Artikel 14/11/2016

Neue Behandlungsmethoden für Bandscheiben und das ISG: Biospritzen

Dr. med. Peter Konrad Sigg Orthopäde & Unfallchirurg
Dr. med. Peter Konrad Sigg
Orthopäde & Unfallchirurg
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Die Ursachen von Rückenschmerzen lassen sich heute besser denn je herausfinden. Betroffene müssen zwar oftmals viele Mühen auf sich nehmen, es handelt sich dabei jedoch immer um eine wichtige Investition für die Zukunft! Denn die Spirale aus Schmerz, Bewegungseinschränkung und Verzweiflung könnte sich sehr schnell - und schließlich vielleicht sogar einmal definitiv - zu drehen beginnen. Mit der rechtzeitigen Analyse und Diagnose können Sie eine sonst drohende weitere Chronifizierung oft gerade noch rechtzeitig verhindern.

Noch rechtzeitige (!) minimalinvasive und physikalische Interventionen sollen dabei helfen, eine Chronifizierung oder eine sonst später drohende größere Operation nach einem Kollaps der Bandscheibe, einer Instabilität von zwei benachbarten Lendenwirbeln, oder auch des Kreuzbeins in der inneren Hüfte zu vermeiden.

Symptome

  • einer Vorwölbung (Protrusion) oder einem Vorfall (Prolaps) der Bandscheibe
  • einer Abnutzung der Bandscheibe (Diskose, Osteochondrose)
  • einer instabilen Kreuzdarmbeinfuge (Iliosakralsyndrom)

sind nicht immer eindeutig einem Krankheitsbild zuzuordnen; Kombinationen solcher Schäden bilden sogar eher die Regel als die Ausnahme.

Die Diagnose mittels Kernspin

Der Kernspin MRT hilft dem Arzt und dem Patienten aufs Erste weiter, häufiger zumindest als ein Röntgenbild. In einem Kernspin MRT zeigen sich Veränderungen der Bandscheiben und auch der Kreuzdarmbeingelenke bereits viel früher als in Röntgenaufnahmen - aber der Spezialist wird sich nie nur auf den Befundbericht eines MRTs verlassen.

Ein großer Vorteil des MRTs des unteren Rückens ist, dass es oft auch mehrere gleichzeitige Auffälligkeiten zeigt. In der Zusammenschau von Vorgeschichte, Beschwerdeschilderung und ärztlicher Untersuchung lassen sich dann die häufigen Kombinationen von Veränderungen an Bandscheiben, Spinalkanal, Rückenmuskeln, tiefen Faszien, Wirbelfacetten- und Iliosakralgelenken ISG zunächst orientierend einordnen - und dann bildgesteuert durch gezielte, zunächst rein diagnostische örtliche Test-Einspritzungen in die jeweils als auffällig befundete(n) Struktur(en) weiter abklären.

Was sind Testinfiltrationen?

Geringe Mengen eines örtlichen Betäubungsmittels oder/und einer ebenfalls minimalen Menge eines örtlich beruhigenden Mittels kann jede verdächtige Struktur einzeln/isoliert vorübergehend beruhigen.

Diese weiterführende Untersuchung wird als „Test-Infiltration“ bezeichnet. Testinfiltrationen sollten Sie aber auf keinen Fall mit den dann eventuell nachfolgenden therapeutischen Biospritzen, den Lasertherapien oder sonstigen weiteren gezielten Behandlungsmaßnahmen verwechseln!

Gerade in der häufig überreizten iliosakralen Hüftspalte, aber auch an den oft überlastet gereizten Wirbelgelenken zeigt sich bereits nach einer Testinfiltration schon ein über Wochen bzw. Monate anhaltender lindernder Effekt.

Zeigt eine Testspritze aber überhaupt keine, oder eine nur sehr geringe Wirkung, trägt die zunächst verdächtig erscheinende Struktur eben doch nicht, oder nur in geringem Maße, zum Schmerzgeschehen bei. Dies ist besonders auch bei der bereits schon zentralnervös chronifizierten Schmerzkrankheit der Fall.

Positiv wirkende örtliche Test-Spritzen können als „Bio-Spritzen“ an die jeweiligen Wirbel- und Kreuzdarmgelenke, an Nervenwurzeln und Bandscheibenfassringe im Abstand von mehreren Wochen mit verschiedenen, speziellen naturheilkundlich bewährten Substanzen und vor allem auch mit speziell aufbereitetem Eigenblut (PRP/ACP) zwei- bis vier Mal wiederholt werden. Gleichzeitig können Patienten dann auch mit einem besonderen sensomotorischen 4D-Training anfangen.

