Ihre Finger- oder Zehennägel haben sich verändert und Sie ärgern sich, weil es nicht gut aussieht? Versuchen Sie nicht einfach, das Problem zu vertuschen, schon gar nicht mit Nagellack oder synthetischen Nägeln. Nagelveränderungen weisen darauf hin, dass etwas mit Ihrer Gesundheit nicht stimmt. Lesen Sie hier, welche Krankheiten Ihre Nägel befallen können, was Sie dagegen tun sollten und welcher Arzt Ihnen hilft.
Woraus die Nägel bestehen
Nägel schützen die Finger- und Zehenenden und unterstützen die Greiffunktion. Sie bestehen hauptsächlich aus mehreren übereinander liegenden Schichten von Keratin, einer Hornsubstanz. Darüber hinaus enthalten die Nägel Mineralien, Cholesterin und Wasser. Gesunde Fingernägel sind fest und biegsam und ihre glatte Oberfläche schimmert matt.
Ein Nagel besteht aus der Nagelwurzel, der Nagelplatte, dem Nagelbett, dem Nagelfalz und dem Nagelwall. In der Nagelwurzel entstehen neue Zellen, die die älteren nach vorne schieben. Sie bilden die Nagelplatte. Fingernägel wachsen übrigens doppelt so schnell wie Zehennägel: Pro Monat sind es um die 3,5 mm, während Zehennägel nur 1,7 mm länger werden.
Das Nagelbett liegt unter der Nagelplatte und enthält feine Nervenbahnen und Blutgefäße. Rund um die Nagelplatte befindet sich eine Hautfalte, die „Nagelfalz“ an den Seiten des Nagels und „Nagelwall“ zum Finger hin genannt wird. Darin ist der Nagel eingebettet. So können Fremdkörper oder Krankheitserreger nicht eindringen.
Nagelveränderungen: fantasiereiche Nagelkunst
Wenn Nägel krank sind, verändern sie sich auf fantasiereiche Art und Weise. Farbe, Form und Struktur der Nagelplatte zeugen von unterschiedlichen Krankheitsbildern. Es entstehen weiße, gelbliche oder gelbgraue Flecken oder Streifen, weiße Punkte oder weiße flache Quer- oder Längsrillen, bläuliche, bräunliche oder schwarze Nägel, Nägel mit gelblichen Flecken und rötlich-braunen Rand, ähnlich wie Ölflecken, oder aber sie färben sich zur Hand hin weißlich und an den Fingerspitzen rötlich-braun.
Es gibt auch Tüpfelnägel mit einer unebenen Oberfläche und stecknadelgroßen Grübchen. Oder es bilden sich Hohlräume unter dem Nagel und innerhalb der Nagelplatte. Mancher Nagel ist brüchig, uhrglasverformt, längs oder quer geriffelt, löffelförmig oder krallenartig verkrümmt. Nägel spalten sich auch gern auf, entweder der Länge nach oder waagrecht in zwei Schichten. Außerdem kann eine Beule am Fingernagel entstehen oder der Fingernagel bildet sich zurück. Eine Verhornung der Zehennägel sieht wie eine Verdickung aus und wird auch Holznagel genannt.
Darüber hinaus kann ein Nagel in den Finger oder den Zehen einwachsen. Eingewachsene Nägel drücken sich in das Nagelbett ein, lösen Nagelfalzentzündungen aus, können sogar tiefe Vereiterungen verursachen und tun weh. Das typische Symptom einer Vereiterung ist ein pulsierender Schmerz. Manchmal verdickt sich die Nagelplatte und hebt sich vom Nagelbett ab. Eine völlige Lösung der Nagelplatte ist auch möglich.
Ursachen: vom falschen Nagellackentferner bis zu Krebs
Ungefähr 50 Prozent aller Nagelerkrankungen sind infektiös, 15 Prozent werden von Stoffwechsel- und Hauterkrankungen verursacht und für 5 Prozent sind Tumoren und Pigmentveränderungen verantwortlich.
Der König der Infektionen, die Nägel krank machen, ist der Nagelpilz, auch Onychomykose genannt. Seltener werden Nägel von Bakterien befallen.
