Artikel 04/02/2017

Kopfschmerzen, Tinnitus, Beckenschiefstand: Symptome einer Craniomandibulären Dysfunktion?

Dr. med. dent. Clemens Fricke Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Dr. med. dent. Clemens Fricke
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
cmd-craniomandibulaere-dysfunktion-symptome

Bei einer Funktionsstörung des Kiefergelenks handelt es sich um eine Erkrankung, die weitreichende Folgen nach sich zieht. Die Beschwerden können bei Betroffenen vom Kopf bis abwärts in die Beine auftreten. Viele haben bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bis endlich die Diagnose CMD gestellt wird und eine entsprechende Therapie in die Wege geleitet werden kann.

Oftmals werden CMD-Patienten am vermeintlichen Schmerzort behandelt, nicht jedoch am Ursprungsort der Beschwerden. Das heißt, dass nur die Symptome behandelt werden wie z.B. mit einer Spritzentherapie bei Rückenschmerzen oder mit einer medikamentösen Therapie bei Kopfschmerzen bzw. Migräne, nicht jedoch die Ursache der Beschwerden.

Im Folgenden Artikel werden die relativ komplexen Zusammenhänge im Hinblick auf die wichtigsten Begleitsymptome erläutert.

Tinnitus und Schwindel

Bei vielen Patienten, die an Tinnitus oder Schwindel leiden, ist eine fehlerhafte Bisslage Mitverursacher der Beschwerden. Die Geräuschwahrnehmung wird vom Innenohr gesteuert, das nicht nur beim Hörvorgang eine wichtige Rolle spielt, sondern auch als Gleichgewichtsorgan dient. Reize aus dem Innenohr werden über winzige Nervenfasern weitergeleitet.

Die Reize werden ständig an spezifische Areale im Hirnstamm gemeldet und sorgen so für die Geräusch- und die Gleichgewichtswahrnehmung. Im Hirnstamm werden verschiedene Nerven verschaltet.

In direkter anatomischer Nähe zu den Arealen der Geräuschwahrnehmung und den Arealen der Gleichgewichtsverschaltung findet die Verarbeitung der Informationen aus dem Bereich des Gesichtsnervs statt. Dieser sendet Informationen aus dem Bezirk der Kaumuskulatur (Kiefergelenkstellung, Zahnstellung) an den Hirnstamm. Eine Überaktivität, die durch einen Fehlbiss ausgelöst wird, führt so zu einer Projektion auf die Nervenzellen, die für die Geräuschwahrnehmung und für das Gleichgewicht verantwortlich sind und verursacht auf diese Weise einen Tinnitus bzw. Schwindel.

Verspannung der Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur

Neben Kopfschmerzen treten bei einer CMD sehr häufig Nacken- und Rückenschmerzen auf. Doch wie kommt es, dass eine Fehlstellung des Kiefergelenks zu schmerzhaften Verspannungen in der Muskulatur führen kann?

Die Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur wird durch den Gehirnnerv und durch neutrale Fasern aus dem Rückenmark gesteuert. Das Rückenmark geht direkt in den Hirnstamm über; wo gleichzeitig die Verschaltung der Hirnnerven erfolgt.

In direkter anatomischer Nähe zu den Arealen des Hirnnervs findet die Informationsverarbeitung aus dem Bereich des Gesichtsnervs statt. Er sendet Informationen aus der Kaumuskulatur an den Hirnstamm. Eine Überaktivität, die durch einen falschen Biss ausgelöst wird, führt daher zu einer Projektion auf die Nervenzellen, die für die Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur verantwortlich sind und verursacht dort auf diese Weise eine Verspannung.

Kopfschmerzen/ Migräne

Heftige Kopfschmerzen und Migräne gehören zu den Hauptsymptomen einer CMD. Wenn man sich die anatomischen Verhältnisse vor Augen führt, wird verständlich, warum eine Funktionsstörung im Kiefergelenk für diese häufigen und vielfach sehr belastenden Beschwerden verantwortlich sein kann.

Der Kopfschmerz wird durch eine Reizung im Bereich des Großhirns verursacht. Durch Nervenfasern ist das Großhirn direkt mit dem Hirnstamm verbunden, wo auch die die Verschaltung des Gesichtsnervs erfolgt.

Der Gesichtsnerv sendet Informationen aus dem Bereich der Kaumuskulatur an den Hirnstamm. Wird durch einen Fehlbiss eine Überaktivität ausgelöst, führt das zu einer Projektion auf die Nervenzellen, die mit dem Großhirn verbunden sind. Auf diese Weise kommt es zu einem Reiz im Bereich des Großhirns, der dort Verspannungskopfschmerzen oder Migräne provoziert.

Beckenschiefstellung

Eine Beckenschiefstellung kann u.a. Knie- und Hüftgelenksschmerzen, Kiefergelenkgeräusche, Verspannungen sowie Wirbelsäulenproblematiken nach sich ziehen. Ausdruck eines Beckenschiefstandes ist nicht selten eine reversible Beinlängendifferenz, die Ursache dahinter ist jedoch oftmals eine CMD.

Körper- und Beckenstatik werden durch die Skelettmuskulatur beeinflusst, die über das Rückenmark gesteuert wird. Das Rückenmark geht direkt in den Hirnstamm über, wo verschiedene Nerven verschaltet werden.

Der Gesichtsnerv, der über Nervenfasern mit der Wirbelsäule und dadurch mit der Beckenmuskulatur verschaltet ist, sendet Informationen aus dem Bereich der Kaumuskulatur an den Hirnstamm. Liegt ein Fehlbiss vor, kommt es zu einer Überaktivität, die zu einer störenden Reizweiterleitung führt und so eine Fehlsteuerung im Bereich der Beckenmuskulatur verursacht. Durch solche Reize kann eine reversible Beinlängendifferenz provoziert werden.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.