Artikel 17/11/2016

Krebs und andere Krankheiten im Mund- und Rachenraum

Dr. med. dent. Magdalena Makuch Zahnarzt
Dr. med. dent. Magdalena Makuch
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Ein kleiner Pickel an der Zunge, weiße Beläge der Wangen oder eine kleine Wunde, die einfach nicht ausheilen will - viel zu selten nehmen Patienten die Veränderungen in der Mundhöhle ernst und stellen sich bei ihrem Zahnarzt vor. Sie warten lieber ab - in der Hoffnung, dass die Stelle von selbst verschwindet.

Häufig bemerken Patienten die Veränderungen der Schleimhäute aber auch gar nicht, da die Erkrankung keinerlei Symptome mit sich zieht und somit nicht auffällt.

Die Bandbreite der Erkrankungen, die im Mund entstehen oder die Allgemeinerkrankungen, die nur in der Mundhöhle sichtbare Symptome erzeugen, ist groß. Das Problem ist, dass sie häufig viel zu spät erkannt und therapiert werden.

Regelmäßige Kontrollbesuche

Im Rahmen der zahnärztlichen Kontrolle werden nicht nur Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch begutachtet. Der Zahnarzt inspiziert die gesamte Mundhöhle und überprüft darüber hinaus auch die Lymphknoten der Halsregion.

Sollten sich hierbei Auffälligkeiten darstellen, besteht erst einmal kein Grund zur Panik. In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Veränderungen, die tatsächlich von selbst wieder abklingen oder mit Hilfe einer Salbe erfolgreich behandelt werden können. Die häufigsten Beispiele hierfür sind:

  • Verletzungen durch Nahrung oder heiße Getränke
  • Verletzungen durch akutes oder chronisches Wangen- oder Lippenbeißen
  • Herpes
  • Aphten
  • Pilzinfektionen bei Prothesenträgern
  • Veränderungen durch Medikamente oder Hormonumstellungen etc.

Welche Veränderungen im Mundbereich sollten unbedingt abgeklärt werden?

Andere Mundschleimhautveränderungen hingegen bedürfen einer genauen Abklärung durch einen Spezialisten. Vor allem weiße, nicht abwischbare Veränderungen in der Mundhöhle sollten stets genau überprüft werden, da es sich hierbei um Autoimmunerkrankungen oder sogar Krebsvorstufen handeln könnte.

Der orale Lichen beispielsweise zeigt ein typisches klinisches Bild und kann meist ohne weitere Untersuchungen diagnostiziert werden. Das tückische an dieser Erkrankung ist, dass sie intraoral meist keinerlei Beschwerden verursacht, sich jedoch nach Jahren in ein Plattenepithelkarzinom, also Mundkrebs, umwandeln kann.

Leukoplakie

Eine andere weiße Veränderung, die immer wieder beobachtet wird, ist die so genannte Leukoplakie. Definitionsgemäß stellt jede weiße, nicht abwischbare Veränderung der Mundhöhle, die keiner anderen Erkrankung zugeordnet werden kann, eine Leukoplakie dar. Genau betrachtet ist die Leukoplakie eine Verdickung der Hornschicht der Mundschleimhaut, die auch durch chronische Reizung entstehen kann.

Wird der Reiz beseitigt (z.B. Wangenkauen, schlecht sitzender Zahnersatz) und die Veränderung heilt trotzdem nicht aus oder lag von Beginn an kein auslösender Reiz vor, so liegt eine Leukoplakie vor, die ebenso wie der Lichen in ein Karzinom entarten kann. Die frühzeitige Diagnose und engmaschige Verlaufskontrolle dieser und vieler anderer Mundschleimhautveränderungen ist wichtiger Bestandteil der zahnärztlichen Untersuchung und sollte daher regelmäßig wahrgenommen werden.

Manche Veränderung der Mundhöhle können Hinweise auf andere, bisher unentdeckte Erkrankungen des Körpers geben. So manifestieren sich viele Autoimmunerkrankungen, Leukämie, Virusinfektionen, etc. anfangs alleine in der Mundhöhle oder beschränken sich in ihrem Auftreten alleine auf die Mundschleimhaut.

Vor allem harte und schmerzlose Veränderungen, die möglicherweise noch bluten oder sehr schnell wachsen, sollten sofort und ohne jegliches Zögern einem Arzt vorgestellt werden. Sie können ein Hinweis auf ein entstehendes Karzinom der Mundhöhle sein. Ebenso sind dicke, unverschiebliche Lymphknoten, die nicht schmerzen, ein Warnzeichen und sollten abgeklärt werden.

Mundhöhlenkrebs

Mundhöhlenkrebs entsteht immer aus einer so genannten Präkanzerose, also einer Krebsvorstufe (z.B. Lichen). Eine Veränderung, die jahrelang im Mund schlummerte und keine Wachstumstendenz zeigte, kann plötzlich „explodieren“ und sich in ein Karzinom verwandeln.

Mundhöhlenkarzinome können die unterschiedlichsten klinischen Bilder mit sich bringen, jedoch existieren bestimmte Anzeichen, die eine Probeentnahme der Region zwingend notwendig machen:

  • weiße und/oder rote Veränderung mit unruhigem Erscheinungsbild
  • hart bis schuppig und ggf. unverschieblich mit der Umgebung „verbacken“
  • schmerzlos, wenn nicht zusätzlich infiziert
  • Blutungsneigung
  • schnelle Wachstumstendenz

Am häufigsten treten Mundhöhlenkarzinome an der Zunge und am Mundboden auf und sollten daher bei der Mundschleimhautdiagnostik einen besonderen Augenmerk darstellen.

Darüber hinaus spielt auch die Anamnese des Patienten eine besondere Rolle. In einem ausführlichen Anamnesegespräch mit dem Patienten kann der Zahnarzt mögliche Risikofaktoren in Erfahrung bringen und dann individuell entscheiden, ob der Patient auf Grund seines höheren Risikos häufigere Kontrolltermine einplanen sollte.

Die Kombination aus Rauchen, Alkoholkonsum und schlechter Mundhygiene stellt die typische Trias (Dreizahl) für die Entstehung eines Karzinoms der Mundhöhle dar. Allerdings erkranken auch Nichtraucher an dieser Krebsart und sollten daher ebenso regelmäßig ihre Kontrolltermine wahrnehmen.

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