Hauterkrankungen, die Nägel in Mitleidenschaft ziehen, sind zum Beispiel der Lichen ruber planus oder die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt. Beides sind chronische Hauterkrankungen, die von Fehlreaktionen des Abwehrsystems verursacht werden. Der kreisrunde Haarausfall ist wahrscheinlich ebenfalls auf ein fehlgeleitetes Immunsystem zurückzuführen und äußert sich unter anderem auch durch kranke Nägel.
Vitaminmangel, der durch schlechte Ernährung ausgelöst wird, kann eine Ursache für Nagelpilz sein (© richardschramm_iStock)
Weitere häufige Gründe sind Unterernährung, Vitamin- oder
Eisenmangel oder Schilddrüsenunterfunktionen. Auch Durchblutungsstörungen, Herzschwäche,
Schlaganfälle, Blutarmut, Leberentzündungen, Alkoholmissbrauch,
Leberzirrhose und schwere Lungenerkrankungen verformen und verfärben die Nägel.
Nervenschäden und Mukoviszidose, eine genetische Stoffwechselkrankheit, äußern sich auch mit Nagelverformungen. Selbstverständlich spielen Verletzungen und Mittel, die in der Chemotherapie eingesetzt werden, auch eine Rolle.
Die gefürchtetste Ursache der Nagelerkrankungen ist das Melanom, ein aggressiver Hautkrebs mit 10-Jahresüberlebensraten von ungefähr 43 Prozent.
Auf der anderen Seite können Nagelerkrankungen auch harmlose Gründe haben. Manche vertragen bestimmte Nagellackentferner nicht, die die Nägel austrocknen. Andere waren zu lang im Wasser, wodurch die Nägel aufgeweicht sind. Weitere harmlose Ursachen sind Nägelkauen und die genetische Vererbung ganz weißer oder krallenartig verkrümmter Nägeln.
Hochrisikogruppen für Nagelerkrankungen sind Diabetiker, Dialysepatienten, transplantierte und Krebspatienten.
Diagnose: ab zur dermatologischen Praxis!
Der erste Schritt ist ein Termin in der dermatologischen Praxis. Dort untersucht Sie der Arzt und verordnet weitere Checks, wie zum Beispiel:
- eine Dermatoskopie, eine nicht-invasive Untersuchung, bei der die Haut und die Nägel mit einem Mikroskop unterpolarisiertem Licht bis in tiefere Schichten betrachtet werden können
- mykologische oder mikrobiologische Untersuchungen
- feingewebliche Untersuchung
Welche Ursachen deuten auf welche Nagelveränderungen hin:
Nagelveränderung
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Verdacht auf
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Querfurchen
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Infektionskrankheiten, Vergiftungen
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Gelbe Nägel
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Lungenerkrankungen
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Weiße Nägel
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Nierenerkrankungen, Leberzirrhose, Mangelernährung
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Löffelnagel
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Eisenmangelblutarmut
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Zur Hand hin weißlich und an den Fingerspitzen rötlich-braune Nägel
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Nierenerkrankungen
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Uhrglasgewölbte Nägel
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Mukoviszidose
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Tüpfelnägel, Längsrillen
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Alopecia areata
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Aufgespaltene Nägel
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Lichen ruber
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Tüpfelnägel, Nägel mit ,,Ölfleck‘‘
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Psoriasis
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Gelbliche oder gelbgraue Flecken oder Streifen, eingewachsene Nägel, verdickte Nägel, die sich vom Nagelbett abheben
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Nagelpilz
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Bläuliche Nägel an flachen Fingern
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Angeborene Herzfehler, Herzschwäche
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Schwarze oder dunkelbraune Nägel
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Melanom
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Durch die warm-feuchte Umgebung in Schuhen sind Zehen häufiger von Nagelpilz befallen als Finger (© Brian Jackson - Fotolia)
Hilfe bei Nagelpilz
Ungefähr 10 Prozent aller Menschen leiden an einer Onychomykose. Zehennägel sind häufiger von Nagelpilz betroffen als Fingernägel, weil sich die Pilze besser entwickeln, wenn ihre Umgebung warm und feucht ist.
