Artikel 31/08/2017

Schmerzen, Schwellung, Völlegefühl: Ursachen, Symptome und Therapie der Fettleber

Team jameda
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Sie denken, dass nur Alkoholiker von einer Fettleber bedroht sind? Stimmt nicht! Die nicht-alkoholische Fettleber tritt sogar häufiger auf. Lesen Sie hier, wer von dieser nicht gerade seltenen Erkrankung betroffen ist, wie sie festgestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Zu viel Fett in der Leber – was bedeutet das?

Die Leber ist das wichtigste Stoffwechselorgan des Körpers und reinigt das Blut von Giften. Sie bildet Substanzen, die für die Hormonbildung, die Fettverdauung und weitere wichtige Prozesse nötig sind, sie verwertet Nahrungsbestandteile, speichert Energie, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und baut schädliche Substanzen ab, damit sie ausgeschieden werden können.

Der normale Fettgehalt der Leber beträgt weniger als 5 Prozent. Eine Fettleber, auch Steatosis hepatis genannt, entsteht, wenn sich mehr Fett, insbesondere Triglyceride, in den Leberzellen ansammelt.

Die Erkrankung lässt sich je nach Schweregrad wie folgt einteilen: Bei einer leichtgradigen Fettleber ist weniger als ein Drittel übermäßig verfettet, bei einer mäßigen Fettleber mehr als ein Drittel und bei einer schweren Fettleber sind mehr als zwei Drittel der Leberzellen stark verfettet.

25 Prozent der Menschen betroffen

Ungefähr 25 Prozent der Deutschen haben eine Fettleber, die somit die häufigste chronische Leberkrankheit in unserem Land ist. Die meisten erkranken zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr, Kinder und Jugendliche sind jedoch auch immer häufiger betroffen.

Ursachen: Alkohol und ungesundes Leben

Die bekannteste Ursache einer Fettleber ist der übermäßige Alkoholkonsum. Dennoch erkranken nicht alle Menschen, die viel trinken, daran. Auf der anderen Seite sind nicht alle Fettleberkranken Alkoholiker. Tatsächlich kommt die nicht-alkoholische Fettleber am häufigsten vor.

Ursachen einer nicht-alkoholischer Fettleber:

  • Die Einnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel Tamoxifen, synthetische Östrogene, Steroide oder Paracetamol
  • Fettleibigkeit
  • Zuckerkrankheit
  • erhöhte Blutfettwerte
  • metabolisches Syndrom
  • Infektionen, wie Hepatitis C oder Pilzentzündungen

Seltene Ursachen:

  • längere Hungerperioden und starker Gewichtsverlust
  • künstliche Ernährung
  • Operationen am Dünndarm oder der Bauchspeicheldrüse
  • entzündliche Darmerkrankungen oder Entzündungen im Dickdarm
  • systemische Erkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Wilson, die Hämochromatose und die Abetalipoproteinämie:
    - Morbus Wilsonist eine vererbte Erkrankung, bei der der Kupferstoffwechsel in der Leber gestört ist. Deswegen kommt es zu einer verminderten Kupferausscheidung über die Galle und einer vermehrten Ansammlung von Kupfer in der Leber, im Auge, im Zentralnervensystem und in anderen Organen.
    - Bei einer Hämochromatose ist die Aufnahme des Eisens im oberen Dünndarm erhöht, was zu einer Überladung verschiedener Organe mit Eisen führt.
    - Die Abetalipoproteinämie ist eine vererbte und seltene Fettstoffwechselstörung.

Eine Fettleber kann auch plötzlich nach der 30. Schwangerschaftswoche entstehen. Diese Form der Erkrankung ist zwar sehr selten, da sie nur bei einer von eine Millionen Schwangeren vorkommt, kann aber in 30 bis 70 Prozent der Fälle tödlich enden. Sie wird wahrscheinlich von einem vererbten Enzymdefekt ausgelöst.

