Artikel 21/07/2025

Hypnotherapie bei Migräne: Wenn das Unterbewusstsein zum Schlüssel wird

Astrid Kukowski Heilpraktikerin für Psychotherapie
Astrid Kukowski
Heilpraktikerin für Psychotherapie

Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Beschwerden weltweit. Viele Menschen leiden unter wiederkehrenden, meist einseitigen Kopfschmerzen, die von Symptomen wie Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und Geräuschüberempfindlichkeit begleitet sein können. Häufig haben die Beschwerden Auswirkungen auf das Berufsleben, den Alltag und das seelische Wohlbefinden.

Oft werden Medikamente eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern. Doch nicht immer bringen sie den gewünschten Erfolg – vor allem bei chronischer Migräne, also wenn die Anfälle regelmäßig über längere Zeiträume auftreten. Deshalb interessieren sich viele Betroffene für ergänzende Methoden, die nicht nur die Symptome, sondern auch mögliche innere Auslöser der Beschwerden ansprechen. Eine solche Möglichkeit ist die Hypnotherapie.

Foto einer Frau, die sich schmerzerfüllt den Kopf hält.

Migräne: Mehr als nur Kopfschmerzen

Migräne ist eine komplexe Erkrankung. Sie entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren – zum Beispiel Stress, hormonelle Veränderungen, Schlafmangel oder emotionale Belastung. Auch die Verarbeitung von Reizen im Gehirn spielt eine Rolle. Manche Menschen reagieren empfindlicher auf Licht, Geräusche oder innere Anspannung, was Migräneattacken begünstigen kann.

Die Hypnotherapie setzt an diesen inneren Mechanismen an. Sie nutzt einen Zustand der Tiefenentspannung – die sogenannte Trance – um Zugang zu unbewussten Prozessen zu ermöglichen. Ziel ist es, Auslöser besser zu erkennen und neue Strategien im Umgang mit der Erkrankung zu entwickeln.

Was sagt die Forschung?

In einer wissenschaftlichen Untersuchung aus dem Jahr 2002 wurden Menschen mit Migräne entweder mit Hypnose, mit Medikamenten oder mit einem Placebo behandelt. Die Gruppe, die Hypnotherapie erhielt, berichtete über deutlich weniger Migräneanfälle. Auch die Intensität und Dauer der Attacken waren reduziert. Begleitbeschwerden wie Ängste oder depressive Verstimmungen nahmen ebenfalls ab.

Darüber hinaus zeigte sich in dieser Studie, dass sich die Aktivität bestimmter Gehirnregionen bei den Betroffenen veränderte – in Richtung eines gesünderen Reaktionsmusters. Diese Veränderungen hielten auch Wochen nach der Behandlung an.

Auch eine neuere wissenschaftliche Übersicht (Metaanalyse) bestätigt: Hypnose kann als ergänzende Methode bei chronischer Migräne hilfreich sein, insbesondere wenn andere Behandlungsformen allein nicht ausreichen.

Wie läuft eine Hypnotherapie ab?

Während einer Hypnosesitzung wird ein Zustand innerer Ruhe und Konzentration herbeigeführt. In dieser Tiefenentspannung können Stressauslöser, Gedankenmuster oder innere Konflikte besser wahrgenommen und bearbeitet werden. Dabei kann es unter anderem darum gehen,

  • persönliche Migräne-Auslöser besser zu erkennen,
  • mit Anspannung oder emotionalem Druck anders umzugehen,
  • die eigene Stressverarbeitung zu stärken oder
  • das Schmerzempfinden zu verändern.

Zusätzlich lernen Menschen ergänzend einfache Techniken der Selbsthypnose, um auch außerhalb der Sitzungen Einfluss auf ihre innere Balance zu nehmen.

Wichtig: Hypnotherapie ersetzt keine ärztliche Behandlung

Wenn neue oder starke Beschwerden auftreten, ist immer eine ärztliche Abklärung notwendig. Migräne kann ähnliche Symptome wie andere Erkrankungen verursachen. Hypnose ist daher keine Alternative zur medizinischen Diagnostik, sondern kann – besonders bei chronischen Verläufen – eine unterstützende Rolle im Gesamtkonzept der Behandlung spielen.

Fazit

Migräne betrifft nicht nur den Kopf, sondern auch die Art, wie Menschen mit Belastungen, Reizen und innerem Stress umgehen. Die Hypnotherapie bietet einen ergänzenden Ansatz, um diesen inneren Prozessen auf sanfte Weise zu begegnen. Studien zeigen, dass sich damit nicht nur die Beschwerden, sondern auch das persönliche Wohlbefinden positiv beeinflussen lassen. Für viele Betroffene kann Hypnose ein hilfreicher Bestandteil ihres individuellen Behandlungswegs sein.


Quellen:

  1. Faran, N. (2002): Pharmacological and Psychological Approaches of Migraine Treatment.
    Vergleichsstudie zur Hypnose bei Migräne.
  2. Khazraee, H. et al. (2023): The Effectiveness of Mindful Hypnotherapy in Chronic Migraine. Life, 13(1), 131.
    https://www.mdpi.com/2075-1729/13/1/131
  3. Hammond, D. C. (2010): Hypnosis in the Treatment of Headaches and Migraines.
    Übersichtsstudie, veröffentlicht bei NIH/PubMed.
  4. Flynn, N. (2018): Systematic Review of the Effectiveness of Hypnosis for Headache.
    Zusammenfassung auf ResearchGate verfügbar.
    https://www.researchgate.net/publication/327275648

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