Artikel 06/12/2020

Neue Lebensqualität bei Lipödemen: Ablauf, Risiken & Kosten der Liposuktion

Dr. med. Andreas Grimm Plastischer & Ästhetischer Chirurg
Dr. med. Andreas Grimm
Plastischer & Ästhetischer Chirurg
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Für geschwollene und dicke Beine kann es verschiedene Ursachen geben. Oftmals werden mit voluminösen Beinen zunächst ein ungesunder Lebensstil und zu wenig Bewegung assoziiert. Jedoch kann auch eine krankheitsbedingte Vermehrung der Fettzellen im Unterhautgewebe zu dem großen Umfang an den Gliedmaßen führen.

Das Krankheitsbild trägt die Bezeichnung Lipödem und stellt für die Betroffenen eine große Belastung dar. Denn neben dem voluminösen Körperbau an Beinen und/oder Armen geht die fortschreitende Erkrankung auch mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einher. Wie lässt sich ein Lipödem erkennen und welche Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung?

Was ist ein Lipödem?

Bei einem Lipödem liegt eine Fettverteilungsstörung vor. Sie tritt symmetrisch an beiden Beinen, teilweise auch an den Armen auf. Durch eine untypische Vermehrung der Fettzellen im Unterhautgewebe nehmen die Beine/Arme an Umfang zu. Von der Erkrankung sind fast ausschließlich Frauen betroffen.

Während die Beine und/oder Arme bei einem Lipödem sehr dick werden, bleiben die Körpermitte, die Füße und die Hände meist schlank. Dadurch entsteht eine disproportionale Körpersilhouette, die für die Betroffenen eine starke psychische Belastung darstellt. Mit Diäten oder Sport lassen sich Lipödeme nicht beeinflussen.

Das Lipödem ist keinesfalls mit Übergewicht (Adipositas) gleichzusetzen. Bei der Adipositas liegt eine generalisierte Fettgewebsvermehrung am gesamten Körper vor, die mithilfe von Ernährungsumstellungen und Sport wieder reduziert werden kann. Beim Lipödem handelt es sich hingegen um krankhaft vermehrtes Gewebe, das sich nur operativ entfernen lässt.

Welche Ursachen für ein Lipödem gibt es?

Wie es zu einem Lipödem kommt, ist medizinisch noch nicht vollständig erwiesen. Da nur sehr wenige Männer mit Lipödemen zu kämpfen haben, wird angenommen, dass die Erkrankung im Zusammenhang mit weiblichen Hormonen steht.

Zudem tritt sie häufig während Zeiten hormoneller Umstellung (z. B. Pubertät, Wechseljahre, Schwangerschaft) auf beziehungsweise verstärken sich dann häufig die Symptome des Lipödems. Auch die genetische Disposition scheint eine Rolle zu spielen, denn oft treten innerhalb einer Familie gehäuft Lipödem-Fälle auf.

Typische Symptome für ein Lipödem

Die Symptome sowie deren Ausprägung können individuell sehr unterschiedlich sein.

Zu den typischen Anzeichen für ein Lipödem gehören unter anderem:

  • Disproportionen zwischen Rumpf und Beinen/Armen
  • beidseitige Volumenzunahme der Gliedmaßen, fortschreitend
  • Spannungsgefühle
  • Berührungsempfindlichkeit/Berührungsschmerzen
  • Neigung zu blauen Flecken (ohne große Druckeinwirkungen)
  • „Orangenhaut“, Knötchenbildung unter der Haut
  • Schweregefühl in den Beinen

Die Diagnose beim Arzt

Insbesondere in den frühen Lipödem-Stadien ist es nicht einfach, die Erkrankung zu erkennen und von „überschüssigen Kilos“ zu unterscheiden. Um eine zuverlässige und sichere Diagnose zu erhalten, ist es umso wichtiger, sich an einen Experten für die Lipödembehandlung zu wenden.

Erfahrene Ärzte können bereits per Blickdiagnose erste Anzeichen für ein Lipödem erkennen. Zudem wird der Arzt verschiedene Tests durchführen (u. a. Untersuchung Stemmer’sche Zeichen, Kneiftest/Pinch-Test, Abtasten der Hautstruktur).

Konservative Behandlung des Lipödems

Die Therapie eines Lipödems beginnt zunächst mit konservativen Maßnahmen, die das Voranschreiten der Erkrankung ausbremsen sollen. Hierzu gehört das Tragen spezieller Kompressionskleidung, die stetigen Druck auf die betroffenen Areale ausübt.

