Artikel 07/12/2017

Einen einzelnen schiefen Zahn mit Veneers oder mit Zahnspange behandeln?

Dr. med. dent. Andreas Köneke Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Dr. med. dent. Andreas Köneke
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
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Bei schiefen Zähnen hilft meist nur die Zahnspange weiter. Doch mittlerweile gibt es so viele verschiedene Zahnkorrektur-Möglichkeiten, dass der Patient schnell die Übersicht verliert. Zudem stellt sich die Frage: Wenn ich nur einen schiefen Zahn habe, muss ich dann gleich eine Zahnspange tragen? Geht das nicht auch mit Veneers? Wir beantworten Ihnen diese Fragen im nachfolgenden Artikel.

Veneers oder Zahnspange?

Um diese Frage beantworten zu können, muss die jeweilige Zahnfehlstellung näher beleuchtet werden. Veneers eignen sich grundsätzlich dafür, minimale Zahnfehlstellungen wie kleine Lücken oder unregelmäßig geformte Zähne zu kaschieren.

Ein einzelner schiefer Zahn, z.B. ein gedrehter oder ein zu weit nach oben vorstehender Zahn, kann nur schwer mit Veneers korrigiert werden. Er muss mit einer Zahnspange behandelt werden. Um genau zu verstehen, wofür sich Veneers eignen und wofür die Zahnspange, werden hier beide Behandlungsmethoden gegenübergestellt.

Was genau sind Veneers und wofür sind sie geeignet?

Veneers sind hauchdünne Keramikschalen, die langfristig auf die Zähne geklebt werden. Dabei wird ein Spezialkleber benutzt, der die Veneers bis zu zehn Jahre lang auf den Zähnen haften lässt. In der Regel dauert die Behandlung mit Veneers ca. 30 Minuten pro Zahn.

Es gibt verschiedene Arten von Veneers, die unterschiedlich dünn sind und entsprechend schneller und mit weniger Aufwand aufgebracht werden als andere. Aber in der Regel müssen die Zähne abgeschliffen werden, bevor die Veneers aufgeklebt werden können, damit die Zähne nicht unnatürlich dick wirken. Dieser Vorgang greift den natürlichen Zahnschmelz an und sollte immer als Nachteil im Hinterkopf behalten werden.

Es gibt allerdings auch Veneers, die extrem dünn sind. Hier müssen die Zähne vorher nicht abgeschliffen werden. Sie können aber nur dann eingesetzt werden, wenn die Zähne nicht stark verfärbt sind, denn das hauchdünne Material würde die Farbe durchscheinen lassen. Zudem können Lumineers nicht auf stark verschachtelten oder zu großen Zähnen befestigt werden.

Grundsätzlich eignen sich Veneers vor allem für diejenigen, die sich einheitliche und weißere Zähne wünschen und keine großen Zahnfehlstellungen haben.

Dafür sind Veneers geeignet:

  • für Männer und Frauen, die kleine Schönheitsfehler ihrer Zähne korrigieren wollen (z.B. starke Verfärbungen, kleine Zahnlücken o.ä.)
  • geringfügige Zahnfehlstellungen
  • unschöne Zahnformen
  • raue Zahnoberflächen
  • abgesplitterte Zahnkanten
  • verfärbte Zähne

Dafür sind Veneers nicht geeignet:

  • starke Zahnfehlstellungen
  • Patienten, die mit den Zähnen knirschen
  • Patienten mit großen Zahnfüllungen
  • Patienten, die Sportarten betreiben, bei denen die Zähne verletzt werden können (Ballsportarten, Kampfsport o.ä.)
  • Patienten, die stark an Nägeln oder Gegenständen kauen

Zahnfehlstellungen mit Zahnspange behandeln

Zahnspangen sind grundsätzlich dafür da, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Daher macht eine Zahnspange bei einer Zahnfehlstellung eines einzelnen Zahnes mehr Sinn als ein Veneer. Denn ein gedrehter, gekippter oder in anderer Weise schiefer Zahn kann mit Veneers nicht korrigiert werden, da sie den Zahn lediglich verblenden. Zudem können Veneers auf einem sehr schiefen Zahn nicht befestigt werden, da die Oberfläche eben sein muss.

