entzündliche Prozesse als auch den häufig beobachteten Knochenabbau günstig. Bestehende Schmerzen sprechen in der Regel sehr gut auf Akupunktur, Schröpfen und/oder Neuraltherapie an. Darüber hinaus bietet die Fußreflexzonentherapie eine hervorragende Möglichkeit, das betroffene Knie über dessen
Reflexzone am Fuß zu behandeln.

X- und O-Beine
Was ein X- oder O-Bein ist, dürfte allgemein bekannt sein. Anbei eine schematische Darstellung:

X- oder O-Beine stellen also Achsenfehlstellungen dar, das oder die Beine weichen von der natürlichen Beinachse (welche eine leichte X-Form hat), ab. Bei Neugeborenen und Säuglingen sind O-Beine völlig normal, während hingegen bei Kleinkindern oft X-Beine zu sehen sind – im Verlauf des Wachstums gleicht sich das wieder aus. Leidet der Patient an einer Bindegewebsschwäche oder einer systemischen Erkrankung, kann es zu angeborenen X- oder OBeinen kommen. Sind X- oder O-Beine im Laufe des Lebens aufgetreten, kann dies folgende Gründe haben: Erkrankungen wie beispielsweise Arthrosen, Rachitis, Osteoporose oder Hormonstörungen, Frakturfolgen, Wachstumsstörungen oder Lähmungen. Hier ist auf einen besonderen Teufelskreis hinzuweisen: bei einem O-Bein wird der innere Gelenkspalt des betroffenen Knies besonders belastet, so dass sich hier relativ bald eine Arthrose entwickeln kann. Aufgrund der Arthrose verstärkt sich das O-Bein noch mehr, und auch das Außenband wird übermäßig beansprucht. Das arthrotische Knie wird immer instabiler, sodass die Arthrose aufgrund der verstärkten Belastung weiter voranschreitet.

Hat ein Patient X- oder O-Beine, treten in der Regel nur bei stärkeren Abweichungen von der Norm Symptome auf. Dies sind dann meistens Schmerzen im Kniegelenk, aber auch im umgebenden Bandapparat sowie in der umliegenden Muskulatur. Durch die unnatürliche Beanspruchung des Knies kann es zu einem Verschleiß des Gelenkknorpels wie auch des jeweils stärker belasteten Meniskus kommen. Auch an anderen Stellen des Bewegungsapparates wie beispielsweise an den Füßen können sich X- oder O-Beine auswirken: hier können sich Knick-Füße oder Knick-Senk-Füße ausbilden. Liegt ein einseitiges X- oder O-Bein vor, führt dies meist zu einem Beckenschiefstand und einer daraus resultierenden Skoliose.

Therapie von X- oder O-Beinen:
Wie oben erklärt, sind in der Wachstumsphase sowohl X- als auch O-Beine normal, sodass hier in der Regel nur abgewartet wird. Liegen Achsenabweichungen nach Abschluss des Skelettwachstums vor, können diese nur mit einer Operation, der sog. Osteotomie, korrigiert werden. Konservative Behandlungen sind hier kaum möglich. Ein operatives Vorgehen kann prophylaktisch oder therapeutisch begründet sein, beispielsweise, um eine Arthrose zu verhindern. Nicht selten werden Osteotomien jedoch auch zu kosmetischen Zwecken
durchgeführt.

Schleimbeutelentzündung
Schleimbeutel (lat. bursa, d.h. „Beutel, Tasche“) sind Hohlräume, welche im Bereich des Bewegungsapparats an Stellen mit erhöhter Druckbelastung vorkommen. Sie sind außen von einer Membran umgeben und innen mit einer Flüssigkeit gefüllt. Wird ein Schleimbeutel zu sehr beansprucht, füllt er sich noch mehr, um den bestehenden Druck besser abpuffern zu können - es bildet sich eine Schleimbeutelentzündung (lat. bursitis). Diese macht sich durch Überwärmung bemerkbar und kann starke Schmerzen verursachen. Durch die Ausdehnung des Schleimbeutels entsteht dann eine nach außen sichtbare Schwellung oder es baut sich (innerhalb fester Strukturen) ein schmerzhafter Druck auf.

