Erfahren Sie im jameda-Orthopädentipp alles über den Kleinzehenballen/Schneiderballen.
Was ist ein schmerzhafter Kleinzehenballen (Schneiderballen)?
Der Schneiderballen oder schmerzhafte Kleinzehenballen bezeichnet ein schmerzhaftes fünftes Mittelfußköpfchen. Er bildet sich aufgrund eines entzündeten Schleimbeutels oder einer Hornhautschwiele, die durch eine dauerhafte Druckbelastung (z. B. Schneidersitz, Schuhkonflikt) entsteht.
Die Bezeichnung „Schneiderballen“ geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als die Schneider barfuß auf dem Tisch oder Boden mit gekreuzten Beinen gearbeitet haben. Hierbei entstand ein großer Druck auf den äußeren Fußrand, der zu einem schmerzhaften Kleinzehenballen führen konnte.
Wie entsteht ein schmerzhafter Kleinzehenballen?
Der Kleinzehenballen wird auch als kleiner Bruder des Hallux valgus bezeichnet. In der Mehrzahl ist das weibliche Geschlecht betroffen. Häufig tritt der schmerzhafte Kleinzehenballen beidseits durch das Tragen enger Schuhe auf.
Die Entstehung eines Schneiderballens/Kleinzehenballens kann verschiedene Ursachen haben. Die Deformität kommt häufig beim Spreizfuß und Plattfuß vor. Viele Patienten haben begleitend zum schmerzhaften Kleinzehenballen eine Hallux-valgus-Deformität. Auch Patienten mit einer chronischen Polyarthritis leiden manchmal an einer schmerzhaften Schleimbeutelentzündung am Kleinzehenballen.
Abb. 2: Schmerzhafte Hornhautschwiele bei Schneiderballen (© Köhne)
Gibt es verschiedene Formen?
Beim Schneiderballen liegt eine knöcherne Fehlstellung des fünften Mittelfußknochens vor. Auf dem Röntgenbild lassen sich nach Coughlin und Mann (9) drei Typen unterscheiden (siehe Abb.1).
Beim Typ I liegt eine anlagebedingte Vergrößerung des fünften Mittelfußknochens vor. Beim Typ II ist der fünfte Mittelfußknochen wie ein Bogen nach außen verformt. Der Typ III ist durch einen vergrößerten Winkel (normal 6-8°) zwischen dem vierten und fünften Mittelfußknochen gekennzeichnet.
Zu welchen Symptomen kann es kommen?
Patienten mit einem Kleinzehenballen klagen über Druckstellen im Schuh seitlich des fünften Mittelfußknochens. Es treten chronische Entzündungen der Haut und Schleimbeutelentzündungen auf. Meist findet sich eine schmerzhafte Hornhautbeschwielung seitlich (siehe Abb. 2) oder unterhalb des fünften Mittelfußknochens an der Fußsohle.
Nicht selten zeigt sich zusätzlich eine schmerzhafte Fehlstellung der Kleinzehe. Hier liegen teilweise schmerzhafte Druckläsionen zwischen der vierten und fünften Zehe vor. Es entsteht ein Zehenkonflikt der fehlgestellten fünften Zehe (Digitus quintus varus) mit der vierten Zehe. Parallel zum Schneiderballen kann eine schmerzhafte Krallenzehe an der fünften Kleinzehe auftreten.
Röntgenbild 1: Typ I, Korrektur durch Chevron Osteotomie (© Köhne)
Wie wird der Kleinzehenballen therapiert?
Ziel der konservativen Therapie ist eine Druckentlastung des Kleinzehenballens. Hierfür ist das Tragen von Schuhen mit einer breiteren Zehenbox und weichem, bequemen Material sinnvoll. Zusätzlich kann eine Abpolsterung des fünften Mittelfußknochens ausgetestet werden. Liegt eine Fußfehlstellung (z. B. Plattfuß) vor, ist eine korrigierende Einlage indiziert. Die schmerzhaften Druckschwielen können durch fußpflegerische Maßnahmen (Podologie) behandelt werden.
Die Indikation zur Operation besteht, wenn die konservativen Therapien nicht zur Schmerzfreiheit und Rückgang der Druckstellen führen. Analog zur Hallux-valgus-Konstellation des ersten Strahles besteht eine knöcherne Deformität, die durch Korrektur des fehlgestellten fünften Mittelfußknochen therapiert wird.
Abb. 3: Typ I, Korrektur durch Chevron Osteotomie (© Köhne)
Hierfür wird der Knochen gezielt im Schaftbereich oder nahe des Mittelfußköpfchens durchtrennt, je nach Fehlstellung des fünften Mittelfußknochens. Liegt eine Typ I Fehlstellung vor, erfolgt die Korrektur über eine sogenannte Chevron-Osteotomie (V-förmig) (siehe Röntgenbild 1 und Abb. 3) oder subkapitale Schrägosteotomie.
Bei einer Typ-II- und III-Fehlstellung eignet sich eine Mini-Scarf-Osteotomie (Z-förmig) (siehe Röntgenbild 2), eine Schrägosteotomie im Schaftbereich des fünften Mittelfußknochen (siehe Röntgenbild 3) oder eine basisnahe Osteotomie. Die Osteotomie erfolgt entweder minimalinvasiv über einen 3 bis 4 mm langen Hautschnitt ohne Fixation durch eine Schraube oder einen Draht oder offen mit anschließender Fixation durch eine Schraube oder Drahtosteosynthese(-nfixation).
Röntgenbild 2: Typ III, Korrektur durch Mini Scarf (© Köhne)
Die Wahl und Durchführung der jeweiligen Osteotomie richtet sich nach dem Vorliegen einer seitlichen Hornhautschwiele, einer fußsohlenseitigen Schwiele oder der Kombination aus beidem.
Wie läuft die Nachbehandlung nach operativer Korrektur ab?
Die Nachbehandlung erfolgt in einem Verbandsschuh mit starrer Sohle für sechs Wochen unter Vollbelastung. Eine Metallentfernung ist nur erforderlich, wenn das Osteosynthesematerial stört. Bei den minimalinvasiven Techniken sind wiederholte Tapeverbände durch den Arzt erforderlich.
Wie sind die Ergebnisse nach operativer Korrektur?
Röntgenbild 3: Typ II, Korrektur durch Schrägosteotomie im Schaftbereich (© Köhne)
Die eigenen Ergebnisse stimmen mit den Erfolgsraten der Literatur überein. Studien zu den verschiedenen Korrekturoperationen mittels Osteotomie zeigen in 93 % der Fälle gute oder sehr gute Ergebnisse (1-8,10-17). Die Nachuntersuchungsergebnisse nach offener Korrektur entsprechen denen nach minimalinvasiver Korrektur (1-8, 10-17).
Die Schwellungszustände nach minimalinvasiver Operation sind ausgeprägter und langandauernder als nach offener Technik (13). Eine Entfernung des teilweise schmerzhaften Schleimbeutels ist nur im Rahmen der offenen Techniken möglich.
Literatur:
Guten Tag ! Ich habe bereits seit 1 Woche durch einen Schneiderballen schlimme Schmerzen. Mein ganzer Fuß ist rot und angeschwollen. Was soll ich jetzt machen ? Operieren oder warten bis die Entzündung weg ist?