Artikel 29/08/2016

Zähne abschleifen für Veneers - ein Risiko für die Zähne?

Dr. med. dent. Marco Goppert Zahnarzt
Dr. med. dent. Marco Goppert
Zahnarzt
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Veneers sind keramische Verblendschalen, die für kosmetische Veränderungen hauptsächlich im Frontzahnbereich eingesetzt werden. Sie überdecken unter anderem starke Zahnverfärbungen sowie Fehlstellungen und werden der Farbe der umgebenden natürlichen Zähne sehr genau angeglichen. Im Vergleich zu Kronen muss bei diesen Keramikverblendschalen jedoch weniger Zahnsubstanz abgeschliffen werden. Die Behandlung erfolgt in zwei Schritten. Auf Basis eines Abdrucks fertigt der Zahntechniker die entsprechenden Veneers im Labor an. Nach der Herstellung werden die keramischen Verblendschalen in der Praxis eingefügt. Bei regelmäßiger Pflege sind die Haftschalen in aller Regel über viele Jahre haltbar.

Was sind eigentlich Veneers?

Veneers (engl. Furnier, Fassade) sind dünne Verblendschalen aus Keramik oder Kunststoff („Komposit“), die vor allem den Frontzahnbereich sowie die Eck- und Schneidezähne verschönern.
Die nahezu transparenten Keramikschalen lassen sich farblich an die natürlichen Zähne anpassen.

Die individuell angefertigten Halbschalen haften mit speziellem Klebstoff auf der von außen sichtbaren Zahnoberfläche und verdecken so fehlerhafte Zahnstellungen, Lücken sowie Verfärbungen und Frakturen. Im Unterschied zum Überkronen, wodurch der Zahn ca. 1,2 Millimeter an Substanz einbüßt, verliert die ursprüngliche Zahnkrone beim Verblenden rund 0,5 Millimeter des gesunden Zahnschmelzes.

Seit den frühen 80er Jahren ermöglicht eine fortschrittliche adhäsive Klebetechnik, dass Keramikschalen zuverlässig und unkompliziert auf der Zahnkrone befestigt werden können. Ein Vorteil ist, dass sie ihre Farb- und Oberflächenqualität sowie ihre Stabilität auch nach mehreren Jahren bewahren.

Allerdings ist es ratsam, auf zu harte Kost zu verzichten, um Risse und Lockerungen der Verblendschalen zu vermeiden. Aufgrund des bioverträglichen keramischen Materials sind allergische Reaktionen selten.

Wann können Veneers eingesetzt werden?

Veneers werden überwiegend aus ästhetischen Gründen bei Zahnproblemen und -dispositionen eingesetzt. Sie kaschieren optische Fehler und Verschleißerscheinungen vor allem im Frontzahnbereich. Veneers gleichen unterschiedlich große Zähne aus und führen somit zu einem ästhetisch schönen Gebiss. Bei irreversiblen Zahnverfärbungen, die nicht durch ein Bleaching entfernt werden können, stellen die Verblendschalen eine Korrekturmöglichkeit dar.

Außerdem schließen die feinen Keramikschalen große Zahnlücken (‘Diastema’) und verblenden Zahnfrakturen. Mangelhafte, schiefe, äußerst kurze oder sehr schmale Zähne lassen sich mit Hilfe der Verblendtechnik überdecken.

Außerdem ist es möglich, mit Veneers Verformungen und Anomalien im Struktur- oder Oberflächenbereich der Zähne („Dysplasie“) zu behandeln. Veneers decken ebenso beschädigten Zahnschmelz ab, der durch eine Fluorose, das Antibiotikum Tetrazyklin oder verstärktem Fruchtsaftgenuss angegriffen wurde.

Für wen sind Veneers nicht geeignet?

Zähneknirschen (Bruxismus) beeinträchtigt die Stabilität für Haftschalen, sodass Bruxisten zu alternativen Methoden greifen sollten. Bei erheblichen Zahnfrakturen und Zähnen mit älteren großen Füllungen oder Inlays ist die Behandlung mit Verblendschalen ebenfalls problematisch.

Häufig bietet in diesen Fällen nur eine Krone den nötigen äußeren Halt. Bei Patienten mit stark kariösen oder „nervtoten“ Zähnen ist von einer Therapie mit Veneers abzuraten. Die Grundvoraussetzung für eine ästhetische Zahnbehandlung mit Keramikschalen ist in jedem Fall eine sehr gute Mundhygiene.

Wie läuft die Behandlung ab?

In einem Gespräch mit Ihren Zahnarzt klären Sie individuelle (farbliche) Wünsche und Gegebenheiten. Nach der vorbereitenden Modellanalyse wird das Gebiss professionell gereinigt und eventuell müssen neue Füllungen eingesetzt werden.

Danach wird das Gebiss geröntgt, um sicherzugehen, dass die Zähne im Innern gesund sind. Bei Zahnverfärbungen erfolgt zunächst eine umfassende Farbanalyse der benachbarten Zähne, um später ein einheitliches Zahnbild zu erhalten.

