Artikel 02/07/2022

Das jameda-Interview: 9 Fragen an Dr. med. Kais Abu Nahleh

Dr. med. Kais Abu Nahleh Orthopäde & Unfallchirurg, Wirbelsäulenchirurg
Dr. med. Kais Abu Nahleh
Orthopäde & Unfallchirurg, Wirbelsäulenchirurg
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Kais Abu Nahleh interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde und Unfallchirurg.

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jameda:** Herr Dr. Nahleh, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Dr. Nahleh: Mich hat schon früh im Leben die Medizin als Naturwissenschaft sehr interessiert. Die teils hochkomplexen Zusammenhänge des menschlichen Körpers zu verstehen, hat mich immer gereizt.

Als ich im Rahmen des Zivildienstes erstmals mit dem Teilgebiet Wirbelsäulenchirurgie in Kontakt kam, war ich sofort stark begeistert von den modernen Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten. So stand für mich schon vor Beginn des Medizinstudiums fest, dass ich als Wirbelsäulenchirurg arbeiten möchte.

Nachdem ich initial vier Semester Wirtschaft studiert hatte, wechselte ich schlussendlich zur Medizin und begann nach dem Studium meine Ausbildung in einem großen wirbelsäulenchirurgischen Zentrum. Die Begeisterung für die Behandlung von Wirbelsäulenleiden ist seitdem ungebrochen groß.

Ich freue mich, dass ich in meinem beruflichen Alltag regelmäßig Dankbarkeit von zufriedenen Patienten erfahre, denen wir Leid und Einschränkungen nehmen konnten.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Dr. Nahleh: Ich habe mich auf die Wirbelsäulenmedizin spezialisiert. Reizvoll an diesem Bereich ist, dass es im Alltag keine Standardlösungen gibt. Man muss bei jeder Patientin und jedem Patienten sehr genau schauen, dass die beklagten Beschwerden den korrekten Ursachen an der Wirbelsäule zugeordnet werden.

Da mittels moderner bildgebender Verfahren bei vielen Menschen Veränderungen an der Wirbelsäule erkennbar sind, ist es manchmal gar nicht so einfach, für die/den Betroffene/n die individuell bestmögliche Behandlungsoption zu finden.

Umso schöner ist es im Gegenzug, wenn man für die Patient/innen eine maximale Beschwerdelinderung mit möglichst kleinen Eingriffen erzielen kann.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Dr. Nahleh: Mein erster Vorgesetzter war ein Pionier im Bereich der Entwicklung von minimalinvasiven Techniken, um auch teilweise sehr komplexe Probleme an der Wirbelsäule möglichst gewebeschonend behandeln zu können. An Ihm hat mich am meisten sein ungebremster Wille, stets nach Verbesserungen des aktuellen Standards zu suchen, fasziniert. In diesem Punkt war seine Kreativität und Neugierde einzigartig.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Dr. Nahleh: Wir stehen leider erst sehr weit am Anfang des Zeitalters der wirklichen Digitalisierung im Gesundheitswesen. Wie in anderen Bereichen gehe ich aber davon aus, dass sich Lösungen, die den Arbeitsalltag und die Vernetzung aller Sektoren im Gesundheitswesen im Sinne der Patienten verbessern, schnell durchsetzen werden. Das könnte dann ein ernsthafter Ansatz zur Reduktion von Bürokratie sein, um seine Zeit mehr den Patient/innen selbst widmen zu können.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Dr. Nahleh: Mit der weiter zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft werden verschleißbedingte Veränderungen der Wirbelsäule die Menschen in immer größerem Umfang behelligen. In diesem Punkt wird in Zukunft nicht weniger Arbeit zu erwarten sein.

Zwei große Probleme in der modernen Wirbelsäulenchirurgie sind meiner Meinung nach noch nicht zufriedenstellend gelöst. Zum einen macht die weite Verbreitung der Osteoporose, also der Minderung der Knochenqualität infolge von Kalksalzminderung, im Bereich der instrumentierenden Wirbelsäulenchirurgie große Sorgen – Patentrezepte haben wir da bis jetzt noch nicht.

Und zum anderen sind wir beim Thema Querschnittlähmung immer noch weit entfernt vom Ziel, eine wirkliche Regeneration von geschädigten Nervenzellen zu realisieren.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Dr. Nahleh: Es ist mir sehr wichtig, sich für jede/n Patient/in ausreichend Zeit zu nehmen. Das ist in der heutigen Zeit und den teilweise nicht optimalen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen leider meist nicht so einfach.

Trotzdem ist es gerade im Bereich der Wirbelsäulenmedizin sehr wichtig, im Gespräch mit der/dem Patient/in und einer gründlichen Untersuchung herauszufinden, welche Veränderungen an der Wirbelsäule für die Beschwerden verantwortlich sind.

Soweit ich das Feedback beurteilen kann, wissen meine Patient/innen dies sehr zu schätzen.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Dr. Nahleh: Es ist schön, wenn man Dankbarkeit von Menschen empfängt, deren Beschwerden man nach teils lang andauerndem Leid lindern und ihre Lebensqualität verbessern kann.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Dr. Nahleh: Es ist immer ein sehr schöner Moment, wenn sich ein/e Patient/in mit einer Lähmung nach einer Operation wieder erholt und man erleben darf, wie sich die Hände oder Beine wieder bewegen können.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Nahleh: Für einen gesunden Rücken muss man etwas tun. Ohne gezieltes Training, vor allem der Muskulatur, ist man den Auswirkungen des Verschleißes ausgeliefert. Regelmäßige Übungen helfen, auch chronische Beschwerden zu einem Großteil deutlich zu lindern.

Zur Person

  • Dr. med. Kais Abu Nahleh, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Wirbelsäulenchirurg
  • Mitglied der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft, EUROSPINE und AO-Spine
  • Inhaber des Master-Zertifikats der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft sowie des EUROSPINE-Diploms
  • Spezialisiert auf die Diagnostik und Therapie aller Erkrankungen und Verletzungen an allen Abschnitten der Wirbelsäule
  • Spezialgebiet: minimalinvasive Therapieverfahren

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