Zittern wird in unserer Gesellschaft gerne als Schwäche angesehen. Wir haben unseren Körper eher unter Kontrolle und es ist uns unangenehm, wenn er unter Stress mit unwillkürlichen Muskelzuckungen reagiert.
Vielleicht haben Sie in Ihrer Schulzeit die Erfahrung gemacht, dass Ihre Arme und Hände plötzlich zu zittern anfingen, als Sie ein Referat vor der ganzen Klasse halten sollten. Oder dass Ihre Beine anfingen, zu schlottern, als Sie sich einmal stark erschreckt oder etwas Schlimmes – vielleicht sogar Traumatisches – erlebt haben?
Auch bei einer Geburt erleben viele Frauen dieses Zitter-Phänomen.
Auch in der Tierwelt ist neurogenes Zittern bekannt. Ein Tier, das sich beim Arzt unsicher und unwohl fühlt, bekommt oft sichtbare und nicht willentlich gesteuerte Zuckungen in den Beinen und sicher würde es weglaufen, wenn es dürfte.
Was passiert in solchen Situationen?
Der Körper wird durch den unangenehmen, vielleicht beängstigenden augenblicklichen Umstand in Sekundenschnelle mit Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol geflutet. Das macht er, um schnell viel Energie zur Verfügung zu haben und am liebsten würde er sie für eine erfolgreiche Flucht aus der Situation nutzen.
Leider ist genau das oft nicht möglich und wir müssen uns direkt mit der augenblicklichen Lage auseinandersetzen. Der natürliche Impuls wäre aber, wegzulaufen, vielleicht förmlich zu fliehen- also eine große Diskrepanz zwischen dem, was möglich ist und tatsächlich erfolgen kann.
Was passiert aber nun mit dieser überschüssigen Energie und den ausgeschütteten Stresshormonen? Jetzt kommt das neurogene Zittern ins Spiel!
Wie funktioniert neurogenes Zittern?
Unsere Faszien – die bindegewebigen Muskelhüllen – reagieren mit Entladung, deutlich für uns selbst spürbar und oft auch für andere Menschen sichtbar.
Auf biochemischem und physikalischem Weg versucht der Körper, einen Spannungsabbau zu erreichen, und fängt an zu zittern.
Und das ist gut so, denn der Stressabbau ist ein angeborener und kluger Mechanismus! Das neurogene Zittern ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers, mit plötzlicher Anspannung gesundheitserhaltend umzugehen. Die Hormone und chemischen Stoffe, die entstehen, werden auf schnelle Art wieder abgebaut. So findet der Körper wieder den Weg zurück in die Ruhe, innere Sicherheit und Erholung.
Beim nächsten Zittern braucht Ihnen dieses Körperphänomen also keine zusätzliche Angst einzujagen. Seien Sie vielmehr versichert, dass Ihr Körper im Moment genau das Richtige tut und den Stress abbaut! Die Evolution hat uns diese Möglichkeit mitgegeben, gut mit dem Leben und seinen aufregenden Situationen umzugehen und dabei gesund zu bleiben!
Neurogenes Zittern kann man sogar üben und lernen, zu aktivieren, um so für sich selbst jederzeit eine schnelle Selbsthilfe zur Verfügung zu haben.
Das ist sehr gut und verständlich beschrieben. Es nimmt einen wirklich die Angst, dass Zittern etwas Schlimmes wäre. So kann man verstehen, dass der Körper sich selbst hilft mir zittern. Danke für den Artikel.