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Bandscheibenerkrankungen gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern im orthopädischen Alltag und stellen für den Patienten eine massive Lebenseinbuße dar.
Mit dem Erlernen des aufrechten Gangs wird uns die Disposition zur Bandscheibenerkrankung sozusagen in die Wiege gelegt und stellt den Tribut dar, den wir unserer Entwicklungsgeschichte zollen.

Anhaltende Rückenschmerzen sind Anlass für einen Arztbesuch und sollten grundsätzlich auch zum Ausschluss ernsterer Erkrankungen abgeklärt werden. Die klinische und röntgenologische Untersuchung ergänzt ein sogenanntes Kernspintomogramm, das mittels eines starken magnetischen Wechselfeld Signale von Wasserstoffprotonen sichtbar macht. So entstehen Schnittbilder, die im Röntgenbild in der Regel nicht sichtbare Weichteile darstellen. Wird ein Bandscheibenschaden festgestellt, so stellt sich zunächst die Frage nach der Konsequenz und einer gegebenenfalls notwendigen operativen Behandlung.

Die Bandscheibenerkrankung mit begleitenden neurologischen Ausfällen

Die Bandscheibe dient als Platzhalter und Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern und ist vom Rückenmark und den dazugehörigen austretenden Nervenwurzeln getrennt. Kommt es zu Rissen im Fasergewebe und Austritt von Bandscheibenmaterial, so werden nicht nur schmerzhafte Wurzelreizungen sondern auch Sensibilitätsstörungen und Lähmungen im betroffenen Segment ausgelöst. Bei massiven Vorfällen ist eine so erhebliche Raumeinengung möglich, dass es zu querschnittartigen Lähmungsbildern kommt (z.B. Blasen- und Mastdarmlähmungen und Lähmungen der Beine; je nach Höhenlokalisation auch im Bereich der Arme oder der Brustwirbelsäule).
Am häufigsten betroffen ist die untere Halswirbelsäule und immer öfter auch die untere Lendenwirbelsäule. An der Brustwirbelsäule finden sich Bandscheibenvorfälle eher selten.
Grundsätzlich gilt, dass bei anhaltender Lähmung oder Sensibilitätsstörung eine operative Behandlung Erfolg verspricht. Bei Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen, die über mehrere Tage ohne Besserungstendenz anhalten, ist grundsätzlich eine operative Behandlung zu empfehlen. Die Erfolgsaussichten einer Operation sind in der Regel gut. Die noch vor bis zu zwei Jahrzehnten bestehenden sogenannten Postdiskektomie-Syndrome mit bis zu 30 % Beschwerden der operierten Patienten (je nach Untersuchungsstatistik) finden sich heutzutage in dieser Häufigkeit durch die verfeinerten, auch ambulanten oder teilstationär durchgeführten Operationsmethoden nicht mehr. Es ist von einer erheblich niedrigeren Komplikationsrate auszugehen, sodass der operative Eingriff unter den beschriebenen Gegebenheiten grundsätzlich angeraten ist.

Bandscheibenvorfall ohne neurologische Ausfälle

Wesentlich häufiger sind bandscheibenbedingte Rückenschmerzen ohne nervale Ausfälle, d.h. ohne Lähmungen oder Taubheitsgefühle. Diese werden in der Regel erfolgreich konservativ behandelt.

Mögliche konservative Therapiemethoden:

  • Individuell abgestimmte medikamentöse Anwendungen z.B. entzündungshemmende Präparate und Schmerzmittel mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus
  • Lagerungstechniken in z.B. Perl’scher Hängelage
  • Krankengymnastik oder Manuelle Therapie
  • Eis- und Wärmeanwendungen
  • Massagen
  • Injektionen
  • Chirotherapie
  • ggf. Akupunktur
  • elektrophysiologische Anwendungen mit elektrischen Magnetfeldern, Iono- und Phonophorese.

Auch hier gilt: Jeder Patient ist einzigartig, weshalb die genaue Behandlung individuell abgestimmt wird. Den richtigen Weg für den Patienten zu finden, ist die Herausforderung für den Behandler.

Wie trägt der Patient zur Besserung bei?

Für den Erfolg der Behandlung ist die Mitarbeit des Patienten entscheidend. So ist es seine Pflicht, den Anweisungen des Arztes zu folgen und die Medikamente in der verordneten Dosierung einzunehmen. Hilfreich ist zudem, sich möglichst häufig in die Entlastungsposition zu begeben und wenn möglich die schmerzauslösende Haltung zu vermeiden. Oft ist ein Entlastungsmieder zur Anhebung der Bauchblase und Entlastung des Zuges des Bauchfells an der bauchseitigen Wirbelsäule nützlich und kann bei Bedarf stundenweise ohne großen Aufwand angelegt werden. Möglich ist auch das Tragen einer Halskrause oder eines Schanz/scheren Watteverbands. Zu vermeiden sind lang andauernde einseitige Positionen, besser ist es, die Lage und Haltung häufig, etwa 20minütig zu wechseln.

Nur ein sehr kleiner Teil der Patienten hat nach einem überschaubaren Zeitrahmen der Behandlung etwa bis zu 4 Wochen weiterhin Beschwerden und muss länger behandelt werden. Auch hier sollte man sich einen realistischen Zeitrahmen von bis zu 3 Monaten setzen um dann eventuell operative Maßnahmen anzuraten.

In jedem Fall hat die schmerzhafte Bandscheibenerkrankung in den letzten Jahren ihren Schrecken verloren und ist im Allgemeinen sehr gut behandelbar. Die individuelle Behandlung erleichtert den Alltag des Patienten und stellt das Wohlbefinden wieder her.

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