Bei einer Schleimbeutelentzündung im Kniegelenk sind folgende Diagnosen am häufigsten:
- bursitis praepatellaris: Entzündung des zwischen Haut und Kniescheibe gelegenen Schleimbeutels
- bursitis infrapatellaris: Entzündung des zwischen Kniescheibensehne und Gelenkkapsel befindlichen Schleimbeutels; diese bursitis wird daher auch als „Nonnenknie“ bezeichnet.

Die nicht-eitrige Schleimbeutelentzündung im Kniebereich ist meistens chronisch und entsteht vorwiegend aufgrund einer Drucküberlastung durch häufiges Hinknien. Eine Bursitis kann aber auch Folge einer Knieverletzung sein oder als begleitende Erkrankung bei rheumatoider Arthritis oder Gicht auftreten. Eitrige Schleimbeutelentzündungen können nach offenen Verletzungen oder nach Punktionen des Schleimbeutels entstehen. Hauptsymptom der Erkrankung sind reibende, brennende Schmerzen im Bereich des Schleimbeutels, welche in der Regel stärker bei Bewegungen zu spüren sind, aber auch in Ruhe oder nachts auftreten können. Des Weiteren ist der Bereich um den Schleimbeutel in der Regel deutlich geschwollen. Vor allem im akuten Stadium kann das Knie nicht vollständig gebeugt werden.

Therapie einer Schleimbeutelentzündung:
Eine nicht-eitrige Schleimbeutelentzündung wird meist mit anfänglicher Schonung, der Gabe von entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten und Kälteanwendung behandelt. Manchmal wird auch der Schleimbeutel punktiert, um Flüssigkeit zu entfernen und den Druck abzubauen. Wenn die konservative Therapie versagt, wird oft als letzter Schritt vor einer Operation, bei welcher der Schleimbeutel komplett entfernt wird, eine Laserbehandlung oder eine Stoßwellen- bzw. Ultraschalltherapie durchgeführt. Besteht eine eitrige Schleimbeutelentzündung, muss der Schleimbeutel operativ entfernt und eine Drainage zum weiteren Abfluss angelegt werden. Danach sind Antibiotika nötig, und das Kniegelenk wird einige Zeit ruhig gestellt. In meiner Praxis hat sich bei nicht-eitrigen Schleimbeutelentzündungen eine Kombination aus Akupunktur zur Schmerzlinderung, physikalischen Therapien wie beispielsweise Kryotherapie (Kältetherapie), kurzfristiger Schonung und frühzeitiger Mobilisation bewährt. Zusätzlich bewirken eine hochdosierte Enzymtherapie und die Gabe von Weihrauch, Rosskastanie und/oder Beinwell oft eine deutliche Besserung der Beschwerden. Retterspitzwickel, welche über Nacht angelegt bleiben, werden meist als sehr angenehm empfunden. In hartnäckigen Fällen können Ausleitungsverfahren wie Schröpfen, Cantharidenpflaster oder Blutegel zur Anwendung kommen. Es ist außerdem wichtig, die Ursache für die Schleimbeutelentzündung im Auge zu behalten. Drucküberlastungen durch Hinknien sollten daher bis auf Weiteres vermieden oder zumindest reduziert werden. Besteht ein hohes Risiko für Schleimbeutelentzündungen, wie beispielsweise bei Fliesenlegern, sollten auf jeden Fall Knieschoner getragen werden!

Bakerzyste
Die Baker-Zyste, deren Name auf den englischen Chirurgen W.M. Baker zurückgeht, wird auch Poplitealzyste (lat. poples = Kniekehle) genannt. Es handelt sich hierbei um eine gutartige, sackartige Ausbuchtung an der Rückseite des Kniegelenks, welche mit Flüssigkeit gefüllt ist. Bakerzysten bei Kindern entstehen häufig spontan, während sie sich sonst meist aufgrund einer bestehenden Vorerkrankung bilden. Bei Erwachsenen ist das Kniegelenk also entweder mechanisch vorgeschädigt, beispielsweise durch eine Meniskusläsion, eine Arthrose oder einen Knorpelschaden, oder der Patient leidet an einer entzündlichen Grunderkrankung wie einer rheumatoiden Arthritis oder anderen Infektionen.

