Manche Menschen sind ständig krank. Warum das so ist und was sie dagegen tun können, wollte jameda von Allgemeinmediziner Dr. Radecki wissen, Präsident von Ganzgesund e.V.
Was haben Ernährung und Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit dem Immunsystem zu tun?
Darm-, Hormon- und Schilddrüsenerkrankungen erhöhen die Infektanfälligkeit
Tipps zur Stärkung der Immunabwehr
Ständig müde?
jameda: Manche Menschen sind ständig krank, an anderen geht jede Grippewelle vorbei. Woran liegt das?
Dr. Radecki: Menschen mit einem guten Immunsystem werden selten krank. Wenn doch, dann ist die Krankheit kurz und heftig. Zum Beispiel bekommen sie abends Fieber und sind am folgenden Tag schon wieder fit. Ein gesundes Immunsystem erkennt man vor allem daran, wie es mit Infekten umgeht.
jameda: Viele Menschen ernähren sich falsch, essen zu viel Zucker und Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse. Kann eine solche Ernährung das Immunsystem schwächen?
Dr. Radecki: Die Immunfunktion ist maßgeblich von der Ernährung abhängig. So hat zum Beispiel ein Vitamin-C-Mangel zur Folge, dass sich die weißen Blutkörperchen nicht mehr bewegen können.
jameda: Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind in den Medien ein großes Thema. Viele Menschen befürchten, dass ihnen Milch, Gluten oder Fruktose nicht bekommt. Können Nahrungsmittelunverträglichkeiten dazu führen, dass Betroffene sich ständig krank fühlen?
Dr. Radecki: Absolut! Länger bestehende Unverträglichkeiten führen immer zu Mineral- und Vitaminmängel. Das liegt daran, dass Betroffene oft nur wenige frische Lebensmittel vertragen. Außerdem kann der gereizte, empfindliche Darm die Nährstoffe nicht gut aufnehmen. Eine der üblichen Folgen ist Eisen- und Vitamin-C-Mangel.
jameda: Sind Raucher anfälliger für Infektionskrankheiten und daher häufiger krank als Nichtraucher?
Dr. Radecki: Grundsätzlich ja! Tabakkonsum verbraucht massiv Vitamin C. Daher altert die Haut von Rauchern sichtbar schneller. Aber glücklicherweise sind nicht alle Menschen gleich sensibel dafür.
jameda: Der Darm gilt als Sitz des Immunsystems, weil dort ca. 80 Prozent aller Abwehrreaktionen ablaufen. Merken Betroffene immer, wenn ihre Darmflora durcheinander gekommen ist? Wie häufig ist ein gestörter Darm die Ursache ständiger Erkrankungen?
Dr. Radecki: Ein gestörter Darm ist sehr häufig die Ursache für Infektanfälligkeit, da er durchlässiger für Krankheitserreger ist. Außerdem werden im gesunden Darm Immunfaktoren gebildet, die für die Abwehr auf den Schleimhäuten von Nase und Lunge verantwortlich sind. Und nicht zuletzt führt eine Störung im Darm zu schlechter Aufnahme von Mineralien und Vitaminen. Insbesondere Eisen, Zink, Selen und Vitamin B12 werden nur im gesunden Darm gut absorbiert.
jameda: Kann auch ein Hormonmangel schuld sein, wenn Menschen anfälliger für Krankheiten sind als andere?
Dr. Radecki: Eine Störung in der hormonellen Regulation kann im Körper so ziemlich alles durcheinander bringen. Das gilt natürlich auch für die Immunfunktion.
jameda: Haben viele Patienten, die sich schnell anstecken, grundlegende Erkrankungen, von denen sie gar nichts wissen, wie zum Beispiel Störungen der Schilddrüse?
Dr. Radecki: Schilddrüsenerkrankungen sind sehr häufig. So haben Frauen etwa ein 30-prozentiges Risiko, an der Schilddrüse zu erkranken. Oder anders gesagt: Wenn zehn Freundinnen um die 50 Jahre zusammen stehen, haben drei ein Schilddrüsenproblem. Ähnliches gilt für den Eisenmangel. Aber auch seltene Erkrankungen kommen vor. Wer sich schnell ansteckt, sollte daher zumindest eine gründliche Blutuntersuchung vornehmen lassen.
jameda: Besonders im Winter sind viele Menschen ständig krank. Was können sie tun, um ihr Immunsystem zu stärken?
Dr. Radecki: Achten Sie auf eine gesunde Ernährung! Sollte das nicht möglich sein, zum Beispiel bei Stress oder Unverträglichkeiten, brauchen Sie Nahrungsergänzungen. Die alten Ärzte und Heiler haben immer die Bedeutung der Abhärtung erkannt. Kneippsche Anwendungen sind auch heute noch sehr wirksam. Außerdem ist ausreichend Ruhe ganz wichtig. Im Winter brauchen wir mehr Schlaf.
jameda: Manche Patienten klagen darüber, dass sie nicht nur anfällig für Krankheiten sind, sondern sich auch dauernd müde fühlen. Woran liegt das?
Dr. Radecki: Die Ursachen sind vielfältig. Da Müdigkeit auch ein erstes Zeichen aller ernsthaften Erkrankungen ist, sollte man zunächst eine Blutuntersuchung vornehmen lassen.
Häufige Ursachen für Müdigkeit sind Eisenmangel und Schilddrüsenunterfunktionen. In den letzten Jahren habe ich sehr gute Erfolge bei Müdigkeit auch mit Vitamin D erzielt.
jameda: Welche Rolle spielt Stress in diesem Kontext?
Dr. Radecki: Stress hilft natürlich nicht. Ein stressiges Leben führt in der Regel auch zu Fehlernährung, Schlaf- und Verdauungsstörungen und somit zu allen schon angesprochenen Krankheitsursachen.
jameda: Vielen Dank für das Interview!
Habe das Gefühl garnichtmehr gesund zu werden seit 3 Monaten durchweg krank, immer was anderes. Erst stimmbandenzünddung, dann Grippe, dann covid, dann Mandelentzündung, dann wieder stimmbandenzündung (4 Wochen keine Stimme), dann erdbeerwoche, aber nach ner Woche wieder, dann Magen Darm aus dem Kindergarten, danach ein Nerv eingeklemmt und direkt wieder Grippe...