Artikel 27/01/2017

Schnell wieder beweglich: Ziele der Frühmobilisation

Team jameda
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Kein Patient sollte länger als 72 Stunden still liegen. Lesen Sie hier, wieso die Frühmobilisation wichtig ist und wie sie durchgeführt wird.

Definition: Was ist Frühmobilisation?

Wenn ein Mensch plötzlich sehr krank wird, so dass er sich nicht bewegen kann oder darf, wie zum Beispiel nach einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder einem schweren Unfall, sollte er nicht länger als 72 Stunden völlig bewegungslos im Bett liegen bleiben. Das ist besonders wichtig bei Patienten auf der Intensivstation und bei beatmeten Patienten.

Wieso ist die Frühmobilisation wichtig?

Der wichtigste Grund, einen bettlägerigen Patienten frühzeitig zu mobilisierten, ist das Risiko einer tiefen Beinvenenthrombose und einer Lungenembolie.

Bei einer tiefen Beinvenenthrombose verschließt ein Blutgerinnsel eine tiefe Vene im Bein. Es kann vom Blutstrom weggeschwemmt werden und ein Gefäß in einem anderen Organ verstopfen. In diesem Fall wird die Gefäßverstopfung „Embolie“ genannt und ist eine der gefürchtetsten Folgen einer Venenthrombose, insbesondere wenn ein Lungengefäß betroffen ist.

Weitere Vorteile der Frühmobilisation sind die Anregung des Herz-Kreislaufsystems, die Sekretmobilisation, die kürzere Liegedauer auf der Intensivstation und die reduzierten Kosten des Krankenhausaufenthalts.

Wie mobilisiert man einen Patienten frühzeitig?

Das Ziel der Frühmobilisation ist, den Betroffenen möglichst schnell möglichst beweglich zu machen. Dafür gibt es verschiedene Methoden:

  • Die passive Mobilisation besteht aus verschiedenen Lagerungen, ohne dass der Betroffene mitwirkt. Zum Beispiel kann der Patient auf 30 Grad aufgerichtet und danach 30 Grad nach rechts auf dem Bett platziert werden.
  • Die assistierende Mobilisation bedarf der Zusammenarbeit des Patienten mit dem Pfleger, um die Lagerung zu wechseln.
  • Bei der aktiven Mobilisation übernimmt der Betroffene die körperliche Anstrengung selbst, wobei er vom Pfleger angeleitet wird.

Wann ist die Frühmobilisierung schwierig oder nicht möglich?

Einschränkende Faktoren:

  • offene Frakturen
  • künstliche Beatmung
  • extrakorporale Verfahren, wenn große Geräte außerhalb des Körpers angebracht werden müssen, wie die extrakorporale Lungenunterstützung oder Kreislaufunterstützungssysteme
  • erhöhter Druck im Schädel
  • Säuglinge und Kleinkinder, die Anleitungen nicht folgen können
  • keine Kooperation des Patienten
  • Personalmangel
  • mangelnde Ausstattung

Auch bei einer Reanimination kann ein Patient nicht frühzeitig mobilisiert werden, d.h. bei der  Durchführung von Maßnahmen, die einen Atem- und Kreislaufstillstand beenden sollen, oder wenn er instabile Wirbelsäulenfrakturen hat. Dann ist nicht einmal die Seitenlage auf 30 Grad möglich.

Fazit

Die Frühmobilisation ist sehr wichtig, damit keine tiefe Beinvenenthrombose und keine Lungenembolie auftreten. Einfache Maßnahmen wie die Seitenlage auf 30 Grad können helfen, bettlägerige Patienten beweglicher zu machen.

Quellen

  • Tagalakis V, Patenaude V, Kahn SR, Suissa S: Incidence of and mortality from venous thromboembolism in a real-world population: The Q-VTE Study Cohort. Am J Med 2013; 126: e13–23
  • Silverstein MD, Heit JA, Mohr DN, Petterson TM, O´Fallon WM, Melton WM: Trends in the incidence of deep vein thrombosis and pulmonary embolism: a 25-year population-based study. Arch Intern Med 1998; 158: 585–93
  • Alikhan R, Peters F, Willmitt R, Cohen AT: Fatal pulmonary embolism in hospitalized patients: a necropsy review. J Clin Pathol 2004; 57: 1254–7
  • Sandler DA, Martin JF: Autopsy proven pulmonary embolism in hospital patients: are we detecting enough deep vein thrombosis? J R Soc Med 1989; 82: 203–5
  • Geerts WH, Pineo GF, Heit JA, et al.: Prevention of venous thromboembolism: the Seventh ACCP Conference on Antithrombotic and Thrombolytic Therapy. Chest 2004; 126 (3 Suppl): 338S–400S

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