Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn Dr. med. Frank Eßers (Privatpraxis)

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Frank Eßers interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Eßers, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Dr. Eßers: Mein Spaß an der Bewegung, dem Bewegungsapparat und der Funktion des sich bewegenden Körpers haben mich von klein auf bewegt.

Die Funktionen im Sport wie Training, Muskelaufbau, Ausdauer, Kondition und Beweglichkeit im Leben und in der Lebensführung haben mich ebenfalls so interessiert, dass ich neben dem Orthopäden noch Präventionsmediziner, Mikronährstofftherapeut und Regulationsmediziner bin.
Die Orthopädie ist somit mehr als nur Knochen, Sehnen und Muskeln.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Herr Dr. Eßers: Mein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Ganzheitlichkeit. Der Körper ist ein faszinierender Gesamtorganismus aus vielen miteinander kommunizierenden Systemen, von denen der Bewegungsapparat nur eines ist. Ich bewege mich als Orthopäde nachfragegemäß über orthopädische Fragestellungen auf Gesamtkörpersysteme zu. So kann ich die Gesamtheit, die Ganzheitlichkeit gewährleisten.

Auch in der Orthopädie, trotz meines Steckenpferdes, des Fuß- und Sprunggelenks, Gang- und Lauforthopädie, sehe ich auch den Bewegungsapparat als System, in dem alle einzelnen Strukturen mit den anderen zusammenwirken.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Dr. Eßers: Das ist schwierig zu beantworten. Beeindruckt hat mich das Buch ‘Medicus’, in dem die Hauptperson als angehender Arzt in den frühen Zeiten der Medizin immer wissbegierig bereit ist, ihren Horizont zu hinterfragen und auch ihre Grenzen zu testen und zu überschreiten, immer um Wissen zu mehren und Nutzen zu erweitern.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Dr. Eßers: Aus meiner Sicht wäre das sicher die Videoberatung, die unter den Interessenten aber noch mehr publik gemacht werden sollte.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Dr. Eßers: In den deutschsprachigen Ländern war der Bewegungsapparat klassisch in Orthopädie und Unfallchirurgie unterteilt. Während die Orthopäden klassisch mehr nichtoperativ erworbene und angeborene Veränderungen des Bewegungsapparates und später auch operativ behandelte, behandelte die Unfallchirurgie unfallbedingten Schäden, auch über den Bewegungsapparat hinaus, oft operativ.

Zu Beginn meiner Facharztausbildung 1999 gab es erfolgreiche Bestrebungen, aus meiner Sicht fatal, die Ausbildung beider Fachrichtung ab ca. 2003 gemeinsam zu betreiben. Gedacht war, aus unfallchirurgischer Sicht, dass die Orthopädie unter der Obhut einer traumatologischen Leitung nur ein Ableger für geplante Eingriffe und nichtoperative Probleme sein sollte. Das stellte die Ausbildung der zwei Unterrichtszweige eindeutig und leider in einen operativen Schwerpunkt, was ich bedauere.

Die Herausforderung für nachfolgende Generationen von Orthopäden und Unfallchirurgen wird sein, dass die Orthopädie eben kein Unterpunkt der operativen Traumatologie ist. Stattdessen kann und muss die klassische nichtoperative Orthopädie, durchaus in Verbindung und in engem Kontakt mit den Operateuren, ein weiterhin erfolgreicher Zweig sein und werden, um diesen Teil unserer Profession nicht an Rehabilitationsmediziner zu verlieren. Ich könnte hier zu diesem Themengebiet noch ganze Kapitel schreiben.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Dr. Eßers: Zeit, Zeit, Zeit,
Ganzheit, Ganzheit, Ganzheit,
Nicht nur Orthopädie, sondern Ganzheitlichkeit

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Dr. Eßers: Die Wissbegierigkeit, was sie haben, was sie machen müssen, den Willen mitzumachen.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Eßers: Puh, das ist schwer:

Spontan die Ehrlichkeit von Kindern, bestenfalls ohne die Eltern, die ihre Kinder oft ‘mundtot’ machen.

Eine Geschichte: Noch im Studium im praktischen Jahr mussten wir in der Chirurgie mit zwei Studenten jeweils der Hälfte der Klinik jeden Morgen Blut abnehmen, jeweils ca. 30 Blutabnahmen. Im Erdgeschoss angefangen, dort lag die Kinderstation, hatte man immer Sorge, dass man über diese Station gar nicht hinauskäme und der andere Student alle anderen Blutabnahmen von oben bis zur 1. Etage abzunehmen hätte.

Ich kam also, mal wieder, das wurde ausgelost, zuerst in die Kinderabteilung, erstes Zimmer, links, am Ende am Fenster ein Mädchen, vielleicht 4 Jahre alt. ‘Bist du da, um mir Blut abzunehmen?’ ‘Ja, bin ich’, ‘Gut, du darfst einmal am rechten Arm abnehmen, und wenn es nicht klappt, einmal am anderen Arm, mehr aber nicht!’ ‘OK’. Ich nahm ihr das Blut am rechten Arm ab. ‘Oh, du bist doch Student, du kannst besser Blut abnehmen als die anderen Studenten und als die Ärzte hier auch!’ Das freudige Gesicht, diese Freude, werde ich nie vergessen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Eßers: Ich sage gerne:

Wer rastet, der rostet,
wer rast, der rostet (verschleißt) auch!

Sorgen Sie immer für einen Ausgleich
von Be- und Entlastung
von Be- und Entschleunigung
für Be- und Entlastung,

um Raubbau an Ihrem gesamten Körper zu vermeiden,
und glücklich und gesund zu bleiben.

Zur Person

• Geboren in Mönchengladbach
• 53 Jahre alt
• Orthopäde, Sportmediziner, Akupunkteur, Chirotherapeut (oft mit osteopathischen Elementen), Präventionsmediziner, Mikronährstofftherapeut und Regulationsmediziner.
• Sprich, oft bin ich orthopädischer, ganzheitlicher Hausarzt,
• Ich sehe den Mensch als Ganzes!

Zur Praxis

Meine Praxis entsagt sich dem Zeitdruck einer Kassenpraxis! Ich nehme mir die notwendige Zeit für Ganzheitlichkeit, das dauert, ist aufwendig, zuletzt lohnt es sich aber! Ich möchte nicht ein Problem punktuell lösen, sondern Problemsysteme erkennen, und diese, wenn nötig, mit anderen Spezialisten gemeinsam, für Sie lösen.

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