Des Weiteren finden regelmäßig manuelle Lymphdrainagen statt. Auch die Hautpflege und die Ernährung spielen bei der Lipödemtherapie eine wichtige Rolle. Alle Maßnahmen werden persönlich besprochen und angepasst.

Diese Maßnahmen müssen fortlaufend erfolgen und führen leider nicht zu einer Heilung des Lipödems. Sie können die Symptome und Beschwerden jedoch durchaus lindern.

Liposuktion zur dauerhaften Entfernung des Lipödems

Um ein Lipödem dauerhaft zu reduzieren, ist es notwendig, die krankhaft veränderten Fettzellen aus dem Körper zu entfernen. Das ist mit einer chirurgischen Fettabsaugung (Liposuktion) möglich. Bei dem Eingriff führt der plastische Chirurg eine Kanüle durch winzige Hautschnitte in das Gewebe ein, um die entsprechenden Fettzellen abzusaugen.

Die genaue Vorgehensweise beziehungsweise die Technik bei der Liposuktion kann je nach Befund und individuellen Präferenzen leicht variieren. Es gibt viele Formen der modernen Fettabsaugung, die das Absaugen beispielsweise durch Ultraschall, Radiofrequenzenergie oder Vibration erleichtern. Nach der OP werden die kleinen Hautschnitte mit feinem Nahtmaterial und Pflastern verschlossen.

Die Dauer des Eingriffs hängt vom Ausmaß der Erkrankung ab. Pro Sitzung kann immer nur eine bestimmte Menge an Fett entnommen werden. Daher kann es möglich sein, dass mehrere Eingriffe nötig sind, um alle krankhaften Fettzellen zu entfernen.

Die Liposuktion findet unter Vollnarkose und mit einem stationären Aufenthalt statt. Kleinere Eingriffe können auch ambulant durchgeführt werden. Dies kann jedoch erst nach einem Beratungsgespräch festgelegt werden.

Was ist nach der Liposuktion wichtig?

Nach der Fettabsaugung bleiben die Patientinnen meist für ein bis zwei Tage zur Beobachtung in der Klinik. An die Behandlungsareale wird spezielle Kompressionskleidung angelegt, die dabei hilft, die postoperativen Beschwerden möglichst gering zu halten und an den Absaugstellen eine natürliche Formgebung zu unterstützen.

Das Kompressionsmieder ist für etwa drei Monate zu tragen. Körperliche Anstrengungen sollten für mindestens vier bis sechs Wochen vermieden werden. Nach dieser Schonzeit können sich die Patientinnen wieder schrittweise an die Belastungen gewöhnen. Die Narben können zum gegebenen Zeitpunkt mit Massagen, Salben und Ölen gepflegt werden.

Das endgültige Ergebnis der Behandlung ist zu sehen, sobald die Beschwerden und Schwellungen vollständig abgeheilt sind. In der Regel dauert dieser Prozess vier bis sechs Monate.

Welche Risiken gehen mit der Behandlung einher?

Bei einer Liposuktion können die allgemeinen OP-Risiken wie Wundheilungsstörungen, Nachblutungen und Infektionen nicht komplett ausgeschlossen werden. Durch die Wahl eines erfahrenen Spezialisten lassen sich diese Risiken jedoch auf ein Minimum reduzieren.

Nach dem Eingriff ist meist mit Schwellungen, Rötungen, blauen Flecken und leichten bis moderaten Schmerzen zu rechnen. Auch können Spannungs- und Druckgefühle auftreten. An den behandelten Stellen kann es zudem durch leichte Schädigungen der feinen Nerven zu vorübergehenden Taubheitsgefühlen kommen. Für gewöhnlich klingen die Beschwerden zügig wieder ab. Dauerhafte Nebenwirkungen sind hingegen selten.

Was kostet eine Liposuktion beim Lipödem?

Die Kosten für eine Lipödembehandlung können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Sie richten sich unter anderem nach der Größe des Behandlungsareals, der Narkose, dem stationären Aufenthalt und den Nachsorgemaßnahmen. Im persönlichen Beratungsgespräch erhalten Patientinnen eine genaue Einsicht darin, wie viel die Behandlung in ihrem Fall kosten wird.

Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist meist nur bei einem Lipödem im Stadium III möglich. In vielen Fällen müssen die Patientinnen selbst für die Operation aufkommen.

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