Artikel 26/09/2020

Chaos in der Chemie: Depressionen aus neurobiologischer Perspektive

Dipl.-Psych. Sabine Wery von Limont Psychologischer Psychotherapeut, Psychologe
Dipl.-Psych. Sabine Wery von Limont
Psychologischer Psychotherapeut, Psychologe
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Wenn ungünstige Schemata unser Leben bestimmen, wirkt sich das auf unsere Gedanken, Gefühle und auch unser Verhalten aus. Auch unser Gehirn lässt das nicht unbeeindruckt und so wirken Schemata auch auf unsere Neurobiologie.

Bin ich mies drauf und will anderen nicht den Abend versauen, bleibe ich zu Hause und entgehe Stress. Gleichzeitig wird dadurch jedoch mein Grundbedürfnis nach Bindung und Freude verletzt, was Stress auslöst und meine Stimmung noch weiter in den Keller treibt.

Die chemische Komponente einer Depression

Gedanken, Gefühle und Erfahrungen haben Einfluss auf das Serotonin-System. Bei Patienten mit Angst und Depressionen ist dies meist heruntergefahren. Auch die wunderbaren endogenen Opioide, die Lust und Freude machen, sind vermindert. Daher ist auch deren schmerzstillende Wirkung herabgesenkt. Das erklärt, warum bei Menschen mit Depression, Schmerzerkrankungen häufige Begleitsymptome darstellen.

Der bei Depressions-Erkrankten ausgeprägte Oxytocin-Mangel führt zudem zu einer höheren Stressempfindlichkeit und Reizbarkeit. Das wirkt sich, zusätzlich belastend, auf die Beziehungsgestaltung aus. Bindung als eine Quelle von Sicherheit, Geborgenheit, Zugehörigkeit und anderen wichtigen Bedürfnissen, ist dann auch noch in Gefahr.

Wie wirken sich Depressionen auf den Körper aus?

Zudem quälen Symptome wie Grübelschleifen und Konzentrationsprobleme die Patienten.

Sie stehen im Zusammenhang mit dem „Vetromedialen präfrontalen Cortex“.

Ist dieser Hirnbereich aktiviert, können Menschen ihr Sein und Tun gut selbst reflektieren. Sie können in biographischen Erinnerungen ‘spazierengehen’ und sich mit Erlebten beschäftigen.

Dieser Bereich des „Vetromedialen präfrontalen Cortex“ wird normalerweise „auf Pause“ gestellt, wenn ein Mensch sich in eine Aufgabe vertieft oder konzentriert arbeitet. Störendes kann dann leicht „ausgeblendet“ werden, um die Aufmerksamkeit zum Beispiel auf die Arbeit zu lenken.

Menschen mit schweren Depressionen sind hierzu nicht in der Lage. Vielen ist es kaum möglich, mehr als ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen, selbst wenn es ein fröhliches oder spannendes Buch ist und eigentlich Aufmerksamkeit ziehen könnte. Die Fähigkeit zur Konzentration ist bisweilen so stark vermindert, dass Patienten das Gefühl haben, selbst ihnen völlig bekannte und automatisierte Abläufe wie das Autofahren, nicht mehr bewältigen zu können. Die Konzentration auf die unterschiedlichen Verkehrssituationen stellt hierbei dann die Konzentrationsüberforderung dar.

Viele Patienten, die ihr Geld zum Leben in angestellten Arbeitsverhältnissen verdienen, geraten hierdurch unter noch größeren Stress. Das fehlende Auf-Pause-Stellen des präfrontalen Cortex’ lässt sie ihre Arbeit nicht annähernd so erledigen, wie sie es von sich kennen.

Ängste um den Arbeitsplatz und die Zukunft lagern sich der Depression an. Gedankenkreisen wird verstärkt und das „Ausblenden“ quälender Gedanken gelingt nicht. Sie drängen sich wieder und wieder in den Fokus der Betrachtung.

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