Bei einer Bakerzyste ist eine deutliche Vorwölbung in der Kniekehle zu sehen und zu tasten. Häufig geben die Patienten ein Spannungsgefühl sowie wiederkehrende Schmerzen in der Kniekehle und im Wadenbereich an. Nach einer mehrtägigen Schonung sind oft kaum mehr Beschwerden vorhanden, und die Zyste kann nicht mehr nachweisbar sein. Je aktiver jedoch der Patient ist, desto stärkere Schmerzen gibt er normalerweise an. Letztere verstärken sich deutlich, wenn es zu einem Riss der Bakerzyste kommt. Drückt die Zyste auf Nerven und Gefäße in der Kniekehle, kann es zu einer Thrombose, einem Lymphödem oder auch zu einer Nervenschädigung im Unterschenkelbereich kommen.

Therapie einer Bakerzyste:
Eine Bakerzyste bereitet oftmals wenig Beschwerden und bildet sich ohne Behandlung spontan zurück. Sie wird meist mit der Gabe von entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten behandelt. Manchmal wird die Zyste auch punktiert, um Flüssigkeit zu entfernen und den Druck abzubauen. Da dadurch die in der Regel bestehende Vorerkrankung nicht behandelt wird, entsteht die Bakerzyste mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder. Wichtig ist es also vor allem, das diagnostizierte Grundleiden zu behandeln. Sollte nach mehreren Monaten konservativer Therapie keine Besserung eingetreten sein, kann über eine operative Entfernung der Bakerzyste nachgedacht werden. Hat ein Kniegelenksschaden die Bakerzyste verursacht, sollte dieser gleichzeitig mit behoben werden. In meiner Praxis hat sich bei Bakerzysten eine Kombination aus einer hochdosierten Enzymtherapie, Lymphdrainage, Kälteanwendung und der Gabe von pflanzlichen Medikamenten bewährt. Retterspitzwickel oder Umschläge mit Wirsingblättern, welche über Nacht angelegt
bleiben, werden meist als sehr angenehm empfunden. In hartnäckigen Fällen können Ausleitungsverfahren wie Schröpfen, Cantharidenpflaster oder Blutegel zur Anwendung kommen. Außerordentlich wichtig ist natürlich, die bei der Bakerzyste zumeist bestehende Vorerkrankung zusätzlich zu behandeln!

Patellaspitzensyndrom
Das Patellaspitzensyndrom bezeichnet eine Insertionstendopathie, d.h., eine schmerzhafte Erkrankung des Übergangs zwischen dem unteren Ende der Patellarsehne und dem Schienbein. Da das Patellaspitzensyndrom häufig bei Sprungsportarten wie Hoch-/Weitsprung, Basketball oder Volleyball vorkommt, wird es auch „jumper´s knee“ oder Springerknie genannt. Aber auch Jogger leiden häufig an dieser Erkrankung.

Betroffene Patienten schildern belastungsabhängige Schmerzen, welche vor allem beim Bergabgehen zunehmen. Untersucht man die betroffene Stelle, ergibt sich ein deutlicher Druckschmerz. Schwellungen und Funktionseinschränkungen treten eher selten auf.

Therapie des Patellaspitzensyndroms:
Die Behandlung des Patellaspitzensyndroms erfolgt überwiegend konservativ, wobei die Beschwerden oft längere Zeit relativ hartnäckig bleiben. Der Sehnenansatz sollte eine Zeitlang durch den Verzicht auf sportliche Betätigung und bei heftigen Schmerzen durch eine Schiene in Streckstellung entlastet werden. Daneben wird eine Kühlung des schmerzenden Gebiets oft als angenehm empfunden. Weitere schulmedizinische Maßnahmen sind Ultraschallbehandlung, Reizstrom, Stoßwellentherapie sowie die Gabe nichtsteroidealer Antirheumatika wie Ibuprofen. Werden die sportlichen Aktivitäten nach Besserung der Beschwerden wieder aufgenommen, ist es wichtig, dass sich der betroffene Patient gut aufwärmt, die Belastungen nur langsam steigert und nach dem Training korrekte Dehnungen durchführt. Danach sollte eine mindestens 24-stündige Regenerationszeit eingehalten werden. Bestehende Fehlstellungen im Bein- oder Fußbereich sollten, falls möglich, durch Einlagen korrigiert werden. In meiner Praxis hat sich neben den oben erwähnten physikalisch-therapeutischen Maßnahmen eine Kombination aus Akupunktur, Vereisung, Schmerztherapie am Sehnenansatz und Muskel-Energie-Techniken bewährt. Gehen die Schmerzen dennoch nicht zurück, wird eine Neuraltherapie durchgeführt, d.h., ein Lokalanästhetikum wird in das betroffene Gebiet gespritzt – die Beschwerden lassen dann in der Regel schnell nach.