Unspezifische Symptome, bis Folgeerkrankungen auftreten

Häufig haben Menschen mit einer Fettleber überhaupt keine Beschwerden. Einige spüren ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, haben ein Völlegefühl oder leiden unter Blähungen. Die ersten Anzeichen der Erkrankung sind auf die Vergrößerung der Leber zurückzuführen, die Druck auf die Nachbarorgane ausübt. Sie ist ein typischer Tastbefund bei der körperlichen Untersuchung.

Die Auswirkungen einer durch Fett verdickten Leber, die lange unbehandelt bleibt, sind gravierend. Das übermäßige Fett verändert die innere Struktur des empfindlichen Organs, was zu mehreren Folgeerkrankungen führen kann, wie zum Beispiel:

  • Leberentzündung, auch Fettleberhepatitis genannt: Sie äußert sich mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Bauchschmerzen im Bereich der Leber und Gelbsucht. Bei einer Gelbsucht wird die Blutsubstanz Bilirubin nicht mehr von der Leber gut abgebaut und sammelt sich in der Haut und den Augen an, die gelblich erscheinen.
  • Leberzirrhose: Dabei werden Leberzellen durch Bindegewebe und knotige Veränderungen Sie äußert sich mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Gelbsucht, Juckreiz, Hautveränderungen, Wassereinlagerungen in den Beinen und im Bauch sowie Blutgerinnungsstörungen.
  • Die Wahrscheinlichkeit an Leberkrebs zu erkranken ist besonders hoch, wenn eine Leberzirrhose vorliegt, die die Bildung von bösartigen Tumoren der Leber begünstigt. Jährlich erkranken 5 Prozent der Zirrhosepatienten an Leberkrebs.
  • Leberversagen: Die verschiedenen Funktionen der Leber fallen schrittweise aus, was sich mit Gelbsucht, Blutungen und Bewusstseinsstörungen äußert. In fortgeschrittenen Fällen erlischt die Lebefunktion und führt zum sogenannten ,hepatischen Koma‘‘.

Weitere Komplikationen der Fettleber sind die Zuckerkrankheit, wenn sie nicht schon vor der Erkrankung bestand, sowie Nierenerkrankungen und -versagen.

Je nach Schweregrad, Ursache und Folgeerkrankungen wird eine Fettleber wie folgt eingeteilt:

1. Einfache Fettleber

  • nichtalkoholische Fettleber
  • alkoholische Fettleber

2. Fettleberentzündung

  • nichtalkoholische Fettleberentzündung
    Grad 0: Fetteinlagerung ohne Entzündung
    Grad 1: Fetteinlagerung mit leichter Entzündung
    Grad 2: Fetteinlagerung mit mittlerer Entzündung
    Grad 3: Fetteinlagerung mit starker Entzündung

  • alkoholische Fettleberentzündung

3. Fettleberzirrhose

Diagnostik: zu große, helle Leber beim Ultraschall

Die Ultraschalluntersuchung der Leber ist das wichtigste bildgebende Verfahren für die Diagnose. Die Leber erscheint heller als normal, weil das überschüssige Fett den Schall stärker reflektiert. Darüber hinaus ist sie deutlich vergrößert und kann genau abgemessen werden.

Bei einer Fettleber sind bestimmte Blutwerte, die auf die Leberfunktion hinweisen, dauernd erhöht. Es handelt sich um den Bilirubinwert und Enzyme, wie zum Beispiel die γ-Glutamyltransferase, die Teile der Abwehr gegen reaktive Sauerstoffspezien bildet. Oft schöpft der Arzt Verdacht auf eine Fettleber, weil bei einer Routineuntersuchung die Leberenzyme erhöht sind. Auch Blutzucker- und Blutfettwerte, insbesondere die Triglyzeridewerte, sind meistens erhöht.

