Artikel 17/12/2018

Betäubungen beim Zahnarzt: Das hat es mit Narkose, Sedierung und Lachgas auf sich!

Dr. med. dent. Volker Ludwig Zahnarzt
Dr. med. dent. Volker Ludwig
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Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Narkose. Sie kennen wahrscheinlich Begriffe wie Vollnarkose, Sedierung, Lachgas und lokale Betäubung. Aber was genau sind hier die Unterschiede und für wen eignet sich welches Narkosemittel am besten? Ich möchte Ihnen gerne einen Einblick in den Dschungel der Anästhesie geben.

Wann wird eine lokale Betäubung verwendet?

Bei der örtlichen Betäubung, welche auch zahnärztliche Lokalanästhesie genannt wird, wird der Schmerz in einem bestimmten Mundbereich ausgeschaltet. Gezielt können Stellen betäubt werden, allerdings wird noch zwischen Ober- und Unterkiefer unterschieden.

Im Oberkiefer wird die Infiltrationsanästhesie angewandt, welche den Schmerz bei einzelnen Zähnen ausschaltet. Direkt in das Gewebe wird das Narkosemittel gespritzt und der betroffene Zahn mit umliegendem Gewebe wird sofort betäubt. Die Dauer der Wirkung liegt zwischen einer halben und einer ganzen Stunde. Das Mittel verteilt sich im Gewebe und geht dann in einzelne Nervenfasern über. Genau dort kommt die Betäubung zum Einsatz und Ihr Zahnarzt kann mit der Behandlung beginnen.

Für den Unterkiefer wird bevorzugt die Leitungsanästhesie verwendet. Hierbei können größere Bereiche betäubt werden. Anstatt einzelne Nervenfasern, wie im Oberkiefer, werden hier gesamte Nervenbündel ausgewählt. Mit dieser Betäubung kann es zu einem Taubheitsgefühl in der Unterlippe oder auf der Zunge kommen. Allerdings kann man damit sehr gut eine Vollnarkose umgehen, denn das Mittel hält zwischen einer und vier Stunden.

Die dritte Methode der lokalen Betäubung ist die Oberflächenanästhesie. Ein Spray wird direkt auf die Haut oder Schleimhaut gesprüht. Das Spray dient dazu, die Einstichstelle vor Gabe einer Betäubungsspritze unempfindlich zu machen. Vor allem bei ängstlichen und schmerzempfindlichen Patienten ist die Betäubung der Oberfläche hilfreich, denn somit kann danach die Spritze verabreicht werden.

Diese drei Varianten der Lokalanästhesie haben für Patienten einen sehr großen Vorteil: Sie können nach dem Eingriff gleich wieder nach Hause gehen. Häufige Anwendung finden diese Narkosemittel z. B. wenn Weisheitszähne gezogen oder Implantate gesetzt werden.

Was ist eine Sedierung?

Vielleicht ist Ihnen die Sedierung auch mit dem Namen Dämmerschlaf bekannt. Wenn lokale Betäubungen bei einem Eingriff nicht möglich sind oder ausreichen, kann der Zahnarzt zur Sedierung greifen. Beim Dämmerschlaf wird eine Mischung aus Schlafmittel und Schmerzmittel gespritzt. Hierbei wird der Patient in eine Schlafnarkose versetzt, welche ihn sowohl keinen Schmerz als auch keine Angst empfinden lässt.

Die Wirkungsdauer ist relativ kurz im Vergleich zur lokalen Betäubung, womit sie sich nur für weniger umfangreiche Eingriffe eignet. Der Patient ist ansprechbar und kann selbst atmen. Die Zugabe des Mittels erfolgt über einen Venenzugang. Nach dem Eingriff können Sie nach etwa zwei Stunden Überwachung in der Zahnarztpraxis wieder mit normalem Bewusstsein nach Hause gehen.

Das Gute ist, Sie erinnern sich an nichts mehr und haben dadurch keine negativen Erinnerungen an den zahnärztlichen Eingriff, was wiederum ein großer Vorteil für Angstpatienten ist.

Wann kommt eine Narkose zum Einsatz?

Die Vollnarkose ist die Alternative zur örtlichen Betäubung. Für Patienten mit starker Angst oder Panikattacken ist sie bestens geeignet. Sie werden in einen künstlichen Schlaf versetzt und bekommen von dem chirurgischen Eingriff nichts mit. Es ist möglich, dass mehrere Behandlungen bei einem Termin unter Narkose durchgeführt werden können. Für die Narkose ist immer ein Anästhesist verantwortlich. Er entscheidet über die Dosierung und überwacht ständig Puls und Blutdruck sowie die Aufzeichnungen des EKG-Geräts.

Die Narkose wird hauptsächlich bei Angstpatienten verwendet. Ebenfalls kommt sie bei Patienten mit starkem Würgereiz oder Allergie gegenüber dem Lokalanästhetikum zum Einsatz. Bei der Entfernung von Abszessen beispielsweise kann eine örtliche Betäubung nicht wirken, deswegen ist genau hier eine Narkose unabdingbar. Auch bei Patienten mit körperlicher Einschränkung ist der künstliche Schlaf hilfreich, denn der behandelnde Zahnarzt kann somit uneingeschränkt behandeln.

Wie funktioniert die Betäubung mit Lachgas?

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch das Lachgas vorstellen. Es ist ein durchsichtiges Gas mit süßlichem Geschmack und besonders für ängstliche und schmerzempfindliche Patienten geeignet. Das Mittel wird über eine Nasenmaske zugeführt, durch die der Patient ein- und ausatmen kann. Die Zugabe des Lachgases wird langsam gesteigert und beginnt und endet mit reinem Sauerstoff. Das Mittel wirkt durch die Aufnahme der Lunge innerhalb von fünf Minuten und der Zahnarzt kann zügig mit der Behandlung beginnen.

Wahl des richtigen Narkosemittels

Sie merken schon, dass es wirklich viele Möglichkeiten der Schmerzausschaltung gibt. Sie finden zusammen mit Ihrem Zahnarzt eine individuelle Lösung. Es kommt ganz auf den Eingriff und den geplanten Zeitaufwand an. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie Angst haben, denn es gibt schnelle und einfache Möglichkeiten, Sie angst- und schmerzfrei zu behandeln. Sprechen Sie Ihren Zahnarzt einfach auf Ihre Ängste an.

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