Behandlung mit PRP

Die Verwendung von speziell aufbereitetem Eigenblut (Platelet-Rich-Plasma PRP) aus dem Patientenblut kann, direkt vor der bildgesteuerten Injektion (Einspritzung) entnommen und aufbereitet an/in die Bandscheibe, in den Rückenmarkskanal, an eine gereizte Nervenwurzel des Ischias sowie an/in Wirbel- und Kreuzdarmbeingelenke gespritzt werden. Es handelt sich um eine zwar noch relativ neue, mittlerweile aber rasch zunehmend, sich etablierende Therapieoption. Das so aufbereitete Blutplasma enthält körpereigene, vitale Zellen, Eiweiß-Stoffe und bioaktive Zellbotenstoffe in hoher Konzentration, die bei bildgesteuerter Einspritzung an den definierten Stellen eine örtlich regenerative Reaktion stimulieren sollen.

„Eigenblut-Spritzen“ mit Platelet-Rich-Plasma PRP oder auch Autologous-Conditioned-Plasma/ACP, werdenn - wie alle anderen bildgesteuert gezielten „Biospritzen“ mit naturheilkundlich bewährten Substanzen - von den gesetzlichen Krankenkassen sowie der Beihilfe allerdings noch nicht, von den verschiedenen Privatversicherungen oft nur teilweise erstattet. Über die Indikation und Risiken wird Sie Ihr behandelnder Facharzt natürlich noch ausführlich persönlich beraten

Die „Diskografie“, d.h. die Einspritzung von Kontrastmittel in eine auch im Kernspin MRT für suspekt befundene Bandscheibe steht meistens erst ganz am Ende sämtlicher bildgesteuerter, dokumentierter diagnostischer Einspritzungen. Seit Jahren wird die „Bandscheibenspritze“ direkt in die Bandscheibe selbst und zunehmend häufiger noch vor Eingriffen an den Bandscheiben wie z.B. Lasertherapien, Hydrogel-Sticks, PRP/ADCT sowie operativen Wirbelversteifungen Spondylodesen, angewendet.

Biologische physikalische Therapiemöglichkeiten

Biologische Physikalische Therapieoptionen, wie etwa die hochenergetische Extrakorporelle Stoß-Wellen-Therapie ESWT an den iliosakralen Faszien, d.h. den Faszien am Kreuzbein und am Darmbein, sowie an den Wirbelgelenken des unteren Rückens, an der Hüfte und an den unteren Extremitäten bis zur Fußsohle können gerade auch nach solchen „Biospritzen“ sofort anschließend zur weiteren myofaszialen Regeneration/Rejuvenation und geschmeidigen Kräftigung angewendet werden.

Das spezielle 4D-Training

4D-Training und Powerwalking zur propriozeptiven/sensomotorischen Stabilisation von Becken und Rumpf nach Biospritzen/ACP und ESWT stellt eine optimale Ergänzung zur Corestabilisierung der Körpermitte vor allem dann dar, wenn z.B. kräftigendes Medical-Yoga oder Pilates-Training aus den verschiedensten Gründen nicht mehr oder nur eingeschränkt durchführbar sind.

Ein Training der neurovegetativen Balance zwischen den Gegenspielern Sympathikus und Parasympathikus/Vagus sowie die „Ruhe-Tönung“ zur „Stabilisierung der Mitte“, aber auch Infusionsprogramme mit bestimmten Vitalstoffinfusionen können die Regenerationsphase speziell auch nach Biospritzen und Lasertherapien sehr gut beschleunigen.

Das konsequent aufbauende 4D-Training sollte nur unter physiotherapeutischer und fachärztlicher Anleitung und Kontrolle einschließlich der personalisierten Überwachung der Vital-Daten (4D-Analysen, Labor, Biosensorik) möglichst langfristig konzipiert werden.

Fazit

Biospritzen, Lasertherapien und 4D-Training bieten - auch ohne Operation - ein großes Potential in der Präventions- und Regenerationsmedizin vieler durch Fehl- und Überlastung oder auch durch Veranlagung und vorzeitigen Verschleiß entstehender spezifischer Schmerzen in Hüfte und Rücken.

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