Artikel 02/02/2020

Arthrose: Von der Prävention bis zur konservativen Behandlung

Team jameda
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Im jameda-Orthopädentipp erfahren Sie, mit welchen konservativen Verfahren sie der Gelenkerkrankung Arthrose am besten begegnen. Außerdem klärt er über Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen auf.

So schützt uns die Elastizität des Knorpelgewebes vor Schmerzen

Die Kontaktflächen der Gelenke werden von Knorpelgewebe überdeckt, sodass während der Bewegung möglichst wenig Reibung zwischen den Gelenkpartnern entsteht. Knorpelgewebe ist elastisch, stoßdämpfend und reibungsarm. Es besteht aus einer Substanz (Matrix), die über ihre Proteine (Kollagene) große Mengen von Wasser binden kann. Hierin eingebettet liegen die Knorpelzellen, die die Kollagenfasern herstellen.

Knorpel ist nicht durchblutet und nicht regenerationsfähig. Er ist nervenfrei und daher nicht schmerzempfindlich. Das bedeutet, dass der Knorpelschaden selber keine Schmerzen verursacht. Er weist auch keine Heilungsfähigkeit auf und schreitet daher immer weiter fort. Die Knorpelelastizität schützt den unter dem Knorpel liegenden Knochen vor schmerzhafter Überlastung.

Arthrosetherapie: Die Behandlung von Knorpelschäden und -verschleiß

Knorpelgewebe wird ausschließlich durch die Gelenkflüssigkeit ernährt, die von der Gelenkschleimhaut gebildet wird. Mit fortschreitendem Alter oder bei übermäßiger Belastung verliert die Knorpelschicht ihre Elastizität. Sie wird spröde und bekommt Risse.

Die Behandlung von Knorpelschäden richtet sich nach Ursache, Symptomatik, Lokalisation und Ausmaß des Knorpelschadens.

Die Arthrose ist ein natürlicher Verschleißprozess, der alle Gelenke befallen kann. Es kommt hierbei zunächst zum Knorpelverschleiß. Da der Knorpel nicht regenerationsfähig ist, sind die einmal aufgetreten Schäden irreversibel.

Diese Ursachen kommen bei Entstehung der Arthrose infrage

Arthrose hat verschiedene Ursachen. Mit zunehmendem Alter tritt sie immer häufiger auf. Die Erkrankung beginnt schleichend. Infrage kommen

  • der allgemeine im Alter zunehmende Gelenkverschleiß,
  • Verletzungen,
  • sportliche und berufliche Überlastung,
  • Übergewicht,
  • Bewegungsmangel,
  • Rheuma,
  • hormonelle Faktoren oder
  • vererbbare Minderbelastbarkeit des Knorpelgewebes.

Ist Arthrose immer schmerzhaft? Ruhende und aktivierte Arthrose

Arthrose muss auch in einem sehr fortgeschrittenen Stadium nicht schmerzhaft sein. Selbst wenn Röntgen- und MRT-Untersuchung einen schweren Knorpelschaden oder sogar den völligen Knorpelverlust belegen. Man unterscheidet daher eine ruhende Arthrose, d. h. eine nicht schmerzhafte, von einer aktivierten Arthrose, die mit deutlicher Schmerzsymptomatik einhergeht.

Symptome der Arthrose können sich in Anlaufbeschwerden nach Ruhephasen, Belastungs-, Bewegungs- oder gar Ruheschmerzen äußern. Sie können einhergehen mit

  • Empfindlichkeit auf Wärme oder Kälte,
  • Bewegungseinschränkung,
  • Wetterfühligkeit,
  • schmerzhaften Gelenkgeräuschen und Schwellungen sowie
  • einem Gelenkerguss.

Ziel: Nicht schmerzhafte bzw. kaum schmerzhafte Arthrose

Ziel der ärztlichen Therapie ist es von einer aktivierten schmerzhaften Arthrose zu einer ruhenden Arthrose, d. h. einer nicht schmerzhaften bzw. kaum schmerzhaften Arthrose zu kommen. Dabei ist von Bedeutung, ob ein akuter oder chronischer Schmerz zu behandeln ist. Bei akuten Beschwerden ist eher mit einem rascheren Therapie-Erfolg zu rechnen als bei meist schon über Jahre bestehenden chronischen Schmerzen.

