Artikel 02/10/2025

Regretting Fatherhood: Wenn Vaterschaft anders verläuft als erwartet

Carlson El Murtadi M.Sc. Heilpraktiker für Psychotherapie
Carlson El Murtadi M.Sc.
Heilpraktiker für Psychotherapie

Ein Tabuthema in der Männertherapie?

Schlaflose Nächte, ständige Verantwortung, weniger Nähe in der Partnerschaft und irgendwann die erschreckende Frage: „War es ein Fehler, Vater zu werden?“

Während Vaterschaft in unserer Gesellschaft oft verklärt wird, sprechen nur wenige Männer über Zweifel, Überforderung oder gar Reue. Doch Studien zeigen: Zwischen 5 und 14 Prozent der Eltern geben an, ihre Elternschaft zu bereuen auch Väter.

Ein Loch in einer Wand zeigt einen Mann, der zu Weinen scheint Männer- und Väterberatungen bieten Ihnen einen geschützten Raum, um über Belastungen zu sprechen, neue Kraft zu schöpfen und Lösungen für Ihre persönliche Situation zu finden.

Ursachen: Warum Väter ihre Rolle bereuen können

1. Verlust der Freiheit

Plötzlich bestimmen Schlafrhythmus und Kinderbetreuung den Alltag. Spontaneität, Hobbys oder Reisen sind kaum noch möglich.

2. Überforderung

Schlafmangel, finanzielle Belastungen und die Verantwortung für eine Familie können zu Erschöpfung bis hin zu Burnout führen.

3. Unerfüllte Erwartungen

Elternschaft gilt als „Garant für Glück“. Bleibt das Glücksgefühl aus, empfinden Männer Schuld und Scham.

4. Partnerschaftliche Belastung

Konflikte nehmen oft zu, Intimität nimmt ab. Manche Männer erleben die Paarbeziehung als brüchig.

Einsamkeit als zusätzlicher Risikofaktor

Aktuelle Diskussionen sprechen von einer „Male Loneliness Epidemic“: Immer mehr Männer fühlen sich isoliert, verlieren soziale Kontakte und tun sich schwer, über Gefühle zu sprechen.

Für Väter, die ohnehin mit Überforderung ringen, kann Einsamkeit wie ein Verstärker wirken – sie fühlen sich unverstanden, ziehen sich zurück und haben das Gefühl, mit ihrer Situation allein zu sein.

Postnatale Depression auch bei Männern

Oft wird übersehen, dass auch Väter nach der Geburt an einer postnatalen Depression leiden können. Studien gehen davon aus, dass etwa 10 Prozent der Väter betroffen sind.

Typische Symptome:

  • Gereiztheit, Rückzug oder Aggressivität
  • Schlafprobleme, Antriebslosigkeit
  • Schuldgefühle und emotionale Distanz zum Kind

Diese depressive Symptomatik bleibt häufig unerkannt, da Männer ungern über seelische Belastungen sprechen. Dabei kann sie einer der zentralen Gründe für Gefühle von Überforderung oder Reue sein.

Männer- und Väterberatung ein sicherer Raum

Genau hier setzen psychosoziale Männer- und Väterberatungen an. Sie bieten:

  • Vertraulichkeit und Verständnis- ohne Verurteilung.
  • Entlastung- endlich über widersprüchliche Gefühle sprechen können.
  • Ressourcenarbeit- eigene Stärken und Bedürfnisse erkennen.
  • Beziehungsarbeit- Unterstützung im partnerschaftlichen und familiären Kontext.
  • Früherkennung - depressive Symptome wahrnehmen und bei Bedarf weitervermitteln an Facharzt.

Erste Schritte für betroffene Väter

  1. Gefühle ernst nehmen
    Reue oder Überforderung sind keine Schwäche, sondern Signale.
  2. Offenheit wagen
    Suchen Sie das Gespräch mit Partnerin/Partner, Freunden oder in Vätergruppen
  3. Kleine Freiräume schaffen
    Schon kurze Pausen für Sport, Spaziergänge oder Hobbys helfen, neue Energie zu tanken.
  4. Professionelle Hilfe nutzen
    Psychosoziale Beratung oder Psychotherapie können entlasten und Wege aufzeigen.

Fazit

„Regretting Fatherhood“ ist ein Tabuthema aber es existiert. Väter, die ihre Elternschaft bereuen, sind keine schlechten Menschen. Sie sind Männer, die mit Erwartungen, Rollenkonflikten und Einsamkeit ringen.

Wichtig ist: Sie sind nicht allein. Unterstützung durch psychosoziale Beratung, Therapie und Selbsthilfegruppen kann den Weg zu mehr Klarheit, Stabilität und Lebensqualität ebnen.

Wo Sie Hilfe finden
In akuten Notfällen: Wählen Sie sofort die 112.
Telefonseelsorge (24/7, anonym & kostenlos):
0800 – 111 0 111 | www.telefonseelsorge.de
Männerberatungsnetz (bundesweit):
Übersicht regionaler Männer- und Väterberatungsstellen
www.maennerberatungsnetz.de
Ihr Vertrauensarzt / Hausarzt:
Erste Anlaufstelle, um Belastungen anzusprechen und ggf. weitere Unterstützung zu erhalten.

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