Artikel 02/02/2017

Fersensporn: Was tun, wenn Fersenschmerzen nicht weggehen?

Dr. med. Marco Gassen Arzt, Sportmediziner, Chirotherapeut
Dr. med. Marco Gassen
Arzt, Sportmediziner, Chirotherapeut
fersenschmerzen-gehen-nicht-weg-was-tun

Sie leiden seit langem unter Fersenschmerzen und haben bereits verschiedene Behandlungen mit unterschiedlichen Ergebnissen hinter sich? Bei einigen Betroffenen können Fersenschmerzen erfolgreich mit Osteopathie behandelt werden, bei Anderen helfen bereits Einlagen oder die Stoßwellen-Therapie. Es kann jedoch auch vorkommen, dass sich die Beschwerden nur gering oder gar nicht verbessern - selbst eine Verschlechterung durch die falsche Behandlung ist möglich. Doch woran liegt das?

Falsche Diagnose

Der entscheidende Fehler entsteht bereits im Rahmen der ersten Diagnosestellung. Entweder erfolgt die Diagnose nur aufgrund der lokalen Schmerzen oder anhand eines Röntgenbildes. In vielen Fällen wird dieser „Fersensporn“ zufällig entdeckt, z.B. wenn aus einem anderen Grund ein Röntgenbild vom Fuß angefertigt wird. Die im Röntgenbild auffallende Kalkablagerung im Ansatzbereich der Sehne ist zunächst jedoch ohne Bedeutung. Sie lässt lediglich darauf schließen, dass hier eine Entzündung mit Kalkablagerung stattgefunden hat. Die Kalkablagerung entsteht jedoch über Monate oder Jahre und liegt oftmals bereits lange zurück - in vielen Fällen erinnern sich Betroffene deshalb nicht mehr an Fersenschmerzen.

Wenn die Entzündung abgeklungen ist, bleibt der Kalk im Sehnenansatz, eine fortbestehende Reizung oder gar Schmerzhaftigkeit geht von ihm dann nicht mehr aus.

Fazit: Der im Röntgenbild zu sehende knöcherne Fersensporn ist zumeist ohne Bedeutung!

Ursache der Schmerzen

Zumeist entsteht die Entzündung im Ansatz der Sehne im Übergang zum Knochen. Um die Entzündung der Sehne zu behandeln, ist es vor allem wichtig, den Grad der Entzündung festzustellen.

Allgemein gilt

Je größer die Entzündung ist, desto mehr Entlastung benötigt der Fuß. Dies erklärt auch, warum bestimmte Behandlungen schmerzverstärkend wirken. Wird die stark entzündete Sehne mit Stoßwellen oder intensiven Massagen behandelt, kann sich die Entzündung und damit der Schmerz extrem verstärken.

Ist der Patient trotz der Beschwerden weiterhin sportlich aktiv, kann es im ungünstigsten Fall sogar zu einem Riss oder Teilriss der Sehne kommen.

Chronische Fersenschmerzen

Der zweite Fehler betrifft Patienten und Behandler zugleich. Oft wird zu lange gewartet und auf eine Besserung gehofft. Sehnenentzündungen - hier ganz besonders die Entzündung der langen Fußsohlensehne - bergen ein großes Risiko für einen chronischen Krankheitsverlauf.

Diagnostik im Ultraschall

Es ist deshalb wichtig, von Beginn an die richtige Strategie festzulegen. Bei jedem Fersenschmerz kann schnell über eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden, ob und wie stark die Sehne verdickt ist (s. Bild). Wenn „nur“ leichte Schmerzen bestehen und im Ultraschall keine Verdickung oder Entzündung der Sehne auffällt, können Sie beruhigt abwarten und z.B. ein leichtes Exzentriktraining beginnen.

Zeigt sich im Ultraschall aber eine Verdickung der Sehne, ist Vorsicht angesagt. Wahrscheinlich besteht die Reizung dann schon länger und nicht erst seitdem die Schmerzen auftreten. In dem Fall sollte eine genaue Untersuchung erfolgen, um den Grad der Entzündung zu bestimmen. Mit den Ergebnissen kann dann eine stadiengerechte Behandlung erfolgen.

Von Anfang an müssen zudem Fehlbelastungen berücksichtig werden - sonst ist es wie bei einem Auto mit verstellter Spur, Reifenwechsel allein behebt nicht das Problem!

Fazit

  • Bei Fersenschmerzen von Anfang an genau hinschauen!
  • Keine Behandlung ohne Ultraschalldiagnostik - bei länger anhaltenden Beschwerden MRT ergänzen!
  • Stadienbezogen konsequente Behandlung:
  1. Bei fehlender Entzündung: Gezielte Dehnungsübungen und Training sowie Dehnen der Wade!
  2. Bei Entzündung: Entlastung und Vermeidung von schmerzhaften Belastungen
  3. Konsequente Kontrollen des Therapieverlaufes: Bei fortbestehenden Beschwerden zusätzliche Behandlungsmethoden, gegebenenfalls Injektionen (Zellen aus Eigenblut, Botulinumtoxin, Proliferationstherapie), kein Cortison!

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.