Artikel 25/12/2014

Achillodynie - Schmerzen in der Achillessehne. Was kann man tun?

Dr. med. Markus Klingenberg Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
Dr. med. Markus Klingenberg
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
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Immer wieder Schmerzen, Schwellung, Überwärmung der Achillessehne, Druckempfindlichkeit und eine tastbare Verdickung der Achillessehne, ohne dass ein akuter Unfall vorliegt - so beschreiben Patienten und Sportler ihrem Arzt die Symptome einer Achillodynie. Übersetzt bedeutet es zuerst einmal nur, dass die Achillessehne entzündlich verändert ist und schmerzt, ohne das, damit die eigentliche Ursache der Beschwerden beschrieben wird. In den letzten Jahrzehnten haben Überlastungsschäden der Achillessehne deutlich zugenommen. Zurückgeführt werden kann das unter anderem auf eine erhöhte Freizeitaktivität der Bevölkerung. Eine verminderte Beweglichkeit, hohe Trainingsumfänge, ungeeignetes Schuhwerk, alte Sportverletzungen - die Gründe für chronische Achillessehnenbeschwerden sind sehr vielfältig. Da Sehnengewebe eine vergleichsweise lange Regenerationszeit besitzt, die Ursachen der Beschwerden nicht immer direkt eindeutig feststehen und wir die Füße täglich belasten, erfordert die Achillodynie ähnlich wie andere Sehnenbeschwerden oft viel Geduld seitens des Patienten.

Die Diagnose und Therapie einer Achillessehnenruptur ist vergleichsweise einfach. Abhängig von der Rissform und Größe, von den Therapiemöglichkeiten des behandelnden Arztes und von der Einstellung des Patienten wird eine Ruptur operativ oder konservativ versorgt. Beiden Ansätzen gemeinsam ist die Entlastung und die Versorgung des Patienten mit einer geeigneten Orthese.

Bestehen jedoch chronische Schmerzen in der Achillessehne, ohne dass ein größerer Riss diagnostiziert werden kann, so ist eine eindeutige Therapieempfehlung schon etwas schwieriger. Verschiedene Injektionen, manuelle Therapie, Taping, exzentrisches Krafttraining, Faszientraining, die Einnahme oraler und lokaler Entzündungshemmer, Stoßwellentherapie, ‘Dry Needling’ und weitere Verfahren werden mit unterschiedlichem Erfolg einzeln oder kombiniert eingesetzt.
Entscheidend ist neben der klinischen Untersuchung eine gute Bildgebung mit einem Ultraschall oder MRT, die dem Arzt hilft, Strukturveränderungen in der Sehne qualitativ und quantitativ zu erfassen. Gleichzeitig können umgebende Schleimbeutelentzündungen und symptomatische Überbeine (z.B. eine Haglund Exostose) gut erfasst werden.

Ab einem gewissen Ausmaß der Degeneration innerhalb der Sehne in Verbindung mit ausgeprägten peritendinösen Narben, die das Gleitverhalten der Sehne beeinträchtigen, sollte frühzeitig die Entscheidung zu einer operativen Therapie erfolgen. Über einen kleinen medialen Schnitt kann degeneriertes Sehnengewebe entfernt werden, die Vernarbungen können schonend gelöst werden und bei Bedarf kann die Sehne mit körpereigenem Material (z.B. der Plantarissehne) oder einer Membran verstärkt werden. Ergänzend ist über den kleinen Schnitt auch eine Beurteilung der Sehne im Verlauf mit einem Arthroskop möglich. Man spricht dann von einer ‘Tenoskopie’. So können auch Narben, die weiter entfernt liegen diagnostiziert und schonend gelöst werden. Die Sehne kann anschließend wieder frei gleiten. Wird dieser Schritt übergangen, besteht die Gefahr, dass der Patient nach kurzer Zeit erneut unter Beschwerden an der Achillessehne leidet. Die Sportpause nach einem solchen Eingriff beträgt abhängig vom Ausmaß der Sehnenschädigung und der Sportart 3-6 Wochen.

Eine kompetente Sportberatung mit Anleitung zu sinnvollen Eigenübungen und eine gute Schuhversorgung des Patient/Sportlers sind selbstverständlich Teil einer guten konservativen und operativen Therapie.

Literatur
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