Es gibt mittlerweile verschiedene Arten von Zahnspangen, mit denen ein schiefer Zahn korrigiert werden kann. Dazu zählen lose und feste Zahnspangen, Lingualspangen (Incognito) und Invisalign-Schienen, sogenannte unsichtbare Zahnspangen.

Die feste Zahnspange

Feste Zahnspangen haben den Vorteil, dass sie die Zähne 24 Stunden am Tag regulieren und somit hohe Erfolgsaussichten bestehen. Je nachdem, welche Zahnfehlstellung vorliegt, dauert eine Behandlung meist zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Das ist immer von Fall zu Fall individuell.

Auch einzelne schiefe Zähne können mit einer festen Zahnspange korrigiert werden. Je nach Fehlstellung reicht es manchmal auch aus, nur einen Teil des Kiefers zu korrigieren, z.B. nur den Unterkiefer.

Risiken der festen Zahnspangen liegen in der Hygiene. Die Patienten müssen während der Behandlungsdauer sehr auf eine gute Zahn- und Mundhygiene achten. Da es schwierig ist, die Zahnzwischenräume und Zähne aufgrund der Brackets und Drähte zu reinigen, sind Interdentalbürsten wichtig, um in jede Ecke zu gelangen. Zudem sollten die Patienten nach jedem Essen Zähne putzen.

Was ist eine Incognito-

Behandlung?

Bei der Incognito-Behandlung handelt es sich ebenfalls um eine feste Zahnspange. Allerdings werden hier die Brackets auf den Zahnrückseiten befestigt und sind daher kaum sichtbar.

Die miniaturisierten Brackets werden auf die Zahnrückseiten geklebt und anschließend mit einem Bogen befestigt. Der entscheidende Vorteil liegt in der kaum sichtbaren Zahnspange. Zudem kann die Incognito-Behandlung auch bei sehr starken Zahnfehlstellungen genutzt werden und bietet wie die „normale“ feste Zahnspange sehr hohe Erfolgsaussichten. Die Behandlungsdauer hängt individuell vom Fall ab, aber auch hier kann sie zwischen sechs Monaten und zwei Jahren betragen.

Ein Nachteil liegt in dem anfangs störenden Gefühl, denn die Zunge reibt gegen die Brackets und den Bogen. Anfangs kann die Zunge dadurch auch etwas wund werden und schmerzen. Jedoch gewöhnen sich Zunge und Mensch nach einer gewissen Zeit an die Brackets. Ein weiterer Nachteil liegt wieder bei der Zahnhygiene: Auch hier muss sehr gründlich gereinigt werden. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass man die Brackets nur schwer sieht, nicht ganz einfach.

Unauffällige Keramikbrackets

Die fast durchsichtigen Keramikbrackets sind eine weitere Möglichkeit, die Zähne zu richten, ohne dass die Zahnspange extrem auffällt. Durch die zahnähnliche Farbe der Brackets wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich, dass der Patient eine Zahnspange trägt. Die Brackets sind relativ klein und vergilben auch nach längerem Tragen nicht. Zudem sind sie für Allergiker geeignet, die normale Metallbrackets nicht tragen können.

Auch diese Behandlungsmethode zählt zu den festen Zahnspangen und bietet dieselben Vor- und Nachteile wie die „normale“ Spange. Der Vorteil liegt in der unauffälligen Optik. Die Erfolgsaussichten dieser Behandlungsmethode sind ebenso wie bei der normalen festen Zahnspange groß, da die Brackets ebenso stark wirken wie Metallbrackets. So können auch schwere Zahnfehlstellungen und einzelne schiefe Zähne wieder in die richtige Position gebracht werden.

Durchsichtige Invisalign-Schienen

Eine weitere Methode der Zahnkorrektur bieten Invisalign-Schienen. Das sind herausnehmbare Schienen aus thermoplastischem, stabilem Material, die durchsichtig sind und wie eine „zweite Haut“ über die Zähne gelegt werden. Die sogenannten „Aligner“-Schienen werden alle zwei Wochen ausgewechselt, um so die Zahnfehlstellung zu korrigieren.

