Für schöne Zähne ist es nie zu spät, denn kieferorthopädische Zahnkorrekturen sind meistens bis ins hohe Alter möglich. Allerdings ist es für viele Erwachsenen und Jugendlichen undenkbar, über Jahre eine sichtbare Zahnspange zu tragen. In solchen Fällen bietet die Lingualtechnik Abhilfe.
Die Lingualtechnik ist ein kieferorthopädisches Behandlungsverfahren, bei dem die feste Zahnspange auf die Innenseite der Zähne geklebt wird. Sie ist von außen nicht sichtbar, aber die Zähne bewegen sich genauso schnell und effizient wie mit herkömmlichen festsitzenden Apparaturen.
Neue Modelle deutlich günstiger
Die Lingualtechnik wurde in den 70er Jahren in den USA entwickelt. Allerdings waren die damaligen Apparaturen noch nicht ausgereift und es mangelte an guter Ausbildung. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Lingualtechnik jedoch weiterentwickelt: Die unsichtbaren Zahnspangen sehen heute ganz anders aus als früher. Die neuen Varianten sind extrem flach und komfortabel – und haben fast alle Probleme der älteren Lingualspangen gelöst.
Das weltweit bekannteste System, das im Jahr 2004 eingeführt wurde, besteht aus einer Goldlegierung. Ein neues System, das 2013 vorgestellt wurde, funktioniert nach dem gleichen Prinzip, ist jedoch aufgrund seiner Bestandteile um einiges günstiger als sein goldenes Vorgängermodell.
Beide Systeme sind vollständig individualisiert und zur Zeit die wohl am häufigsten angewendeten Lingualsysteme in der kieferorthopädischen Praxis.
Ästhetische und medizinische Vorteile
Die Lingualtechnik bietet nicht nur ästhetische Vorteile, sondern auch medizinische. Die Zahninnenseite ist deutlich robuster und widerstandsfähiger gegenüber Entkalkungen und Karies.
Bleibende Schäden an den Zähnen sind damit weniger wahrscheinlich als bei herkömmlichen festen Zahnspangen. Aktuelle Studien zeigen eine Reduktion des Karies-Risikos um 90 %.
Ablauf der Behandlung
Nachdem sich der Patient für eine linguale Zahnspange entschieden hat, nimmt der Kieferorthopäde zunächst einen Präzisionsabdruck der Zähne. Alternativ lässt sich auch ein intraoraler 3D-Scan mit einem Dentalscanner anfertigen.
Brackets und Drähte werden individuell gefertigt und nach ca. 5 Wochen an den Zähnen befestigt (© WavebreakMediaMicro - Fotolia)
Den Abdruck oder Scan schickt die Praxis an ein spezielles Labor, das anhand der jeweiligen Ausgangssituation des Patienten ein individuelles 3D-Modell entwickelt. Dieses Set-up-Modell stellt das bestmögliche Endergebnis der Zahnkorrekturen dar.
Anhand des Set-up-Modells werden am Computer für jeden einzelnen Zahn individuelle linguale Brackets designt und anschließend gefertigt.
Die dem Set-up entsprechenden Spezialdrähte gestaltet ein Biegeroboter so, dass die Mundsituation des Patienten am Ende der Behandlung mit dem Set-up übereinstimmt.
Die Brackets der unsichtbaren Zahnspange befestigt der Kieferorthopäde nach rund vier bis sechs Wochen mithilfe einer Übertragungsschablone an der Innenseite der Zähne. Zum Schluss werden die Brackets mit einem individuellen Spezialdraht verbunden.
Gute Ergebnisse dank hoher Spezialisierung
Der Draht wird mit einer computergestützten Software so präzise gebogen, dass die Zahnstellung optimal korrigiert werden kann. Der Erfolg stellt sich in der Regel nach einem ähnlichen Zeitraum wie nach einer Behandlung mit herkömmlichen sichtbaren Spangen ein.
Da die Zahninnenflächen für den Kieferorthopäden deutlich schwieriger erreichbar sind, ist die Lingualtechnik mit einem erhöhten Aufwand verbunden.
Außerdem ist bei dieser Technik ein deutlich höheres Know-how gefragt als bei konventionellen Methoden, so dass eine derartige Behandlung nur von einem gut ausgebildeten Spezialisten durchgeführt werden sollte.