Das Bleaching

Ihre Zähne können vorab durch ein Bleaching aufgehellt werden. Die Behandlung gliedert sich üblicherweise in zwei Schritte. Zunächst werden die betreffenden Zähne lokal betäubt und mit einem Diamantbohrer etwa 0,3 bis 0,7 Millimeter der Oberfläche abgeschliffen. Von den so behandelten Zähnen wird ein Abdruck („Abformung“) genommen.

Daraus wird ein Modell aus Gips und Wachs („Wax-up“) erstellt, das dem Erproben verschiedener Möglichkeiten dient. Anschließend werden die Veneers im Labor von einem Zahntechniker hergestellt („Labside“). In der Zwischenzeit trägt der Patient provisorische Kunststoffschalen. Bei der direkten Methode („Chairside“) werden in einer einzigen Sitzung die Keramikschalen vom Zahnarzt angefertigt und umgehend angebracht.

Das Einsetzen der Veneers

Nach ungefähr zwei Wochen werden die im Labor hergestellten Vollkeramikschalen mit einem speziellen Kunststoffkleber auf den äußeren Zahnoberflächen befestigt. Zuvor überprüfen wir die adäquate Farb- und Formqualität der Verblendschalen. Das Veneer wird vor dem Einsetzen mit Wasserdampf gesäubert, seine Innenseite mit Säure behandelt, mit Wasser gereinigt und anschließend mit einem speziellen Klebstoff versehen.

Um die Zähne trocken zu legen, werden sie mit einem Latextuch (ggf. auch latexfrei) umspannt, dem so genannten Kofferdam. Die Zähne werden einige Sekunden mit phosphorhaltiger Säure behandelt und anschließend mit Wasser gespült. Die vorbereitete Zahnoberfläche wird nun ebenfalls mit einer dünnen Klebstoffschicht bedeckt.

Dabei werden die Nachbarzähne durch dünne Streifen vor dem Kontakt mit dem Kompositkleber geschützt. Der Kleber härtet erst durch Beleuchtung mit einer besonderen Lampe aus, sodass das Veneer korrekt positioniert werden kann.

Normalerweise werden Veneers separat angebracht. Vor allem die Räume zwischen den Nachbarzähnen müssen frei von Resten des Kompositklebers sein, damit die Veneers nicht aneinander kleben und Spannungen vermieden werden. Die Veneers werden gereinigt und anschließend poliert. Schließlich wird überprüft, ob der Patient problemlos den Ober- und Unterkiefer zusammenbeißen kann und ob ein Spannungsgefühl auftritt.

Das Anbringen des Veneers dauert etwa 30 Minuten. Nach etwa ein bis zwei Wochen wird der passgenaue Halt des Veneers noch einmal überprüft.

Welche Alternativen gibt es zu Veneers?

Kronen und Brücken aus Metall oder Porzellan sind insbesondere bei wurzelbehandelten Zähnen und starken Frakturen eine Alternative zu Veneers. Wenn die Zähne nur aufgehellt werden sollen, bietet sich ein Bleaching an.

Wie lange halten Veneers und was muss ich bei der Pflege beachten?

Veneers sind im Durchschnitt zehn bis fünfzehn Jahre haltbar. Maßgeblich für eine lange Haltbarkeit ist neben der guten zahntechnischen Laborarbeit und der genauen Anpassung eine gründliche Zahnpflege.

Im Unterschied zu natürlichen Zahnkronen sind Veneers anfälliger für Verfärbungen. Daher sollten Sie Ihre Zähne sorgfältig pflegen. Unbedingt empfehlenswert sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen in einem Abstand von etwa sechs Monaten. Ihr Zahnarzt überprüft dabei Ihre Mundgesundheit sowie ob die Verblendschalen noch richtig sitzen.

Tipp

Um Ihre verblendeten Zähne zu schützen, sollten Sie Fruchtsäfte und stark färbende Lebensmittel nur in Maßen genießen. Nägelkauen sowie Mundspülungen mit Chlorhexidin gefährden den optimalen Sitz sowie die einwandfreie Optik der Keramikschalen.

Kann ich Veneers wieder entfernen lassen?

Um ein Veneer einzusetzen, muss ein geringer Teil Ihrer Zahnsubstanz entfernt werden, damit die Keramikschale befestigt werden kann. Dies ist zwar in der Regel unbedenklich, Ihre Zähne sollten aber regelmäßig überprüft werden.

Wenn Ihre Veneers nach einigen Jahren nicht mehr optimal aussehen, können sie diese bei Ihrem Zahnarzt austauschen lassen.

Eine Neuerung stellen Veneers dar, die nur noch auf den etwas angerauten Zahn aufgeklebt werden. Es handelt sich dabei um so genannte „No prep“-Veneers, die angebracht werden, ohne dass Zahnsubstanz entfernt werden muss.

Über Ihre Haltbarkeit gibt es jedoch noch keine Langzeitergebnisse, außerdem eignen sie sich nicht für alle Zähne.

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