Einen Nagelpilz loszuwerden, ist bekanntlich sehr zeitaufwendig. Die Pilze befinden sich hauptsächlich unter dem Nagel, daher kommen Medikamente nur schwer und in kleinen Mengen an die Problemstelle heran. Das verzögert die Heilung um Monate, manchmal auch um Jahre.
Meistens werden Antimukotika in Form von Lack, Flüssigkeit oder Salbe verabreicht. Wenn mehrere Nägel befallen sind, kommen sogar Tabletten oder Kapseln in Frage.
Welche Behandlung ist die richtige?
Die Therapie hängt von der Ursache ab.
- Melanome müssen sofort entfernt werden und danach leitliniengemäß behandelt und überwacht werden.
- Bei bakteriellen Infektionen helfen Antibiotika.
- Ursachen, die auf Fehlreaktionen des Abwehrsystems zurückzuführen sind, werden mit Immunosuppresiva und Cortison behandelt.
- Bei Blutarmut, Unterernährung und Vitamin- oder Mineralienmangel kann der Patient mit der richtigen Ernährung und Spezialpräparaten gegensteuern.
- Eine Schilddrüsenunterfunktion kann wunderbar mit Hormonpräparaten behandelt werden.
- Bei Lebererkrankungen ist der Alkoholgenuss komplett untersagt.
- Die Zuckerkrankheit wird mit der geeigneten Ernährung und Antidiabetika oder Insulin kontrolliert.
- Die Mukoviszidose wird gesondert behandelt.
Bei Herzschwäche, Schlaganfall und schweren Lungenerkrankungen sind die begleitenden Nagelveränderungen meistens nicht individuell behandelbar.
Heilt die Nagelerkrankung nicht mit der Gabe von Medikamenten aus, ist eine operative Entfernung möglich.
Was Sie selbst tun können
Bei harmlosen Nagelerkrankungen oder zusätzlich zur ärztlich verordneten Therapie helfen Ihnen folgende Maßnahmen:
- Nehmen Sie warme Kamillenfußbäder und trocknen Sie Füße und Nägel danach gut ab.
- Bei brüchigen, ausgetrockneten Nägeln nutzen Sie feuchtigkeitsspendende Lotionen.
- Vermeiden Sie Nagellack, Nagellackentferner und künstliche Nägel, bis Ihre Nägel wieder gesund sind.
- Gehen Sie zur fachgerechten Pediküre und Maniküre.
- Bei Fußnagelerkrankungen gehen Sie am besten zum Podologen und lassen sich medizinisch die Füße pflegen.
- Wenn das Einwachsen der Nägel droht, schneiden Sie die Fußnägel gerade und lassen die Ecken links und rechts stehen.
- Nehmen Sie ausreichende Mengen von Kalzium, Zink, Eisen, Vitamin C und Vitamin B zu sich.
Besonders Schwimmbäder sind sind typische Infektionsquellen für Nagelpilz (© © XtravaganT - Fotolia)
Vorsorge-Tipps
Wenn sie zu einer Risikogruppe für Nagelerkrankungen gehören, weil Sie zum Beispiel Nagelverletzungen haben, älter sind oder an Gefäßerkrankungen, Zuckerkrankheit, Abwehrsystemschwäche oder Psoriasis leiden, ist eine besondere Vorsicht geboten. Vermeiden Sie Infektionsquellen und gehen Sie in Schwimmbädern, Saunen, Sporthallen und auf Teppichen, insbesondere in Hotelzimmern, nicht barfuß.
Vermeiden Sie Nagelverletzungen und ,,lüften‘‘ Sie Ihre Füße, so oft es geht. Ziehen Sie Schuhe, Strümpfe oder Socken aus, wenn Sie sitzen, damit sich die Pilze unwohl fühlen und sich gar nicht erst an Ihren Nägeln ansiedeln.
Fazit
Nagelerkrankungen haben die unterschiedlichsten Ursachen – sie können harmlos oder aber lebensbedrohlich sein. Sie äußern sich mit beeindruckenden Nagelveränderungen und müssen unbedingt vom Dermatologen untersucht werden. Die Therapie richtet sich nach der Ursache und kann in manchen Fällen sehr lange dauern.
Links
www.derma.de - Website der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft
Berufsverband der Deutschen Dermatologen
Deutscher Hausärzteverband
Quellen
War für mich sehr Aufschlussreich.