Arthroseprävention: Bewegung, Ernährung & Co.

Zur Prävention ist Bewegung besonders wichtig. Für die Knorpelernährung in den Gelenken geschieht das aufgrund des Wechselspiels von Belastung und Entlastung. Denn während der Belastung werden verbrauchte Stoffe aus dem Knorpel herausgepresst. In der Entlastungsphase wird hingegen neue Gelenkschmiere mit frischen Nährstoffen im Gelenkspalt verteilt.

Von einer gesunden Ernährung profitiert über einen gut funktionierenden Stoffwechsel auch das Knorpelgewebe. Nahrungsmittel die eine erhöhte Harnsäure verursachen, sollten vermieden werden. Denn es können sich Gichtkristalle in Gelenken bilden, die zu Entzündungen und Knorpelabbau führen können.

Achtung vor den Risikofaktoren: Rauchen und Übergewicht

Rauchen sollte unterlassen werden. Es ist bekannt, dass die in Zigaretten enthaltenden Schadstoffe zu Gefäßverengungen und damit zu einer geringeren Sauerstoffzufuhr im Gewebe führen. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Ergebnisse von Knorpeloperationen bei Rauchern schlechter sind als bei Nichtrauchern.

Übergewicht ist bei der frühzeitigen Entstehung von Knorpelschäden und der Entwicklung eines schmerzhaften Gelenkverschleißes ein zentraler Punkt und sollte daher unbedingt vermieden bzw. reduziert werden.

Auch die Unfallprävention spielt eine Rolle

Das Risiko unfallbedingter Knorpelschäden kann durch entsprechende Schutzmaßnahmen deutlich reduziert werden. Z. B. durch das Tragen von Protektoren. Auf eine gute Technik bei der Sportausübung sollte geachtet werden, um Verletzungen zu vermeiden. Verschiedene Sportverbände wie der DFB haben spezielle Verletzungs-Präventionsprogramme entwickelt, um die Verletzungszahlen der Spieler gering zu halten.

Gegen familiär bedingte Knorpelschäden, die auch oftmals in einem Gelenkverschleiß enden, gibt es noch keine wirklich wirksame Prävention. Besteht jedoch der Nachweis eines frühzeitig überdurchschnittlichen Verschleißes der Gelenke, sollten Sportarten mit Spitzenbelastungen vermieden werden.

Spezialisierte Behandler und konservative Therapien können helfen

Im Falle anhaltender Gelenkschmerzen und Schwellungen auch über 2-3 Wochen nach einer Belastung/Trauma sollte ein Spezialist kontaktiert werden.

Die konservative Therapie, d. h. nicht operative Behandlung, umfasst den Einsatz von Medikamenten, Hilfsmitteln sowie krankengymnastische und physikalische Maßnahmen. Schmerzlindernde Medikamente sind Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Novaminsulfon, Tramadol, Tilidin und betäubungsmittelpflichtige Medikamente wie Morphinpräparate (Opioide).

Die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) haben zusätzlich noch eine entzündungshemmende Wirkung. Hierzu gehören beispielsweise Ibuprofen, Diclophenac und Naproxen. Kortison (Steroid) ist ein sehr stark entzündungshemmendes Medikament. Es wirkt durch die Minderung der Entzündung auch schmerzlindernd.

Kortisonpräparate werden bei schwereren entzündlichen Phasen der Arthrose empfohlen und üblicherweise durch Injektionen in oder an das Gelenk oder auch in Tablettenform verabreicht. Wenn die genannten Medikamente nicht ausreichend schmerzstillend bzw. entzündungshemmend sind, werden Opioide empfohlen.

Welche Rolle spielen Nahrungsergänzungsmittel und andere Präparate?

Die OARSI (Osteoarthritis Research Society International), die weltweit forschende Gesellschaft mit dem Themenschwerpunkt Arthrose, stuft Nahrungsergänzungsmittel wie Glukosamin- und Chondroitinsulfat als wenig effektiv ein. Die wissenschaftliche Datenlage beschreibt sehr unklare Effekte. Die auf dem Markt befindlichen Präparate mit Inhaltsstoffen wie Zink, Selen, Vitamin C etc. können bis dato keinen wissenschaftlich haltbaren Effekt erzielen.