Chondropathia patellae
Die Chondropathia patellae, auch als femoro-patellares Schmerzsyndrom oder als „vorderer Knieschmerz“ bezeichnet, ist eine Erkrankung der mit Knorpel überzogenen Rückseite der Kniescheibe. Der Knorpel ist dabei unterschiedlich verändert, er kann erweicht, verdickt, aufgesplittert oder abgeschert sein, wobei der dazugehörende Knochen dabei in der Regel nicht betroffen ist. Bis heute sind die eigentlichen Ursachen dieser Erkrankung, die häufig junge Mädchen betrifft, nicht bekannt – diskutiert werden beispielsweise Unfälle oder eine durch XBeine bzw. knöcherne Veränderungen nach außen verschobene Kniescheibe. Auch eine Schwäche des vierköpfigen Oberschenkelmuskels (musculus quadriceps femoris), welcher das Kniegelenk streckt und so die Kniescheibe entlastet, kann zur Chondropathia patellae führen. Die betroffenen Patienten geben Schmerzen im Bereich der Kniescheibe an, welche vor allem nach Anstrengungen zu spüren sind. Die Beschwerden treten typischerweise beim Abwärtsgehen, aber auch beim längeren Sitzen auf – daher wurde das schmerzende Knie früher auch als „Theaterknie“ bezeichnet. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann ein Reiben hinter der Kniescheibe zu hören oder zu tasten sein, wenn das Knie gegen Widerstand gestreckt wird.

Therapie der Chondropathia patellae:
Das femoro-patellare Schmerzsyndrom wird fast immer konservativ therapiert. Hierzu gehört hauptsächlich isometrisches Training des Musculus quadriceps femoris - am besten bei gestrecktem Knie, da die Kniescheibe in dieser Position entlastet ist. Hat die Kniescheibe eine Tendenz nach außen, sollte insbesondere der Musculus vastus medialis, der innen liegende Teil des vierköpfigen Oberschenkelmuskels, gut aufgebaut werden. Hilfreich sind auch Dehnübungen, sollten Muskelverkürzungen zu erkennen sein. Sind die Beschwerden eindeutig auf Überlastung zurückzuführen, ist es wichtig, dass der Patient diese reduziert und eventuell seine Lebensgewohnheiten ändert. Bestehen Schmerzen, sprechen diese in der Regel sehr gut auf Wärmeanwendungen wie beispielsweise Rotlicht an. Auch Schmerzmittel können kurzfristig
gegeben werden. In meiner Praxis habe ich außerdem gute Erfolge mit klassischem wie auch kinesiologischem Taping erzielt.

Plicasyndrom
Das Plicasyndrom, welches auch Shelf-Syndrom genannt wird, bezeichnet eine Vergrößerung von im Knie gelegenen Schleimhautfalten (lat. plicae), welche sich nicht –wie normalerweise üblich- während des Wachstums zurückgebildet haben. Diese Verdickung entsteht aufgrund einer Entzündung der betroffenen Schleimhautfalte, welche daraufhin anschwillt. Ein Plicasyndrom kann verschiedene Ursachen haben: meist ist es auf Belastungen durch Sportarten, in welchen das Knie oft gebeugt und dann wieder gestreckt wird, zurückzuführen (wie Joggen, Radfahren etc.). Manchmal vergrößert sich eine Schleimhautfalte auch durch einen Unfall, eine Entzündung der Gelenkinnenhaut, ein muskuläres Ungleichgewicht oder eine Instabilität im Bereich des Kniegelenks. Am häufigsten hierbei ist die sog. Plica mediopatellaris betroffen, welche sich an der Innenseite des Kniegelenks befindet. Entzündet sich diese, klagen die Patienten über Schmerzen an der Innenseite des Kniegelenks und an der Rückseite der Kniescheibe, welche bevorzugt nach Belastungen auftreten. Zusätzlich ist oft ein Knarren oder Knacksen zu hören oder zu spüren, wenn das Knie gebeugt wird. Manchmal haben die Patienten auch das Gefühl, das Knie sei bei der Streckung blockiert. Aufgrund der Entzündung kann sich auch ein Gelenkerguss bilden.