Es gibt die Möglichkeit, den Fettleber-Index zu berechnen, der die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Fettleber vorhersagen kann. Die Berechnung des Index basiert auf den folgenden Parametern:

  • BMI: Gewicht in kg durch Höhe in Meter im Quadrat
  • Taillenumfang in cm
  • Triglyzeridewerte im Blut in mg/dl
  • γ-Glutamyltransferase-Werte im Blut in U/l

Fettleber-Index-Werte zwischen 0 und 29 schließen eine Fettleber aus, Werte zwischen 30 und 60 sind nicht schlüssig und bei Werten zwischen 61 und 100 ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit hoch.

Weitere hilfreiche Untersuchungen sind die Leberbiopsie und die Bauchspiegelung.

Therapie: Fett abbauen und Leber reinigen

Toxisch bedingte Leberverfettungen werden durch das Weglassen der auslösenden Substanz behandelt. Bei akuten Leberschäden durch Paracetamol wird das Gegenmittel Acetylcystein empfohlen.

Des Weiteren gibt es keine spezifische medikamentöse Therapie für eine Fettleber.

Bei fortgeschrittenen Fällen mit Leberversagen ist eine Lebertransplantation die einzige Rettung. Zur Überbrückung der Zeit bis zur Transplantation kann die Leber mit einer Leberdialyse entlastet werden.

Selbsthilfe: Was tun?

Durch eine geeignete Ernährung können Sie das Fett der Leber abbauen, wobei der Verzicht auf Alkohol, eine ausgewogene, fett- und zuckerarme Diät, die Reduzierung des Körpergewichts um mindestens 3 bis 5 Prozent und regelmäßige Bewegung eine vorteilhafte Wirkung auf den Fettgehalt der Leber haben. Mit diesen Maßnahmen kann sich eine Fettleber vollständig regenerieren.

Sie sollten Ihrem neuen, gesunden Lebensstil auch im Anschluss immer treu bleiben, damit sich die Fettleber nicht wieder nachbildet. Die Kontrolle der Blutzucker- und Fettwerte ist ebenso wichtig, wenn nötig mit Hilfe der geeigneten Medikamente.

Mariendistel schützt und regeneriert die Leberzellen

Aus den Früchten der Mariendistel lässt sich ein Extrakt gewinnen, das die Susbstanz Silymarin enthält. Der Wirkstoffkomplex Silymarin soll leberschützend, -stärkend und entgiftend sein und den Gallenfluss sowie den Kreislauf anregen. Silymarin verändert die Struktur der äußeren Zellmembran der Leberzellen, so dass Lebergifte nicht mehr in das Zellinnere eindringen können. Silymarin stimuliert zudem auch die Proteinsynthese und unterstützt die Regeneration der Leber.

Mariendistel ist als ergänzende Behandlung einer Fettleber hilfreich, ersetzt aber nicht den Verzicht auf Alkohol und die weiteren Maßnahmen zum Abbau des Fettes in der Leber.

Prognose und Heilungschancen

Die Prognose und die Heilungschancen der Fettleber sind vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig. Je früher die Fettleber entdeckt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit der geeigneten Behandlung völlig abgebaut und geheilt wird. Die Leber kann sich nämlich gut regenerieren. Ist der Alkohol die Ursache der Erkrankung, ist die Prognose schlechter. Bei einer Leberzirrhose ist gar keine Heilung mehr möglich.

Fazit

Die Fettleber kommt häufig vor und kann jeden betreffen. Symptome gibt es zu Beginn keine oder sie sind sehr unspezifisch. Deswegen wird eine Fettleber entweder zufällig bei einer Routineuntersuchung anhand von erhöhten Leberenzymwerten entdeckt oder aber wenn schon Folgeerkrankungen entstanden sind. Erstaunlich ist, dass es keine gezielte Therapie gegen die Fettleber gibt, die aber glücklicherweise mit Selbsthilfemaßnahmen rückbildungsfähig ist.

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