Behandlung mit Hyaluronsäure

Durch die Behandlung mit Hyaluronsäure kann eine Verbesserung der visko-elastischen Eigenschaften der krankhaften Gelenkflüssigkeit erreicht werden. Der visko-elastische Schutz lindert den Schmerz und verbessert die Belastbarkeit des Gelenkes. Das verbessert wiederum die Beweglichkeit und normalisiert den Gelenkstoffwechsel.

PRP-Therapie

Biologische Therapiemaßnahmen mittels PRP-Injektionen (PRP=Platelet Rich Plasma) enthalten eine Behandlung mit körpereigenen Wachstumsfaktoren, um einen Regenerationsprozess einzuleiten. Hierbei wird körpereigenes, thrombozytenreiches Plasma aus dem Patientenblut gewonnen und in das Gelenk gespritzt.

Thrombozyten oder Blutplättchen spielen eine wichtige Rolle in der Blutgerinnung und enthalten wichtige Wachstumshormone. Deren Wirkung macht man sich mit der PRP-Therapie zu nutze, indem sie am Ort der Injektion Selbstheilungs- und Regenerationsprozesse einleiten. Sie aktivieren verschiedene Zelltypen (Stammzellen, Chondrozyten, Osteoblasten) und produzieren Kollagen und Proteoglykanen (Grundbaustoffe des Knorpels).

Interleukin-Therapie

Bei der Interleukin-Therapie wird mit Hilfe spezieller Blutabnahmeröhrchen ein Serum mit erhöhten Konzentrationen körpereigener Entzündungshemmer hergestellt. Dieses Serum wird in die betroffene Region (Gelenk oder Wirbelsäule) gespritzt. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Interleukin-Therapie wurde in verschiedenen kontrollierten klinischen Studien nach internationalen Standards untersucht und nachgewiesen.

Hilfsmittel: Orthesen, Bandagen und Schuheinladen

Bei der Behandlung der Arthrose mit Hilfsmitteln kommen unter anderem Orthesen (Gelenkschienen) zum Einsatz, die einen schmerzhaften Gelenkanteil gezielt entlasten. Orthesen werden auch in der Rehabilitation von Knorpelverletzungen, z. B. nach Operationen, eingesetzt. Bandagen haben eher einen komprimierenden als entlastenden Effekt.

Der Therapieerfolg mit Orthesen und Bandagen ist bei übergewichtigen Menschen insgesamt als schlechter einzuschätzen. Auch Schuheinlagen können bei milden Beschwerden von Arthrosen im Bein-/Hüftbereich eine Linderung erzielen. Das Gleiche gilt für Pufferabsätze die zur Dämpfung eingesetzt werden können.

Krankengymnastik zur Verbesserung der Beweglichkeit

Mit Krankengymnastik kann auch eine Besserung der Koordination und des Gleichgewichts erreicht werden. Hinzu kommt noch die Anleitung zum richtigen Umgang mit Hilfsmitteln wie Gehstock oder Rollator.

Bei der Arthrose, aber auch nach Gelenkeingriffen, kommt es zu einer zunehmenden Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenks. Des Weiteren zu Verkürzungen der umliegenden Weichteile und zur Verschmächtigung der Muskulatur. Krankengymnastik, auch in Verbindung mit physikalischer Therapie, kann zur Verbesserung der Beweglichkeit beitragen, die Muskulatur kräftigen und Weichteile dehnen. Sie kann akute und chronische Schmerzen lindern und die Gelenkfunktion verbessern.

Bewegung ohne Belastung ist der Schlüssel

Generell gilt: Arthrose muss bewegt werden, Ruhigstellung ist fatal. Bewegung ohne Belastung wie Heimtrainer oder Fahrradfahren und Schwimmen sind die wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche konservative Therapie.

Je nach Situation kommen bei der Arthrosebehandlung oder nach Gelenkoperationen im Rahmen der physikalischen Therapie

  • Kälte- oder Wärmebehandlung,
  • Elektrotherapie,
  • Ultraschallbehandlung,
  • Massage und Wassergymnastik

einzeln oder kombiniert zur Anwendung.

Sie wirken abschwellend und schmerzlindernd, verbessern den Gelenkstoffwechsel und haben einen positiven Effekt auf das Unterhautgewebe und die Weichteile und tragen so zur Verbesserung der Gelenkfunktion bei.

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