Artikel 01/01/2018

Kreuzbandriss: Reduziert eine OP das Arthrose-Risiko?

Team jameda
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Die Verletzung des vorderen Kreuzbandes ist ein traumatisches Ereignis, das die Funktionen des Knies stark beeinflussen kann. Sportliche Aktivitäten auf hohem Niveau sind häufig nicht mehr möglich.

Die Kreuzband-Rekonstruktion gilt als die Behandlung der Wahl. Damit gewinnt der Patient die Funktionsfähigkeit des Kniegelenks zurück. Außerdem kann dadurch in gewissem Ausmaß der normale Bewegungsablauf des Kniegelenks wiederhergestellt werden.

Ob ein verfrühter Knorpelverschleiß und somit eine frühzeitige Arthrose durch eine Kreuzband-Rekonstruktion gänzlich vermieden werden kann, ist bislang umstritten. Dieser Artikel soll eine Zusammenfassung der bestehenden Literatur präsentieren und der Frage nachgehen, ob eine Kreuzbandverletzung unweigerlich zu verfrühter Arthrose führt und ob eine Rekonstruktion diese Entwicklung verhindern kann.

Warum steigt das Arthroserisiko nach einem Kreuzbandriss?

Durch einen Kreuzbandriss ist das Kniegelenk deutlich instabiler. Oftmals kann dieses Phänomen zu einem gewissem Grad bei sehr athletischen Patienten durch Muskelkraft reduziert werden. Die Instabilität bei Drehbewegungen jedoch kann der Körper auch bei sehr sportlichen Patienten nur schwer ausgleichen.

Diese Instabilität des Kniegelenkes führt nicht nur zu Folgeverletzungen des Meniskus und der restlichen Bandstrukturen im Kniegelenk, sondern auch zu Scherbewegungen im Bereich der knorpeligen Gelenkfläche. Sogenannte Scherungen entstehen durch Kräfte, die auf bestimmte Art und Weise an Festkörpern ziehen.

Der Knorpel unserer Gelenke ist grundsätzlich für Stoßbelastungen gebaut und anfällig für Scherbewegungen. Aus diesem Grund löst die Instabilität nach einer Kreuzbandverletzung Knorpelverschleiß und Arthrose aus.

Was kann der Patient dagegen tun?

Vor allem die Gewichtsreduktion und die vermehrte sportliche Aktivität kann die Stabilität des Kniegelenks wieder verbessern. Dabei sollte der Muskel unter physiotherapeutischer Kontrolle aufgebaut werden.

Reduziert eine OP das Risiko oder nicht - wie ist die Studienlage?

Eine Zusammenfassung der bestehenden Literatur von Øiestad vom Juli 2009 im American Journal of Sports Medicine bündelte die Daten von 31 Studien. Es zeigte sich, dass zwischen 0 % und 13 % der Patienten mit einer Kreuzband-Verletzung, die innerhalb der ersten 10 Jahre nach der Verletzung operiert wurden, Arthrose hatten. Bei Patienten, die zusätzlich unter einer Muskelschädigung litten, war die Arthroserate nach operativer Versorgung mit 21 % bis 48 % deutlich höher.

Mehrere andere Einzelstudien, die die Arthroserate bei Patienten mit Kreuzband-Verletzung ohne Operation untersuchten, haben jedoch langfristige Ergebnisse mit Arthroseraten von 50 % und mehr gezeigt. Andere einzelne Langzeitstudien, die eine Kombinationsverletzung des Kreuzbandes mit Meniskusrissen untersuchten, zeigten, dass sogar 70 % der Patienten Zeichen von Arthrose entwickeln.

Trotz vorliegender Studien ist jedoch auch zu erwähnen, dass Zeichen der Arthrose im Röntgen oder in der Magnetresonanztomographie nicht unbedingt mit Schmerzen oder anderen Symptomen einhergehen müssen. Ein Sportler kann Anzeichen haben, aber immer noch Sport treiben und wenige Bewegungseinschränkungen und Schmerzen aufweisen. Die Ursache der Arthrose-Schmerzen ist demnach nicht komplett geklärt.

Was ist nun der Vorteil einer Kreuzband-Rekonstruktion?

Ob nun die frühzeitige Arthrose durch eine Kreuzband-Rekonstruktion verhindert werden kann oder nicht, kann bislang nicht nachgewiesen werden. Dennoch ist das oberste Ziel bei der Kreuzband-Rekonstruktion, das Kniegelenk zu stabilisieren. Weniger sportliche Menschen kommen möglicherweise ohne Rekonstruktion des Kreuzbandes zurecht. Die meisten Menschen, die Sport treiben, leiden bei nicht versorgter Kreuzband-Verletzung aber unter Instabilität und Unsicherheit bei unterschiedlichen Bewegungen des Kniegelenkes.

Diese Instabilität führt in den meisten Fällen zu weiteren Verletzungen von Menisken und Bändern.Theoretisch sollten Folgeschäden, die später zu einer Arthrose führen können, vermieden werden, wenn das Kniegelenk stabilisiert wurde. Wie die vorliegenden Studien jedoch zeigen, scheint sich Arthrose trotzdem bis zu einem gewissen Grad zu entwickeln. Ein wesentlicher Faktor ist jedoch auch, dass bei den vorliegenden Langzeitstudien ältere Rekonstruktionsmethoden verwendet wurden.

Neuere Rekonstruktionsmethoden scheinen vielversprechend und lassen auf bessere Langzeitergebnisse hoffen.

Die Entscheidung, ob eine Kreuzband-Rekonstruktion durchgeführt werden soll, sollte immer individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Bei frischer Kreuzband-Verletzung ist außerdem die Möglichkeit eines sogennaten ‘Kreuzband-Bracing’ in Betracht zu ziehen. Dabei wird eine Schiene minimalinvasiv eingesetzt und das Kreuzband ohne Sehnenentnahme stabilisiert.

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