Diese Methode ist besonders ästhetisch, da diese Schienen wie unsichtbar sind. Nur bei ganz genauem Hinsehen fällt auf, dass der Patient eine Schiene trägt. Für alle, die nicht möchten, dass man die Zahnspange sieht, ist diese Behandlungsmethode die unauffälligste und daher beste. Allerdings ist hier die Mitarbeit der Patienten gefragt: Die Schienen müssen regelmäßig getragen werden, sonst sind die Erfolgsaussichten nur minimal. Das bedeutet, dass der Erfolg maßgeblich vom Patienten abhängt.

Ein großer Vorteil ist die einfache Mundhygiene, denn weil die Schienen jederzeit herausnehmbar sind, können die Zähne wie gewohnt geputzt werden. Zudem ist das komfortable Tragen ohne Drücken oder anfängliche Schmerzen ein weiterer Pluspunkt. Die Behandlungsdauer beträgt wie bei festen Zahnspangen meist zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Die Dauer hängt vom Behandlungsfall und dem Einsatz des Patienten ab.

Ein Nachteil der Invisalign-Methode: Sie kann nicht für sehr schwere Zahnfehlstellungen genutzt werden. Leichte Zahnkorrekturen sind möglich, so z.B. auch, wenn nur ein einzelner schiefer Zahn behandelt werden soll. Auch Engstand, Über- und Kreuzbiss oder Zahnlücken können mit Invisalign korrigiert werden. Bei zu schweren Zahnfehlstellungen ist aber eine feste Zahnspange notwendig. Auch die Tatsache, dass der Erfolg der Behandlung vom Trage-Einsatz des Patienten abhängig ist, kann als Nachteil gesehen werden. Zudem entsteht häufig ein Lispeln, während die Aligner getragen werden. Auch das sollte berücksichtigt werden, wenn der Patient z.B. aufgrund seines Berufes viel kommunizieren muss.

Die lose Zahnspange

Herausnehmbare Zahnspangen bieten ähnlich wie Invisalign den Vorteil, dass die Mundhygiene leichter fällt, da der Patient wie gewohnt die Zähne putzen kann und problemlos in alle Zwischenräume kommt.

Ein Nachteil ist auch hier, dass der Erfolg vom Patienten abhängig ist. Wenn die Zahnspange nicht regelmäßig und lange genug getragen wird, verzögert sich die Behandlungsdauer sehr lange oder der Erfolg bleibt aus. Hier ist also die Disziplin des Patienten gefragt. Daher kann die Behandlungsdauer nicht pauschalisiert werden.

Grundsätzlich lassen sich mit losen Zahnspangen viele Zahnfehlstellungen korrigieren, wirklich schwerwiegende Zahnfehlstellungen sollten aber mit einer festen Zahnspange behandelt werden. Die Erfolgsaussichten sind durch das 24-stündige Tragen größer.

Fazit - einen einzelnen schiefen Zahn am besten mit Zahnspange behandeln lassen

Ein einzelner schiefer Zahn sollte am besten mit einer Zahnspange korrigiert werden, denn Veneers würden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Natürlich hängt die Behandlungsmethode davon ab, wie schief der Zahn ist und welche Fehlstellung genau vorliegt. Handelt es sich lediglich um eine kleine Zahnlücke, können auch Veneers zur Kaschierung genutzt werden. Ist der Zahn aber gedreht oder gekippt steht er vor, so muss auf die Zahnspange zurückgegriffen werden.

Welche der verschiedenen Methoden dafür genutzt wird, hängt von der Fehlstellung ab und davon, was der Patient an Kosten und Aufwand auf sich nehmen möchte.

Natürlich sind auch die ästhetischen Wünsche des Patienten zu berücksichtigen. Möchte er auf keinen Fall, dass man die Zahnspange sieht, so sind Incognito oder Invisalign anzuraten. In jedem Fall sollte der Patient zunächst zu einem Beratungsgespräch zum Kieferorthopäden gehen, um sich die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen zu lassen.

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