Artikel 29/01/2020

Stimmbandlähmung nach der OP: Welche Therapie hilft bei Rekurrensparese?

Team jameda
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Es ist eine seltene OP-Komplikation, aber sie kommt vor: Der Patient wacht aus der Narkose auf und seine Stimme klingt plötzlich heiser und ist viel leiser als gewohnt. Dazu können Schluckbeschwerden kommen. Manchmal verspüren die Betroffenen auch eine subjektive Kurzatmigkeit beim Sprechen oder bei körperlicher Belastung, die aber de facto nichts mit Sauerstoffmangel zu tun hat.

Was ist die Rekurrensparese (Stimmlippenlähmung)?

Rekurrensparese nennen Ärzte dieses Phänomen, Laien sagen Stimmbandlähmung oder Stimmlippenlähmung, die in dem meisten Fällen einseitig auftritt. Ursache ist eine Schädigung des Stimmbandnervs (Nervus recurrens). Dadurch schließen die Stimmlippen nicht mehr richtig. Je größer der Spalt ist, desto heiserer und gehauchter klingt die Stimme.

Der Spalt ist abhängig von der Stellung und des Spannungsgrades der gelähmten Stimmlippe. Da der Betroffene die Luft beim Sprechen nicht mehr richtig dosieren kann, muss er schon nach wenigen Worten neuen Atem holen. So erklärt sich die Atemnot bei einer Rekurrensparese. Gerade zu Beginn der Behandlung verschlucken sich die Patienten häufig – vor allem, wenn sie Getränke mit Kohlensäure trinken.

Wie kommt es zur Stimmbandlähmung?

Der Nervus recurrens verläuft von der Schädelbasis durch den Hals in den Brustraum und zieht sich von da aus bis zum Kehlkopf. Bei Eingriffen an der Schilddrüse ist die Komplikation häufiger, weil der Arzt Gewebe durchtrennen muss, durch das der Nerv verläuft.

Bei OPs an der Halswirbelsäule kommt es nur sehr selten zu einer Rekurrensparese, da der Operateur den Nerv nicht direkt tangiert. Was ihn genau schädigt, ist noch nicht abschließend geklärt. Lange wurde vermutet, dass es der Druck ist, der während des Eingriffs auf das empfindliche Gewebe ausgeübt wird. Messungen haben aber gezeigt, dass das nicht zwangsläufig so ist.

Wann Betroffene zum Logopäden gehen sollten

Natürlich macht man sich als Betroffener Gedanken: Ist da etwas auf Dauer geschädigt? Geht das vielleicht nie wieder weg?

An dieser Stelle kann man direkt Entwarnung geben: Hat der Operateur den Nerv nachweislich nicht verletzt, regeneriert er sich in 90 Prozent der Fälle innerhalb von sechs Monaten von selbst. Die Stimmlippe bewegt sich dann wieder ganz normal. Trotzdem sollte der Patient schnell mit Logopädie beginnen, damit der Stimmbandmuskel keinen Schaden nimmt und der Nerv zeitnah aktiviert wird.

Im Idealfall trainiert der Logopäde mit den Patienten zwei- bis dreimal in der Woche. Betroffene sollten in dieser Phase möglichst normal sprechen und sich z. B. keine Flüstersprache angewöhnen. Der Rat vieler Ärzte, bei einer Rekurrensparese erst einmal die Stimme zu schonen oder sogar gar nicht zu sprechen, ist kontraproduktiv.

Diese Behandlung hilft

Patienten, bei denen der Stimmbandnerv irreversibel verletzt wurde, kann eine Unterfütterung mit Hyaluron oder Fett helfen (‘Stimmlippenunterfütterung’). Das gelähmte Stimmband wird so aufgepolstert, dass sich die beiden Stimmbänder beim Sprechen wieder komplett schließen.

Mit dieser Therapie kann den meisten Patienten geholfen werden: Ihre Stimme klingt nicht mehr heiser, schon bald ist sie wieder wie vor der Rekurrensparese. Die Kurzatmigkeit verbessert sich und auch die Schluckbeschwerden lassen deutlich nach. Nur in ganz wenigen Fällen ist es notwendig, einen Teil des Nervs zu rekonstruieren.

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