Artikel 02/06/2014

Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule - ein Sonderfall

Team jameda
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Ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule ist eine Erkrankung, die zwar deutlich seltener als an der Lendenwirbelsäule ist, aber insgesamt eine ansteigende Tendenz aufweist. Bedingt ist das durch die veränderte Lebensweise wie zunehmende häufige Autofahrten, langes Sitzen vorm PC und steigende Belastungen im beruflichen Umfeld. Das besondere an der Bandscheibe der Halswirbelsäule ist, dass sie nicht als Stoßdämpfer gedacht ist, sondern die vielseitigen Bewegungen des Kopfes erlauben soll.

Ursache
Die Bandscheibe besteht aus einem festen knorpelartigen Ring und weichen Kern. Der Ring platzt, der weiche Kern oder ein Teil davon tritt durch die Lücke in dem Knorpelring heraus und drückt auf den Rückenmarksschlauch (Duralsack) oder einen Nerv (Nervenwurzel).

Symptome
Die Beschwerden bei einem Vorfall im Bereich der HWS sind vielseitiger als es an der Lendenwirbelsäule der Fall ist. Es können die klassischen Symptome wie Nackenschmerzen mit Ausstrahlung in die Arme bis zu den Händen, Gefühlsstörungen in der Schmerzstraße wie Taubheit auftreten. Genauso gut kann es aber auch zu Kopfschmerzen oder Schwindel kommen ohne, dass es zu Beschwerden in den Armen kommt. Häufig plagen sich die Patienten über Jahre hinweg mit Kopfschmerzen ohne, dass die Halswirbelsäule untersucht wird. Sehstörungen, Kribbeln im Gesicht, Hörsturz oder Tinnitus werden ebenfalls beobachtet. Bei großen und unbehandelten Bandscheibenvorfällen können auch Lähmungen oder Harninkontinenz auftreten. Bleibt ein Vorfall unbehandelt, kann dieser bis zur Rollstuhlpflichtigkeit führen.

Diagnosestellung
Die Ergebnisse der klinisch-neurologischen Untersuchung mit Testung einzelner Muskelgruppen, Untersuchung der Reflexe und die Ergebnisse einer Kernspinntomographie (MRT) bzw. der Computertomographie führen zu einer Sicherstellung der Diagnose. Ein normales Röntgen ist von untergeordneter Bedeutung.

Behandlungsmöglichkeiten
Therapeutisch kommt in erster Linie die konservative Therapie in Frage. Dabei wird milde Physiotherapie mit Einnahme von Schmerzmitteln und körperlicher Schonung angewandt. Risikofaktoren wie Tätigkeiten am PC oder lange Autofahrten sollen vermieden werden. Die Therapie dauert dabei Wochen bis Monate und ist für den Patienten häufig wenig zufriedenstellend, da die Erfolge sich erst sehr langsam einstellen. Etwa 90% der Betroffenen können mit konservativen Maßnahmen geheilt werden.

Radiologisch gesteuerte Schmerzinjektionen sind deutlich weniger erfolgreich und mit mehr Risiken verbunden als an der Lendenwirbelsäulen. Somit spielt diese Behandlungsmethode eine untergeordnete Rolle.

Starke Manipulationen wie Einrenken, am Kopf ziehen und medizinische Massagen der Halswirbelsäule sind ungeeignete Methoden und können das Leiden noch verschlimmern.
Entstehen Lähmungen (Kraftverlust), Inkontinenz (Urin kann nicht mehr gehalten werden) oder führt eine monatelange konservative Behandlung zu keiner Verbesserung der Symptome, wird operativ behandelt. Dabei wird heutzutage ausschließlich minimalinvasiv operiert. Die Operation ist heutzutage wegen der Schlüssellochtechnik bis zu dem 90-sten Lebensjahr sehr gut möglich, vorausgesetzt die Patienten bringen entsprechende körperliche Verfassung mit.

Wegen anatomischer Gegebenheiten wird die Operation überwiegend von der Vorderseite des Halses durchgeführt. Die Haut wird eröffnet, es erfolgt eine blutfreie Präparation in einer Muskellücke bis nach etwa 3 cm die Halswirbelsäule erreicht wird. Die richtige Bandscheibe wird mittels Röntgen sicher identifiziert und entfernt. Dahinter kann nach der Eröffnung eines Bandes der Bandscheibenvorfall mit Mikroinstrumenten entfernt werden.

Die fehlende Bandscheibe kann durch zwei Verfahren ersetzt werden
Die erste Methode wird seit Jahrzehnten angewandt. In die Lücke wird ein Platzhalter, welcher in der Fachsprache Cage genannt wird, eingesetzt. Früher setzte man Knochenzement ein. Diese Methode wurde mittlerweile wegen der hohen Spätkomplikationsrate komplett verlassen. Momentan werden industriell vorgefertigte Platzhalter aus Titan oder Kunststoff (PEEK=Poly-Ether-Ether-Keton) verwendet. Ob Titan oder Kunststoff eingesetzt wird, hängt vom Operateur ab, wobei sich in den wissenschaftlichen Studien ein leichter Vorteil für die Platzhalter aus Titan zeigt. Die Platzhaltermethode ist erprobt, führt aber an der behandelten Stelle zu einer Versteifung der Wirbelsäule. Diese mechanische und physikalische Einschränkung führt zu einer Mehrbelastung und stärkeren Verschleiß der anderen Bandscheiben. Das anbringen einer zusätzlichen Platte ist nicht notwendig.

Die neuere Methode ist die Implantation einer Bandscheibenprothese. Diese stellt nach der Implantation die Beweglichkeit in dem operierten Segment wieder her. Das führt zu keiner zusätzlichen Belastung der anderen Bandscheiben. Nach der Operation dürfen die Patienten den Kopf normal bewegen. Schwere körperliche Belastung sollte vermieden werden. Eine Halskrause muss nicht getragen werden. Nach sechs Wochen erfolgt eine Kontrolle. Danach ist die Aufnahme von körperlichen Tätigkeiten möglich. Die Operation von Bandscheibenvorfällen an der Halswirbelsäule von hinten stellt eine Seltenheit dar.

Zusammenfassung und Empfehlung
Die Entscheidung wie der Bandscheibenvorfall letztendlich behandelt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einem natürlich die Ausprägung der neurologischen Ausfälle. Zum Anderem der Wille des Patienten. Während die Einen eine operative Maßnahme kategorisch ablehnen, nehmen die Anderen die Operation gerne in Kauf um eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.
Sollten Sie sich zu einer Operation entschließen, lassen Sie sich vorher sehr genau und ehrlich von spezialisierten Fachärzten beraten ob die Operation wirklich das bringt, was Sie sich versprechen.

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