Artikel 26/01/2019

Periimplantitis: Anzeichen, Entstehung & Behandlung mit Antibiotika

Team jameda
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Eine Periimplantitis ist eine ernsthafte Erkrankung der das Implantat umgebenden Strukturen.
Klinisch erkennt man sie oft daran, dass um das Implantat Eiter aus dem Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn austritt oder die Gegend um das Implantat zieht bzw. schmerzt. Gelegentlich sieht man auch plötzlich das Metall des Implantates aus dem Zahnfleisch kommen.

Welche Merkmale kennzeichnen eine Periimplantitis?

Die Periimplantitis unterscheidet sich klinisch in der Regel kaum von einer Parodontitis. Bei beiden Erkrankungen baut sich der Knochen bis zum Verlust des Zahnes bzw. des Implantates ab. Bei einer Parodontitis zeigt der Zahn ab einem gewissen Knochenabbau meistens Lockerungsgrade und wird beweglich.

Bei einer Periimplantitis hingegen ist das betroffene Implantat oftmals bis zum fast vollständigen Knochenverlust unbeweglich.

Es ist wichtig, die Periimplantitis von ihrem Vorläufer, der Mukositis, abzugrenzen. Besteht der Verdacht auf eine Periimplantitis, misst der Zahnarzt zunächst die Tasche – den Spalt zwischen Zahnfleisch und Implantat – und fertigt ein Röntgenbild an.

Wenn sich neben den vertieften Taschen auch der Knochen um das Implantat abgebaut hat, handelt es sich um eine Periimplantitis.

Der Knochenabbau kann horizontal aber auch vertikal und dies sogar in einem engen Spalt um das Implantat verlaufen.

Wie entsteht eine Periimplantitis?

Auslöser für eine Periimplantitis sind in der Regel Zahnbeläge mit den darin befindlichen Bakterien. Aber auch z. B. eine nicht oder nicht ausreichend behandelte Parodontitis eventuell noch vorhandener Zähne kann ein Auslöser für die Erkrankung sein.

Folgende Faktoren begünstigen eine Periimplantitis:

Weitere Ursachen können sein:

  • nicht vollständig entfernter Zement um den Implantataufbau beim Einsetzen einer Krone oder Brücke
  • das Implantat ist für die Reinigung nicht erreichbar durch zu dicke Kronen/Brücken
  • austretende Bakterien durch Pumpeffekt bei zweiteiligen Implantatsystemen
  • zu tief in den Knochen gesetzte Implantate

Wie wird eine Periimplantitis behandelt?

Die Therapie sieht eine gründliche Reinigung der Implantatoberfläche und des eventuell vorhandenen Bindegewebes vor.

Da die Implantatoberfläche nicht nur rau ist, sondern oftmals auch aus einem Schraubengewinde besteht, ist diese Reinigung mit Scalern und Küretten (wie bei der Parodontitis) nur unzureichend machbar.

Es ist ratsam, das Zahnfleisch dazu um das Implantat herum aufzuklappen. Das ermöglicht dem Behandler, die Implantatoberfläche inklusive möglicher Schraubenwindungen z. B. mit einem Pulverstrahlgerät gründlich zu reinigen. Auch die Entfernung des vorhandenen Bindegewebes ist wichtig.

Wenn die Periimplantitis mit einem Knochenabbau einherging, ist nun ein Knochenaufbau mit Knochenersatzmaterial möglich.

Der Erfolg der Behandlung hängt ab von:

  • noch vorhandener Festigkeit des Implantates
  • Umfang des Knochenabbaus
  • möglichst lückenloser Reinigung der befallenen Implantatoberfläche
  • möglichen Sekundärerkrankungen, z. B. Diabetes, Parodontitis
  • möglichem Tabakkonsum
  • möglicher Bestrahlung/Chemotherapie
  • sehr guter Mundhygiene
  • engmaschigem Recall mit professioneller Reinigung

Diese Therapie eignet sich jedoch nicht bei allen Periimplantitis-Fällen. Etwa dann, wenn das Implantat schon leicht beweglich ist. Aber auch, wenn der Knochen an der Implantatoberfläche vertikal ganz schmal Substanz verloren hat. Dann kommt eine Entfernung des Implantats infrage. Die Entfernung ermöglicht dem Behandler den Knochen aufzubauen und anschließend ein neues Implantat einzusetzen. Es ist aber auch eine Versorgung ohne Implantate möglich.

Kann ein Antibiotikum bei der Periimplantitis helfen?

Eine antibiotische Therapie ist in der Regel nicht sinnvoll. Zum einen wird dadurch nicht der auslösende Belag (Plaque) entfernt. Dies ist aber eine Grundvoraussetzung für einen möglichen Therapieerfolg.

Zum anderen ist bei einer Periimplantitis in der Regel ein anderes Keimspektrum vorhanden als bei einer Parodontitis.

Insbesondere fehlt meistens der Keim Aggregatibacter actinomycetemcomitans, der eventuell eine Antibiotikatherapie rechtfertigen würde.

Will man sichergehen, nimmt man vor der Therapie eine Bakterienprobe aus der Zahnfleischtasche und lässt diese im Labor auf Aggregatibacter actinomycetemcomitans untersuchen.

Blind, ohne vorherige Untersuchung, sollte man hier kein Antibiotikum geben.
Dies auch unter dem Gesichtspunkt, dass die antibiotikaresistenten Keime immer mehr zunehmen.
Man sollte daher diese Therapie auf die wirklich notwendigen Fälle beschränken und dann auch in Menge und Zeit ausreichender Dosis therapieren.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Antibiotika oder z. B. Chlorhexidin die Therapie bei der Behandlung der Periimplantitis nicht verbesserten.

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