Therapie des Plicasyndroms:
Das Plicasyndrom kann zunächst nicht-operativ behandelt werden. Die konservative Therapie hat zum Ziel, die Entzündung einzudämmen, und umfasst daher Schonung, Kühlung und Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten. Ist der innere Anteil des vierköpfigen Oberschenkelmuskels, der sog. Musculus vastus medialis, geschwächt, sollte er unbedingt auftrainiert werden, um die Belastung der Knieinnenseite zu reduzieren. Ist die konservative Therapie ohne Erfolg geblieben, sollte eine arthroskopische Entfernung der Schleimhautfalte erwogen werden – nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass eine entzündete und verdickte Plica auf Dauer Knorpelschäden verursachen kann.

Osteochondrosis dissecans und Chondromatose
Die Osteochondrosis dissecans (griech. osteon = Knochen, griech. chondros = Knorpel, lat. dissecans = losgelöst) befällt das Kniegelenk am häufigsten. Die Erkrankung tritt meistens im Alter von 15-40 Jahren auf. Betroffen ist dabei der in der Nähe des Knorpels gelegene Knochen, welcher sich zusammen mit dem Knorpel ablösen und sich dann als freier Gelenkkörper (auch „Gelenkmaus“ genannt) im Gelenk bewegen kann. Freie Gelenkkörper gibt es auch bei der Chondromatose, einer Erkrankung unbekannter Ursache, bei der bis zu Hunderte kleiner Gelenkmäuse zu finden sind. Auch warum eine Osteochondrosis dissecans entsteht, ist nach wie vor unbekannt. Da viele aktive Kinder und Jugendliche von der Erkrankung betroffen sind, wird am häufigsten eine Überlastung des Knies diskutiert.

Die ersten Symptome bei beiden Krankheiten sind Schmerzen und Schwellungen. Hat sich eine Gelenkmaus abgelöst und eingeklemmt, treten plötzlich starke Schmerzen auf. Meist sind die Bewegungen dann deutlich eingeschränkt, eventuell ist das Gelenk sogar komplett blockiert. Schreitet die Erkrankung länger fort, kommt oft noch eine Arthrose hinzu.

Therapie der Osteochondrosis dissecans und Chondromatose:
Bei Kindern bewirkt eine lange Ruhigstellung in vielen Fällen eine Ausheilung – hier ist auch zu beachten, dass die Krankheiten eine relativ hohe Spontanheilungsrate aufweisen, so dass bei sehr jungen Patienten vielfach der Verlauf der Erkrankung beobachtet wird. Erwachsenen wird in Regel eine Arthroskopie des Gelenks empfohlen, um die Gelenkmäuse zu entfernen. Eine Operation ist auch dann nötig, wenn sich eine oder mehrere Gelenkmäuse abgelöst haben und eingeklemmt sind.

Morbus Osgood-Schlatter
Morbus Osgood-Schlatter, benannt nach dem Orthopäden R. Osgood und dem Chirurg C. Schlatter, ist eine Erkrankung, bei welcher der Ansatz der Kniescheibensehne (Patellarsehne) am Schienbein schmerzhaft gereizt ist. Des Weiteren können sich Knochenteile aus dem Schienbein ablösen und absterben. Die recht häufige Krankheit kann sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten und betrifft vor allem männliche Jugendliche im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Die Ursachen von Morbus Osgood-Schlatter sind nach wie vor unbekannt, man vermutet sie in hormonellen Umstellungen während der Pubertät, Übergewicht und/oder sportlichen Aktivitäten.

Symptome der Erkrankung sind Schmerzen bei Druck auf den Ansatz der Patellarsehne am Schienbein sowie Beschwerden, wenn das Kniegelenk gebeugt bzw. gestreckt oder wenn die Oberschenkelmuskulatur angespannt wird. Manchmal springt die Befestigung der Kniescheibensehne am Schienbein deutlich hervor, oder es ist eine Schwellung in diesem Bereich zu sehen. Oft verläuft die Krankheit auch symptomlos und wird nur zufällig erkannt.

Therapie des Morbus Osgood-Schlatter:
Die Erkrankung wird in der Regel mit Schonung und eventuell einer zusätzlichen Ruhigstellung konservativ therapiert. Teilweise werden auch entzündungshemmende Medikamente oder Salben verabreicht. Nur in seltenen Fällen und bei starken Beschwerden ist eine Operation nötig – diese wird aufgrund der Gefahr von Wachstumsstörungen erst nach Abschluss des Wachstums durchgeführt. In der Regel heilt die Erkrankung jedoch mit der Zeit von selber aus.

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